Mit einem Festabend in der Willi-Sauer-Halle hat die Gemeinde Bergtheim ihre 30-jährige Partnerschaft mit der französischen Gemeinde Boutiers-Saint-Trojan im Department Charente in Westfrankreich gefeiert. Partnerschaftsvereinsvorsitzender Wolfgang Dobler und seine französische Amtskollegin Elisabeth Deligne konnten Männer und Frauen der ersten Stunde, Ehrengäste und zahlreiche Freunde begrüßen.
Eineinhalb Stunden lang dauerten die Reden, bis ein Büfett mit Frankenwein und Bier, mit Cognac und dem Likörwein „Pineau de Charente“ die geselligen Stunden bei musikalischer Unterhaltung durch die Band „Nashville“ einläutete. Das Besondere: die Reden der beiden Partnerschaftsvorsitzenden, der amtierenden und früheren Bürgermeister und von Landrat Eberhard Nuß wurden jeweils in die andere Landessprache übersetzt.
Alle Festredner erinnerten an die Zeit vor und nach der „Hochzeit“ am 28. April 1984. Damals war eine erste große Abordnung aus Bergtheim dabei, als die Partnerschaftsurkunde von den Bürgermeistern Ernst Steigleder und Robert Richard auf dem Marktplatz von Boutiers-Saint-Trojan unterzeichnet wurde und Heinz Wittstadt am 1. Mai als Höhepunkt der Begegnung das Amt als Bergtheims Bürgermeister übernahm.
Manche der Gründungsväter sind schon gestorben, die einst mit Herzblut die Gemeindepartnerschaft vorangetrieben und mit Leben erfüllt hatten. In einer Gedenkminute erinnerte sich die Festgesellschaft besonders an Ernst Steigleder, Richard Meißner oder Gérard Deligne. Viele enge Freundschaften über die Jahrzehnte hinweg sind entstanden, das verkörperten vor allem Heinz Wittstadt, Oswald Nuß und Artur Keller oder auch die beiden Partnerschaftsvorsitzenden, die sich regelmäßig am Telefon oder per Email austauchen und sogar „den gleichen Humor“ haben.
Die 30-jährige Freundschaft der beiden Gemeinden sei trotz der Entfernung von 1214 Kilometern immer „aktiv, dynamisch und liebevoll“ gewesen. Sie sei „treu und beständig wie ein altes Ehepaar“, aber immer noch einfallsreich und geprägt von respektvollem Umgang miteinander. Im Kleinen würden die beiden Partner ein vereinigtes Europa vorleben.
„Wir brauchen mehr Europa, nicht weniger“, rief Bürgermeister Philippe Nifenecker dazu auf, rechtem Gedankengut entgegen zu treten. „Nationalität, Tradition und Kulturgut gehen in einem vereinten Europa nicht verloren“. Das beweise die bestehende Freundschaft.
Viel voneinander lernen könne man, das unterstrich auch Bürgermeister Konrad Schlier. „Termine und Hast sind nicht alles im Leben“, würde er die französische Lebensart schätzen und das Lebensgefühl vermissen, „wenn ich einmal länger nicht in unserer Partnergemeinde war“. Wie in einer guten Ehe seien Höhen und Tiefen überwunden worden. Er hoffe sehr, „dass der Austausch der Schulen wieder zum Leben erweckt werden kann“, drückte er sein Anliegen aus.
Den Blick auf die Jugend und den Nachwuchs lenkte auch Altbürgermeister Robert Richard. Die gemeinsame Überzeugung von Frieden und Respekt müsse gelebt werden. Die europäische Debatte sei von Populismus und Skepsis geprägt. „Wir müssen Verbindungen herstellen zwischen den Bürgern Europas“, warb er in der Festwoche dafür, Träume zu leben, den Frieden zu sichern und Maßstäbe unzerstörbarer Freundschaft zu setzen.
Landrat Eberhard Nuß war stolz darauf, „dass 49 meiner 52 Landkreisgemeinden eine Partnerschaft pflegen“. Er lobte die Initiatoren für deren „historische Leistung“ und bedankte sich für das Engagement vieler Menschen, die die Verbindung pflegen. „Ich wünsche Ihnen, dass Sie diese Freundschaft im Herzen bewahren und in eine gute Zukunft tragen“, rief er den 48 Gästen aus Frankreich und deren Gastgebern zu.