Im Fahrwasser des Umweltschutzgedankens ist eine neue Trendsportart entstanden: Plastiktüten-Shaming. Man versteht darunter gemeinhin den Versuch, gedankenlose Nutzer umweltschädlicher Plastiktransportbehältnisse öffentlich anzuprangern, um den so Gescholtenen ihr unverantwortliches Verhalten gründlich zu vergällen. Eine wegweisende Methode hat hierbei ein kanadischer Bio-Supermarkt entwickelt, der feststellen musste, dass sich seine Kunden von den paar Cents, die für die Tüten verlangt werden, nicht abschrecken lassen.
Sobald es dem Kunden ans Geld geht, so dachten sich die Verantwortlichen des Supermarktes, müsste der Spaß doch eigentlich aufhören. Doch dieser einem Naturgesetz schon recht nahe kommende Mechanismus scheint ausgerechnet beim Plastiktütenkauf nicht zu greifen. Was nun? Die Supermarkt-Leute hatten eine zündende Idee und gingen dazu über, die Tüten mit (natürlich nicht echter) Werbung peinlichen Inhalts zu bestücken. Man läuft jetzt, wenn man solche Tütchen von den Handgelenken baumeln lässt, Reklame für eine Porno-Videothek, einen Großhandel für Warzensalbe und eine Klinik, die sich auf Darmpflege spezialisiert hat.
Lokal begrenzte Einsatzszenarien
Eine lustige Idee - aber wirkt sie auch? Pornos, Warzen und Verstopfung mögen nun nicht unbedingt die bevorzugten Themen für ein gepflegtes Abendessen mit Freunden abgeben. Aber da könnte man durchaus noch schwerere Geschütze auffahren. Insbesondere regional wirksame Abwehrmaßnahmen warten noch auf ihren Einsatz in der unterfränkischen Plastiktüten-Vergrämung.
Ganz allgemein würde in Franken bereits ein Angebot an mit blau-weißen Rauten und dem Slogan "Wir Bayern" oder so bedruckten Plastiktüten den Absatz rasant vermindern. Aber auch lokal sehr begrenzte Einsatzszenarien sind denkbar: Soll doch mal einer versuchen, in einem Ochsenfurter Geschäft eine Tüte mit der Aufschrift "Kölsch - sonst kommt mir nix ins Glas" oder "Wein vom Rhein, nur der darf's sein" an den Mann zu bringen. Die Geheimwaffe wäre sicher die "Die-Nixe-muss-weg"-Tüte, die auch in der Variante "Nie wieder Ochsenfest" vorgehalten werden könnte.
Der Träger muss schon damit rechnen, mit blauen Zipfeln krankenhausreif beworfen zu werden. Und deshalb empfiehlt sich der eigene, ganz persönliche, wiederverwertbare Stoffbeutel, den man mit allem bedrucken kann, was das Herz begehrt. Auf meinen kommt der Slogan "Fahr Schritttempo, Du Flitzpiepe!", und damit laufe ich dann durch die Altstadt.
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