Wenn in der Silvesternacht andere ausgelassen feierten, war er regelmäßig im Würzburger Dom anzutreffen und ließ um Mitternacht 15 Minuten lang die Glocken läuten. „Wer als Mesner arbeitet, der muss gerne in die Kirche gehen“, sagt Hugo Raps (82). Mitunter auch mehrmals am Tag und zu ungewöhnlichen Zeiten. Insgesamt 27 hauptamtliche Mesner (abgeleitet vom lateinischen Wort „mansionarius“ für Haushüter), davon zwei in Teilzeit, gibt es derzeit im Bistum Würzburg, hinzu kommen nach Angaben von Anton Dill, Diözesanvorsitzender des Mesnerverbands, rund 1100 nebenamtliche Mesner, berichtet der Pressedienst des Bischöflichen Ordinariats.
Raps, in Würzburg geboren und in Baldersheim im Ochsenfurter Gau aufgewachsen, ist seit 40 Jahren einer dieser besonderen „Hausmeister“. Rund drei Jahrzehnte war er einer von zwei hauptberuflichen Mesnern am Kiliansdom und später auch am Neumünster. Als Rentner engagiert er sich ehrenamtlich vor allem in der Marienkapelle. „Ich mache den Mesnerdienst gerne.“
Schneeräumen gehörte auch dazu
Die Aufgabe ist so vielfältig wie spannend: Neben dem pünktlichen Öffnen und Schließen der Gotteshäuser kümmerte sich Raps gemeinsam mit seinem Kollegen Stefan Wanger darum, dass die liturgischen Geräte und Gewänder gepflegt und einsatzbereit waren, organisierte die Innenreinigung der Gebäude und vieles mehr. Zum Beispiel den Winterdienst rund um Dom und Neumünster. Und der allein konnte für eine einzige Runde schnell mehr als eine Stunde Zeit beanspruchen. Oftmals wurde dadurch der Arbeitstag, der in der Regel von sechs bis 19 Uhr dauerte, noch einmal verlängert.
Zum Mesnerdienst kam der Schuhmachermeister auf Umwegen. Nach Ausbildung zum Landwirt in Baldersheim absolvierte Raps eine Schuhmacherlehre in Aub. 1955 erwarb er in Frankfurt am Main den Meisterbrief. 1956 wechselte er dann in die Schuhfabrik nach Reichenberg, wo er bald Abteilungsleiter wurde. Sein Schwager, der Mesner in der Würzburger Pfarrei Unsere Liebe Frau war, wies ihn auf eine ausgeschriebene Stelle als Mesner hin. Im Sommer 1972 trat Raps als so genannter zweiter Mesner am Kiliansdom in den Dienst des Bistums Würzburg. „Damals gab es noch viel mehr Messen am Tag“, erinnert sich Raps. Zwischen den Gottesdiensten hatte die Domaufsicht, musste sich also darum kümmern, dass sich Besucher in der Kathedrale angemessen verhielten. „Den einen oder anderen mit Hund musste ich wieder nach draußen schicken.“ Hinzu kam die Aufsicht im Dompfarrheim. Dort leistete Raps bis 1994 Thekendienst. Außerdem gab Raps ab 1988 Domführungen. Bis in die 1980er Jahre musste er zudem alle zehn Wochen auf dem Hauptfriedhof Dienst leisten und bei Bedarf dort ministrieren.
Raps war zufrieden mit seiner Arbeit. Nur eines hätte er sich rückblickend anders gewünscht: Seine vier inzwischen längst erwachsenen Töchter hätten in ihrer Jugend gerne am Dom ministriert. „Doch das war damals nicht möglich.“