Den Moment, nachdem die letzte Note gespielt ist, genießt Philipp Hagemann immer besonders: Wenn beim Auftritt alles geklappt hat, das Adrenalin noch durch den Körper pumpt und 15 000 Zuschauer jubeln. „Da fühlt man sich ein bisschen wie ein Rockstar“, sagt der 36-Jährige.
Am kommenden Freitag steht Hagemann wieder einmal auf der Bühne, diesmal auf dem Residenzplatz – ein Heimspiel für den Estenfelder. Als Solocellist der Neuen Philharmonie Frankfurt begleitet er Stargeiger David Garrett auf seiner aktuellen Tour. Mit dem Orchester hat Hagemann bereits mit vielen Rockstars gespielt, unter anderem Peter Gabriel, Deep Purple und Nena. Auch seine Frau Veronika ist mit dabei, sie spielt bei den ersten Geigen.
Philipp Hagemann,
Cellist bei David Garrett
Das Verschmelzen verschiedener Musik-Genres, genannt Crossover, zeichnet David Garretts Stil aus. Ein Mix aus Klassik und Moderne, begleitet von einer Show wie bei einem Rock-Konzert. Hagemann: „Das ist schon eine ganz schöne Lautstärke – auf der Bühne tragen wir Kopfhörer, damit wir unser eigenes Spiel hören können – und es gibt lauter Lichteffekte und Pyrotechnik.“ Mit seiner Geigentechnik könnte Garrett problemlos reine Klassik spielen, sagt Hagemann, „aber Crossover ist eben das, was ihm Spaß macht.“ Auch beim Publikum kommt das offensichtlich gut an: Bis auf wenige Karten ist das Konzert am Freitag um 19.30 Uhr ausverkauft.
Für Hagemann sind Klassik und Rock keine Gegensätze. Sein Cello stammt aus dem Jahr 1792, aber er spielt darauf ebenso gern Mozart wie moderne Stücke. Die rund 40 Musiker der Neuen Philharmonie Frankfurt haben sich den Genre-Mix auf die Fahnen geschrieben und spielen neben ihrem klassischen Repertoire auch Crossover-Produktionen. „Ich habe als Jugendlicher laut AC/DC gehört und dann klassische Musik studiert“, sagt Hagemann, „für mich ist das alles Musik.“
Das Cello hat den gebürtigen Hamburger schon früh begeistert: „Ich war etwa fünf Jahre alt, als ich meinen Eltern gesagt habe, dass ich Cello spielen möchte.“ Die Eltern meldeten ihn erst einmal zum Klavierunterricht an, zum Notenlernen. Mit neun Jahren kam der Cello-Unterricht dazu, „und mit 14 wusste ich: Musik ist das, was ich im Leben machen will.“ Nach der Schule studierte Hagemann an der Würzburger Musikhochschule und schloss mit Konzertdiplom im Violoncello ab. Heute ist er in Würzburg als Kirchenmusiker und Cellolehrer tätig – wenn er nicht gerade mit Rockstars auf Tour geht.
Mit David Garrett könne er seine Schüler schnell begeistern, erzählt Hagemann. „Das zeigt ihnen, dass so ein Instrument auch cool sein kann. Für die Jugendlichen ist das toll, das motiviert.“ Beim Konzert auf dem Residenzplatz sind auch einige seiner Schüler im Publikum. Ihren Cellolehrer bekommen sie dann auch auf der großen Leinwand zu sehen: Als erster Cellist spielt Hagemann an einigen Stellen mit Garrett solistisch. Lampenfieber hat er deswegen nicht, aber „da konzentriert man sich noch Mal ganz besonders.“
Zehn bis zwölf Wochen ist er im Jahr auf Tourneen unterwegs, schätzt Hagemann. Nicht immer einfach, mit zwei Kindern im Alter von zweieinhalb und fünf Jahren. Die Garrett-Tour begleiten er und seine Frau Veronika abwechselnd, damit immer ein Elternteil zuhause ist. Am Freitag stehen sie aber ausnahmsweise beide auf der Bühne: „Wenn wir schon ein Heimspiel in Würzburg haben, lassen wir es uns natürlich nicht nehmen, gemeinsam aufzutreten“, sagt Hagemann. Auf die Kinder passen an dem Abend die Großeltern auf – damit Mama und Papa die Bühne rocken können.
Der Diskussionszeitraum für diesen Artikel ist leider schon abgelaufen. Sie können daher keine neuen Beiträge zu diesem Artikel verfassen!