Haustür-Wahlkampf ist in. Viele Kandidaten schwören auf den persönlichen Kontakt, der helfen soll, die Menschen zu überzeugen, sie am 15. März auf dem Stimmzettel auch anzukreuzen. Aber ob das wirklich funktioniert? Samstagvormittag um 10 Uhr, wenn unsereins noch ungeduscht im Schlafanzug beim Frühstück sitzt, da ist die Vorstellung, der Bürgermeister-Kandidat oder die -Kandidatin klingelt, um über Radwege und Parkplätze zu diskutieren, nicht so wirklich prickelnd. Ist ja schon schwer genug, die Zeugen Jehowas abzuwimmeln.
Sebastian Roth, der Oberbürgermeister-Kandidat der Linken in Würzburg, verfolgt derweil eine andere Strategie. Er setzt nicht auf Zufallsbekanntschaften beim Klingeln an der Haustür. Man muss ihn wirklich wollen. Unter dem Motto "Rent your OB!" bietet er an, auf Einladung in "Dein Wohnzimmer" zu kommen, sobald irgendwo fünf Freunde beisammen sind, um über seine Ideen für die Stadt zu sprechen. Ob er Roth-Wein mitbringt, verrät die Werbung nicht. Wir sind jedenfalls gespannt, ob sich so tatsächlich neue Wählerschichten für die Linken erobern lassen. Zumindest ist so die Gefahr geringer, dass der Gastgeber, wenn Kandidat Roth klingelt, im Schlafanzug die Türe öffnet.

Derweil gibt es auch Bewerber, die für sich klappern, ohne an der Haustür zu klingeln. Kleine Geschenke verteilen sie lieber auf der Straße. So hat die Karlstadter SPD am Valentinstag rote Primel unter die Leute gebracht, vor allem unter die Damen, während die CSU in Kitzingen Gurkenscheiben in Herzform verteilte. Nicht dass die Kandidaten sie geschnitzt hätten, im Landkreis Kitzingen kann man das Gemüse dank eines findigen Bauern schon in Herzform ernten, hieß es. Bisschen ungünstig vielleicht nur, dass die Gurken ausgerechnet grün sind...
Apropos Grüne. In Münnerstadt (Lkr. Bad Kissingen) lässt sich die Partei was einfallen. Nicht nur, dass die Grünen mit ihrem Spendenlauf der Kandidaten über 6000 Euro fürs städtische Kinderhaus erlöst haben, jetzt sorgen sie auch noch mit einem Musikvideo für Gesprächsstoff. Eine überparteiliche Liebeserklärung an das Lauerstädtchen, das ja so viel cooler sei als München, Berlin oder Buxtehude.
Viele Einwohner singen ihr persönliches Loblied auf "Mürscht", vorneweg die Damen von der Metzgerei, die im Chor an der Fleischtheke erklären, dass ihnen die Stadt "nicht wurscht ist". So viel Kreativität steckt an. Auch "Die Partei" präsentiert sich bei Facebook musikalisch, mit Videos vom Wirtshaussingen, das man im Wahlkampf ganz zünftig auf die Beine gestellt hat. Und die anderen? Die Kollegen vor Ort haben nachgefragt. Man singe lieber in der Badewanne, heißt es etwa bei der Münnerstädter SPD. Ist irgendwie auch beruhigend.
Alle Informationen rund um die Kommunalwahl in Unterfranken finden Sie hier.
Der Diskussionszeitraum für diesen Artikel ist leider schon abgelaufen. Sie können daher keine neuen Beiträge zu diesem Artikel verfassen!