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WÜRZBURG: Flüchtling beim Neujahrsempfang: Eine Rede mit Gänsehaut-Faktor

WÜRZBURG

Flüchtling beim Neujahrsempfang: Eine Rede mit Gänsehaut-Faktor

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    Harte Arbeit: (v.l.) Bürgermeister Marion Schäfer-Blake, Adolf Bauer und OB Georg Rosenthal begrüßen die Besucher.
    Harte Arbeit: (v.l.) Bürgermeister Marion Schäfer-Blake, Adolf Bauer und OB Georg Rosenthal begrüßen die Besucher. Foto: Foto: Thomas Obermeier

    Es war ein gelungener Neujahrsempfang im Würzburger Rathaus. Ein Treffen für die Bürger, geprägt von vielen zwanglosen Gesprächen bei Wein und Gebäck und ein Gastredner, der den Mainfranken aus seiner Warte und mit seinem Hintergrund deutlich machte, wie schön sie es eigentlich haben: Friedenspreisträger Addis Mulugeta, einst äthiopischer Asylbewerber und nun anerkannter Flüchtling.

    Es waren die Politiker und Wirtschaftsvertreter am Sonntag in den Ratssaal gekommen, die Neugierigen und die interessierten Bürger. Sah es am Anfang noch so aus, als bliebe der beliebte Empfang hinter 2012 zurück, so schnellte die Zahl später auf etwa 500 nach oben. Die Besucher erlebten einen anrührenden Empfang. Das lag vor allem an dem Journalisten und Flüchtling Mulugeta, der den Zugang zu den Herzen der Mainfranken fand.

    Schon im zweiten Jahr bricht Gastgeber Oberbürgermeister Georg Rosenthal nun schon mit der Tradition, dass ein katholischer Würdenträger Neujahrsgrüße überbringt. Und so räumte er er Vorstellung Mulugetas in seiner Ansprache einen breiten Raum ein. Der Journalist musste Äthiopien verlassen wegen seiner regimekritischen Berichterstattung. Im März 2010 kam er in der Gemeinschaftsunterkunft in der Dürrbachau an. Dort engagierte er sich für seine Leidensgenossen, nun ist er als politischer Flüchtling anerkannt.

    Mulugeta stehe für die ethnische und kulturelle Vielfalt, die Würzburg heute kennzeichne, macht Rosenthal deutlich, der viel Applaus für seine 40-minütige Ansprache bekam. Und er untermauerte das auch mit Zahlen: 9,2 Prozent ausländische Bürger und 16 Prozent der Bevölkerung mit Migrationshintergrund. Das sind rund 32 000 Würzburger. Er erwähnte die lange Tradition von ausländischen Bürgern: Frankenapostel Kilian war Ire, Bischof Burkard Angelsachse, Antonio Petrini kam aus dem Trentino und die Ringparkanlagen schuf ein Schwede, Jens Person Lindahl.

    Natürlich ließ Rosenthal auch die aktuelle Stadtpolitik Revue passieren und gab Ausblicke. Dabei schnitt er Themen an wie Bevölkerungsentwicklung und Wohnraumprobleme. Ein Vorzeigeprojekt sieht der OB im neuen Stadtteil Hubland. Dort sollen bis 2030 4400 Menschen leben. Die Tochter Stadtbau GmbH soll ihren Beitrag leisten und für 50 Millionen Euro 300 Mietwohnungen bauen.

    Weitere Großprojekte sind für das Stadtoberhaupt: Neubau Randersackerer Straße mit Fertigstellung Sommer 2014; der Neubau des Zeller Bocks, der Ortsverbindung in den westlichen Landkreis, Eröffnung laut OB Sommer 2015; für den Tourismus zwei neue Hotels und künftig eine Erweiterung des CCW; die Umgestaltung der Innenstadt in Spiegel- und Eichhornstraße und eine Nutzung auf dem Areal der Mozartschule mit dem Arbeitstitel Residenz-Galerie.

    Würzburg sei im Gegensatz zu anderen Städten auf einem guten Weg bei den Krippen- und Kleinkindplätzen. Zum 1. August, wenn der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Kleinkinder in Kraft tritt, erreicht die Domstadt laut Rosenthal eine Versorgungsquote von 60 Prozent. Wichtige Themen sind für den OB für 2013 die Sanierung des Mainfranken Theaters als weicher und bedeutender Standortfaktor und der Umbau der Frankenhalle als Ausweichspielstätte. „Ein Abriss wäre ein Verlust.“

    Beschlussfähig wäre der Würzburger Stadtrat an dem Sonntag nicht gewesen, witzelte nach den Ansprachen ein Insider. Er sprach die vielen fehlenden Ratsmitglieder an. Die Besucher waren jedenfalls unisono gerührt ober der Worte von Mulugeta. Studentenpfarrer und Ombudsmann Burkhard Hose: „Glückwünsche an die Stadt zu der tollen Entscheidung. Das gibt der Vielfalt Raum.“ Alt-Weihbischof Helmut Bauer: „Großartig. Das zeigt seinen Glauben als koptischer Christ und seine Überzeugung. Das wirkt für die Asylbewerber.“ Grünen-Stadtrat Matthias Pilz: „Wer nicht da war, hat was verpasst. Das gehört zum stärksten, was ich je im Ratssaal gehört habe.“ Eine 74-jährige Würzburgerin, die Stammgast ist: „Sympathischer Mann, gute Rede. Schön, dass jedes Jahr ein anderer spricht. Schade, dass Bischof Friedhelm Hofmann nicht persönlich dabei war.“ SPD-Stadtrat Alexander Kolbow: „Ich hatte zwischendurch Gänsehaut.“

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