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REGION WÜRZBRG: Kitas gehen in die zweite Streikrunde

REGION WÜRZBRG

Kitas gehen in die zweite Streikrunde

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    Energischer Einsatz im „Haus für Kinder“ in Erbshausen-Sulzwiesen: Mit der Leiterin Christiane Strauß (hinten links) kämpfen die Erzieherinnen um Wertschätzung und angemessene Bezahlung. Mit ihr sind Jasmin Mosthaf, Inge Schraut (hinten Zweite von links und rechts) sowie Annette Feinweis (vorne rechts) in der Gewerkschaft GEW und bekommen Streikgeld.
    Energischer Einsatz im „Haus für Kinder“ in Erbshausen-Sulzwiesen: Mit der Leiterin Christiane Strauß (hinten links) kämpfen die Erzieherinnen um Wertschätzung und angemessene Bezahlung. Mit ihr sind Jasmin Mosthaf, Inge Schraut (hinten Zweite von links und rechts) sowie Annette Feinweis (vorne rechts) in der Gewerkschaft GEW und bekommen Streikgeld. Foto: Foto: I. Konrad

    „Am Donnerstag bleibt das gesamte Haus für Kinder geschlossen. Alle Mitarbeiter befinden sich im Streik“, hat das Erzieherteam in einem Rundschreiben den Eltern von derzeit 38 Kindergartenkindern, elf Krippenkindern und 17 Schulkindern mitgeteilt. In Erbshausen-Sulzwiesen kämpfen die elf Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen um eine angemessene Bezahlung.

    Bundesweit streitet die Gewerkschaft ver.di gemeinsam mit der GEW (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft) für eine Anhebung der Gehälter in den sozialen Berufen sowie deren Aufwertung.

    Annette Feineis vom Erbshausen-Sulzwiesen Kindergarten regt sich gewaltig darüber auf, dass das Ansehen der Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen zwar hoch sei, dass ihre Arbeit überall gelobt werde, aber dass im Gegenzug die Bezahlung dafür einfach unangemessen sei „Man muss von seiner Arbeit leben können, und zwar ohne Nebenjob und ohne Unterstützung eines Lebenspartners“, sagt die Kinderpflegerin.

    Annette Feineis ist bei der Gewerkschaft GEW, genauso wie die Kindergartenleiterin Christiane Strauß und ihre Kolleginnen Inge Schraut und Jasmin Mosthaf. Die vier Frauen sind froh darüber, dass das ganze Team trotz Lohneinbußen den Protest mitträgt. „Wir bekommen wenigstens Streikgeld“, sagen sie. Sie fragen sich, ob die Eltern wohl ihren Anteil am Kindergartenbeitrag zurückbekommen, den die Gemeinde Hausen aufgrund der kürzeren Öffnungszeiten einspart.

    In dieser Woche werden der zweigruppige Kindergarten und die Schulkinderbetreuung an den weiteren vier Tagen nämlich „teilbestreikt“. Das bedeutet, dass es nur Notgruppen ohne Aktivitäten und um zwei Stunden verkürzte Öffnungszeiten gibt. Die Eltern wurden gebeten, während der Streikwoche andere Betreuungsmöglichkeiten zu suchen. Die Kleinkindergruppe für die derzeit elf Kinder zwischen einem und drei Jahren ist auch am Freitag ganz geschlossen.

    Die meisten Eltern würden Verständnis zeigen für den Streik. Das Team erwartet jedoch mehr von ihnen als Solidarität. Die Eltern sollen Briefe der Wertschätzung und Bitten um eine angemessene Bezahlung an die Gemeinde schreiben und „die Kommune muss es weiter nach oben geben und sich für uns einsetzen“.

    Stundenlang könnten die vier Frauen in Erbshausen-Sulzwiesen von ihren Arbeitsbedingungen und den Ungerechtigkeiten erzählen. Vom Zeitdruck der Eltern und ihren Erziehungsfragen, von zu betreuenden kranken und damit quengeligen kleinen Kindern, weil die Mütter und Väter zur Arbeit gehen müssen, von aufwändigen Beobachtungsbögen, von der Inklusion behinderter Kinder oder der Integration von Kindern mit Migrationshintergrund und von ständig wechselnden Arbeitszeiten. All das sei anstrengend und erfordert ein hohes Maß an Qualifikation.

    „Wenn in diesem Beruf mehr Männer arbeiten würden, wäre längst schon etwas passiert“, ist Jasmin Mosthaf überzeugt. Von den Frauen werde in der Gesellschaft eine soziale Einstellung erwartet.

    „Wenn in dem Beruf mehr Männer arbeiten würden, wäre längst etwas passiert.“

    Jasmin Mosthaf, Erzieherin aus Erbshausen

    „Wir tragen aber eine wahnsinnige Verantwortung. Wir brauchen gute Arbeitsbedingungen und eine angemessene Bezahlung“, sind sich die Erbshausener einig. Zudem werde der Fachkräftemangel immer deutlicher. „Unter diesen Bedingungen will niemand mehr Erzieherin oder gar Kindergartenleiterin werden“, sind die vier GEW-Frauen überzeugt.

    Um gerechtere Löhne und eine bessere Anerkennung der geleisteten Arbeit geht es auch den 13 Mitarbeiterinnen im Waldkindergarten und in der Kindertagesstätte in Lindflur. Aus diesem Grund haben sie vergangenen Freitag beschlossen, erstmals an einem Streik teilzunehmen. Als Folge davon bleiben am Donnerstag, 21. Mai, beide Einrichtungen geschlossen. Betroffen davon sind in den beiden Häusern insgesamt drei Kindergarten- und zwei Kleinkindgruppen sowie die Schulkindbetreuung. Insgesamt besuchen diese rund 100 Kinder, sagt Heidi Wiesinger, stellvertretende Leiterin.

    Am Streik beteiligen sich alle ihre Kolleginnen, egal, ob gewerkschaftlich organisiert oder nicht. Weil man aber auch in dem Ortsteil von Reichenberg die Familien mit dem Arbeitskampf nicht zu sehr belasten will, habe man sich für nur einen Streiktag entschieden, so Wiesinger. Schon letzte Woche habe man auf einem Plakat die Eltern über die Gründe für den Arbeitskampf und die Forderungen der Gewerkschaft informiert und einen möglichen Streik angekündigt. „Negative Reaktionen haben wir keine gehört.“ Im Gegenteil: Einige Eltern hätten nach Aushang des Plakates die Betreuerinnen sogar aufgefordert, doch ebenfalls mitzumachen und so für Verbesserungen zu kämpfen.

    Wie schon am ersten Streik Mitte April beteiligt sich auch der Hort in Randersacker wieder am Arbeitskampf. Der Hort, den von 11.20 Uhr bis 17.30 Uhr bis zu 50 Kinder besuchen, bleibt Mittwoch und Donnerstag zu – bis auf eine Notgruppe.

    Auch alle Kindertageseinrichtungen in Güntersleben werden am Donnerstag, 21. Mai, geschlossen bleiben. Das Personal aller drei Institutionen (Kita Erdenstern, Villa Kunterbunt, Schülerhort) folge damit dem Streikaufruf der GEW. Von dem Ausstand sind in Güntersleben rund 250 Kinder und deren Familien betroffen.

    Im gemeindlichen Kindergarten in Sommerhausen haben sich ebenfalls alle entschlossen, mit zu streiken. Dabei ist keine der Sommerhäuser Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen gewerkschaftlich organisiert. Durch die beiden Streiktage entsteht deshalb jeder der drei Vollzeit- und neun Teilzeitkräfte ein Verdienstausfall, Streikgeld gibt es für sie nicht. Das aber nehmen sie in Kauf, um dadurch ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen.

    Dass viele Kindergärten im Landkreis nicht bestreikt werden, liegt daran, dass viele Einrichtungen kirchliche Träger haben. Dort unterscheiden sich die Arbeitsbedingungen nicht deutlich von denen unter kommunaler Trägerschaft. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gelten aber auf Grund des Selbstbestimmungsrechtes religiöser Organisationen andere arbeitsrechtliche Regelungen. Ein Streikrecht wird ausgeschlossen, weil es als unvereinbar mit dem Dienst am Nächsten gilt.

    Kita-Streiks in Stadt und Landkreis Würzburg

    Welche Einrichtungen streiken:

    • Rottenbauer: Die zwölf Erzieherinnen und Erzieher der Kindertageseinrichtung „Schatzinsel“ im Würzburger Stadtteil Rottenbauer beteiligen sich am Mittwoch und Donnerstag, 20. und 21. Mai, am bundesweiten Streik. Mittels einer Notgruppe gewährleistet das Jugend-, Familien- und Sozialreferat der Stadt am Mittwoch, 20. Mai den Betrieb der Kita. Am Donnerstag wird die Einrichtung ganztägig geschlossen sein.

    • Erbshausen-Sulzwiesen: Am Donnerstag bleibt das gesamte „Haus für Kinder“ geschlossen. Kindergarten und Schulkinderbetreuung werden an den anderen Tagen teilbestreikt.

    • Unterpleichfeld: Der Kindergarten ist an beiden Tagen, Mittwoch und Donnerstag (20./21. Mai) geschlossen. • Randersacker: Kindergarten und Hort bleiben beide am Mittwoch und Donnerstag (20./21. Mai) geschlossen. • Lindflur: Waldkindergarten und Kindertagesstätte bleiben am Donnerstag (21. Mai) geschlossen. • Sommerhausen: Die zwölf Mitarbeiter des Kindergartens „Sonnenschein“ beteiligen sich Mittwoch und Donnerstag (20./21. Mai) am Streik. • Ochsenfurt: Auch der städtische Kindergarten in Hohestadt (Stadt Ochsenfurt) ist zum Streik aufgerufen. Auf den Kindergartenbetrieb habe dies aber keine Auswirkungen, sagt die Leiterin der Einrichtung. • Würzburg: Vom Streik betroffen sind auch die Mainfränkische Werkstätten GmbH, die Lebenshilfe Wohnstätten GmbH Mainfranken sowie die Werkstätten für Sehgeschädigte des Blindeninstituts Würzburg. Die Betreuung der Betroffenen sei gesichert. Demo in Würzburg

    Für Donnerstag, 21. Mai, hat Verdi eine Kundgebung angesetzt: Um 10.15 Uhr beginnt am Veranstaltungszentrum Heiligkreuz in der Hartmannstraße in der Zellerau eine Demo Richtung Innenstadt. Um 11 Uhr soll eine Menschenkette in der Domstraße Solidarität und Stärke zeigen. Für 12 Uhr ist eine Kundgebung am unteren Markt geplant.

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