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Feuer und Flamme für Körner

Landkreis Würzburg

Feuer und Flamme für Körner

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    "Auslöser für die ungewöhnliche Heizanlage ist der Verfall des Getreidepreises, sagte Graber. Bei Erlösen von sieben bis zehn Euro je Doppelzentner Getreide sei keine Wertschöpfung mehr gegeben. Diese Entwicklung und die gleichzeitig gestiegenen Heizölpreise lassen Getreide als Brennstoff interessant werden.

    Die Befürworter machen folgende Rechnung auf: Selbst für Backweizen erhält der Landwirt derzeit zehn Cent pro Kilogramm. 2,5 Kilogramm Getreide werden benötigt, um einen Liter Heizöl zu ersetzen, der rund 60 Cent kostet. Mit Getreide geheizt würden nur 25 Cent Kosten entstehen, um einen Liter Heizöl zu ersetzen. Allerdings muss berücksichtigt werden, dass für die Getreidefeuerung höhere Investitionskosten als für einen Ölkessel entstehen. Dennoch sei der Kostenvorteil der thermischen Verwertung von Getreide so deutlich, dass der Wertschöpfungsvorteil stets gegeben sei, hat der BBV ausgerechnet. Für Graber, der 4000 Liter Heizöl ersetzt und der für die Feuerungsanlage 24 000 Euro - 14 000 Euro mehr als für eine Ölheizung - ausgegeben hat, errechnet sich pro Jahr immer noch eine Kostenersparnis von 300 Euro.

    Über dem Heizraum lagern bei Grabers zwei Tonnen Getreide in einem Sacksilo. Über ein Rohr rieseln die Körner zur Heizanlage, wo sie über eine Transportschnecke in Bodennähe in den Brennraum geschoben werden. Ein Mikroprozessor sorgt abhängig vom Wärmebedarf für die nötige Getreidezufuhr, die automatisch angezündet wird. Da Körner beim Verbrennen aggressive Salzsäure freisetzen, ist der Ofen mit Schamotte ausgekleidet. Um die Säure zu binden, wird Kalkpulver zugegeben. Das sorgt außerdem dafür, dass die Körner zu Asche und nicht zu Schlacke verbrennen. Etwa zwei- bis dreimal die Woche muss Graber den Aschekasten leeren.

    "Auslöser für die ungewöhnliche Heizanlage ist der Verfall des Getreidepreises"

    Karlheinz Graber, Landwirt in Euerfeld

    Das größte Hindernis auf dem Weg zur Unabhängigkeit vom Öl war die amtliche Genehmigung. Weil Getreide für kleine und mittlere Anlagen kein Regelbrennstoff ist, war dies nur auf dem Weg einer Ausnahme möglich, sagte die Kitzinger Landrätin Tamara Bischof. Weil sein Vorhaben als Pilotprojekt eingestuft wurde und der Brenner des österreichischen Herstellers Gerlinger die geforderten Werte für Staub und Stickoxide einhielt, bekam Graber seinen Wunsch erfüllt. "Sie haben gezeigt, dass es funktioniert", sagte Bischof. Um weitere Anträge genehmigen zu können, müsse am besten eine Bundesregelung getroffen werden, meinte sie. Sich allein auf den Preisvorteil als Härtefallregelung zu berufen, sei als Genehmigungsgrund für Ausnahmen nicht ausreichend.

    Der CSU-Landtagsabgeordnete Dr. Otto Hünnerkopf (Wiesentheid) ist zuversichtlich, dass es noch in diesem Jahr in Bayern eine Entscheidung über Getreide als Regelbrennstoff geben werde. Als Mitglied im Umwelt- und Landwirtschaftsausschuss werde er sich dafür einsetzen. Seine Überzeugung sei, nicht nur Energie aus möglichst vielen Quellen bereitzustellen. Außerdem werde der ländliche Raum gestärkt, wenn der Landwirt die Chance habe, mit Energiekorn eine neue Einkommensquelle zu erschließen.

    Das Heizen mit Getreide sei eine Technik, die erst am Anfang ihrer Entwicklung stehe, sagte Klaus Behr, stellvertretender Leiter des Amtes für Landwirtschaft und Forsten Kitzingen. Er verwies auf den ökologischen Vorteil der Energie aus nachwachsenden Rohstoffen, die nur so viel Kohlendioxid freisetzen, wie die Pflanze während des Wachstums aufgenommen habe.

    Einen Wunsch hatte Edwin Kraus, Geschäftsführer der S+K Heizungsbaufirma aus Blaufelden: In Bayern sollten Getreideheizungen so leicht zu verwirklichen sein wie in Baden-Württemberg. Dort muss ein Betreiber sein Vorhaben den Behörden nur bekannt geben.

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