Zu dem Vortrag "Reiche Unternehmen, arme Erzeuger: Wohin geht die Reise beim Fairen Handel?" hatte der Fairtrade-Landkreis Würzburg in Kooperation mit der Fairtrade-Gemeinde Veitshöchheim und dem Weltladen Güntersleben in die Bücherei im Bahnhof eingeladen, heißt es in einer Pressemitteilung.
Bürgermeister Jürgen Götz freute sich, als Referenten den Buchautor, Journalist, Blogger und Betriebswirt Frank Herrmann begrüßen zu können. Der Referent hat viele Jahre in Lateinamerika gelebt, Entwicklungsprojekte geleitet und Hilfsorganisationen beraten.
Der Referent berichtete über seine Aufenthalte in Guatemala am Attitlan-See während seines Studiums vor drei Jahren und welche großen Fortschritte in dieser Zeit in der Kooperative der Kaffeekleinbauern erzielt werden konnten. Diese könnten aber auch heute noch oft nur bis zu 20 Prozent ihres Kaffees über den fairen Handel loswerden, weil einfach die Käufer fehlen.
Im Gegensatz zu den billigen "Lockvogel"-Angeboten der Discounter ist nach Meinung von Hermann der Fairtrade-Kaffee in den Weltläden hinsichtlich der Qualität unvergleichlich besser und sei deshalb auch nicht zu teuer.
Ein bedeutender Faktor ist neben dem Kaffee auch Kakao. Hier sei der Fairtrade-Anteil in Deutschland mit 1718 Tonnen Schokolade und 754 Tonnen Trinkschokolade bei einer Einfuhr von vier Milliarden Tonnen noch deutlich geringer als bei Kaffee.
Hermann verdeutlichte, welche fatalen Folgen unsere Billig-Produkte für die produzierenden Menschen vor Ort haben. So stamme beispielsweise über ein Drittel des für die Schokoladengewinnung benötigten Kakaos aus der Elfenbeinküste, wo die Bohnen hauptsächlich von Kindern unter gesundheitsgefährdenden Arbeitsbedingungen geerntet würden.
Insgesamt betrage der Marktanteil fair gehandelter Waren gerade mal etwas mehr ein Prozent am Gesamtkonsum. So habe jeder Deutsche 2018 für fair gehandelte Produkte 19 Euro ausgegeben, die Österreicher mit 38 Euro das Doppelte und Weltmeister seien die Schweizer mit 82 Euro.
Der Referent ging auch darauf ein, dass Zielkonflikte mit Blick auf den Klimaschutz bestehen können, beispielsweise beim Konsum von Wein aus Südafrika. Fairen Handel stufte er als Teil der Bewegung zum Klimaschutz und der Wachstumsproblematik ein. Aufklärung allein genüge nicht, es müssten auch Taten folgen. Neben der Verantwortung der Verbraucher stünden die Politik und die Unternehmen in der Pflicht, Veränderungen herbeizuführen.
Der stellvertretende Landrat Ernst Joßberger hob hervor, dass seit Februar 2016 der Landkreis Würzburg der zweite Landkreis in Bayern ist, der mit dem Fairtrade-Siegel ausgezeichnet wurde. Erfreulich sei auch, dass es mit dem Landkreis-Gymnasium Veitshöchheim im Vorjahr eine zweite Fairtrade-School nach der Grundschule Güntersleben im Landkreis gibt.
Keimzellen der Fairtrade-Bewegung im Landkreis sind laut Joßberger die acht Weltläden, die in Güntersleben, Erlabrunn, Hettstadt, Ochsenfurt, Randersacker, Reichenberg, Rottendorf und Waldbüttelbrunn bestehen.