Überraschung, Bestürzung, Gleichgültigkeit – das sind die Reaktionen der Würzburger auf den Rücktritt von Bundespräsident Horst Köhler bei einer nichtrepräsentativen Umfrage der Main-Post in der Innenstadt. Der Politiker hatte wegen der Kritik an seinen Äußerungen zum Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr das höchste Amt in Deutschland zurückgegeben.
Anton Barthel war „überrascht, ja schockiert“ vom Rücktritt Köhlers. schließlich habe er das Land international gut vertreten. Sein Handeln sei sehr konsequent: „Vielleicht gibt das der Regierung in Berlin einen Ruck, dass sie sich nicht mehr um Erbsen streitet“, sagt Barthel.
„Ich finde, der Rücktritt Köhlers zeugt von Resignation“, sagt Maximilian Simon. Er findet es schade, dass der Bundespräsident nicht zu seiner Meinung zum Afghanistan-Einsatz gestanden hat. Dabei findet Simon es gut, dass Köhler den Mund aufgemacht und ausgesprochen habe, dass dabei auch wirtschaftliche Interessen eine Rolle spielten.
Helmut Zimmermann aus Würzburg findet Köhlers Rücktritt „bedauerlich“. Die Kritik an ihm sei ungerechtfertigt. Ebenso, dass der zurückgetretene Bundespräsident dadurch so unter Druck gekommen sei: „Wenn das bei jedem Verantwortungsträger so ist, darf man ja im Amt gar nichts mehr sagen“, meint Zimmermann.
Für die beiden Taxifahrer Wolfgang Orth und Georg Hiesch ist die Kritik an seiner Person als Grund für den Rücktritt nur vorgeschoben: „Köhler ist der erste Politiker, von dem ich so etwas gehört habe“, sagte Orth. Gerade ein Bundespräsident müsse Kritik ertragen können, aber auch selbst welche üben dürfen: „Horst Köhler wollte sich aufs Altenteil zurückziehen, vielleicht auch wegen des Hickhack in der Regierung“, ist Orth überzeugt.
Matthias Schilling aus Würzburg war vom Rücktritt überrascht, hielt Horst Köhler aber ohnehin für einen schwachen Bundespräsidenten: „Er hat sich meistens zu spät zu Missständen in unserem Land geäußert.“ Mit seinem Rücktritt setze er ein Zeichen, das er früher nicht gegeben habe. Schilling hofft, dass Köhlers Nachfolger mehr Profil hat.
Viele weitere ältere Befragte, die nicht namentlich genannt werden wollten, waren ebenfalls überrascht vom Rückzug des Bundespräsidenten. Einige Jüngere reagierten aber auch gleichgültig. Zum Teil auch, weil sie nicht so tief in der politischen Materie stecken. So wie Lena Handel und Leonard Hammer. Sie finden allerdings, dass Köhler gegenüber den Kritikern hätte standhafter sein sollen.