
„So etwas habe ich noch nicht erlebt“, sagt ein Teilnehmer nach der jüngsten Pressekonferenz. Wenn Medienvertreter der Einladung des Oberbürgermeisters ins Rathaus folgen, erwartet sie normalerweise trockene Information und keine Emotion. Doch diesmal kocht die Luft.
Richtig sauer ist Rosenthal auf die Bürgerinitiative (BI) Alandsgrund, die den Bürgerentscheid erzwungen hat. Mit Fotos und Montagen betreibe die BI „Propaganda und Desinformation“. Sie signalisiere, „dass mitten im Grünen bösartig eine FH gebaut wird“. Mit dem Argument, die Leighton Barracks seien ein Alternativstandort „streut man den Bürgern Sand in die Augen“. Es sei „ein Märchen“, dass „sich dafür nur alle Gutwilligen an einen Tisch setzen müssten“. „Soviel Naivität nervt“, poltert Rosenthal auch in Richtung Journalisten. Von ihnen wünscht er sich „eine Berichterstattung, die darstellt, was für Würzburg auf den Spiel steht“.
Nicht nur die rund 1000 FH-Studienplätze könnten Würzburg verloren gehen, wenn der Neubau im Sanderheinrichsleitenweg durch den Bürgerentscheid gestoppt werde. Auch die 3400 Studienplätze der Uni-Erweiterung seien gefährdet. Denn werde der Freistaat mit einem Nein zum fertig geplanten FH-Neubau verprellt, wackele dessen Ja zur Uni-Erweiterung. Allerdings hat der Bayerische Ministerpräsident inzwischen 24 Millionen Euro für den Umbau zugesagt, damit dort bereits 2011 Studenten unterrichtet werden können. In der nächsten Woche soll in München das Geld für den Kauf von Grundstücken auf dem Noch-US-Gelände bereit gestellt werden.
Stadtbaurat Christian Baumgart stellte fest, dass die Baugenehmigung für den FH-Neubau am Sanderheinrichsleitenweg auch dann gültig bleibt, wenn sich die Bürger dagegen entschieden. „Ob der Freistaat davon Gebrauch machen würde, muss man ihn fragen.“
Dass es soweit kommt, will Rosenthal verhindern: „Wir sollten uns von 5170 Bürgern, die unterschrieben haben, nicht die Zukunft unserer Stadt kaputt machen lassen“. „Immer wieder tauchen Sandmännchen auf“, schimpft Rosenthal. Die Bürgerschaft müsse am 27. Juli, „die stoppen, die am Ende kommen und alles verhindern.“
Wenn mit „immer wieder“ auch der letzte Bürgerentscheid in Würzburg gemeint ist, schießt Rosenthal allerdings ein Eigentor. Denn da stand er auf der Seite der Verhinderer – und stimmte gegen das von der Stadtratsmehrheit gewollte Arcaden-Bahnhof-Projekt. OB-Vorgängerin Pia Beckmann argumentierte damals so wie Rosenthal heute: Auch für sie stand die Zukunft der Stadt auf dem Spiel.
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