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WÜRZBURG: Jede Menge Situationskomik

WÜRZBURG

Jede Menge Situationskomik

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    „Auf ein Neues“ im Theater Chambinzky: (von links) Leonie Flöttmann, Michael Wagner und Anne Hannsen.
    „Auf ein Neues“ im Theater Chambinzky: (von links) Leonie Flöttmann, Michael Wagner und Anne Hannsen. Foto: Foto: Theater Chambinzky

    Witz, Esprit und flotte, geistreiche Dialoge sind seit jeher die Markenzeichen französischer Komödien. „Auf ein Neues“ des in Paris lebenden Theaterautors Antoine Rault ist eines dieser zeitgenössischen Stücke, das seit der deutschsprachigen Erstaufführung im März 2013 auch hierzulande vor allem von Tournee-Bühnen mit Erfolg gespielt wird. In diese Erfolgsgeschichte, so viel darf schon jetzt prophezeit werden, wird sich die Regiearbeit von Martina Esser für das Würzburger Theater Chambinzky, nahtlos einreihen.

    Esser hat das Drei-Personen-Stück mit viel Tempo und dem nötigen Gespür für Tempowechsel und exakt getimete Pointen inszeniert. Sie bringt die den Dialogen innewohnende Komik dezent zum Leuchten und den im Stück verhandelten Konflikt unterschiedlicher Lebenswelten mit viel Einfühlungsvermögen zur Geltung. Denn Rault stellt im Gewand des gelegentlich abschätzig bewerteten Boulevard-Stückes die durchaus ernste Frage nach dem persönlichen und emotionalen Preis, der uns abverlangt wird, wenn wir beruflich erfolgreich sein wollen: Sind Geld und Karriere oder das Leben und Liebe wichtiger für unser Glück?

    Verkörpert werden die beiden Pole von der selbstbewussten, alleinerziehenden Geschäftsfrau Catherine (Anne Hansen) auf der einen und dem abgerissenen Clochard Michel (Michael Wagner) auf der anderen Seite. Auf Drängen ihrer pubertierenden Tochter Sarah (Leonie Flöttmann) lädt Catherine den Obdachlosen kurz entschlossen zum weihnachtlichen Truthahn-Essen ins großbürgerliche Designer-Ambiente. Und fasst dabei den Entschluss, den Penner allein mit ihrer Willens- und Durchsetzungskraft wieder zu einem vollwertigen Mitglied der Gesellschaft zu machen. Das kann nicht gut gehen, zumal Sarah mit ihrem ersten Liebeskummer die Super-Mutter ebenfalls gehörig beansprucht. Oder doch?

    Aus dieser Spannung bezieht das Stück seinen Witz und jede Menge Situationskomik; die Dialoge zwischen Mutter und Tochter sind geistreich und doch wie mitten aus dem Leben gegriffen, die von Catherine angeordneten Um-Erziehungs- und Wieder-Eingliederungsmaßnahmen für den Außenseiter voller grotesker Absurdität. Zunächst zögernd, dann immer williger unterwirft sich Michael Wagner diesem Prozess und wandelt sich dabei nicht nur äußerlich vom Clochard zum schicken Anzugträger.

    Mit Bravour liefert sich Leonie Flöttmann im steten Wechsel zwischen nölenden Teenager und gleichwertiger Partnerin rasante Wortduelle mit ihrer Mutter. Doch mit Anne Hansens Catherine hat die Inszenierung den schauspielerischen Dreh- und Angelpunkt, der dem gut zweistündigen Abend einen in Würzburg selten zu sehenden Glanz verleiht. Unbedingt sehenswert.

    Im Spielplan des Chambinzky steht „Auf eines Neues“ bis 26. Dezember. Karten: Tel. (09 31) 5 12 12.

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