Der Neujahrsempfang der ÖDP Würzburg Stadt und Land war rund sechs Wochen vor den Kommunalwahlen ein ganz besonderer. Deren Verantwortliche verzichteten am vergangenen Freitag in den Räumlichkeiten der Vineyard-Gemeinde komplett auf Redebeiträge. Die rund 90 Gäste unterhielten sich stattdessen angeregt, schwangen das Tanzbein und versuchten sich an einem politischen Quiz.
"Wir wollen nahe am Bürger dran sein und seiner Stimme Gewicht geben", erklärte Stadtrat Raimund Binder im Vier-Augen-Gespräch. In der laufenden Legislaturperiode hat die ökologisch-bürgerliche Partei hierfür durch ihren erstmaligen Fraktionsstatus noch mehr Möglichkeiten – und nutzt diese nach Kräften aus.
Wahlkampf-Stimmung beim Quiz
So lautete die erste Quizfrage, wie viele Anträge und Anfragen die ÖDP im Würzburger Stadtrat zwischen 2014 und Ende 2019 gestellt hat? "a 73, b 324 oder c 406", fragte Binder die vier zusammengesetzten Kandidatenpaare, die jeweils auch einen Publikumsjoker ziehen konnten. Die Antwort? "406!" Binder, seine Fraktionskollegin Christiane Kerner und die Zuhörer waren nun so richtig in Wahlkampf-Stimmung. Wieviel von dem zu Beginn der Legislaturperiode aufgelegten Schulinvestitionsplan in Höhe von 300 Millionen Euro wurden umgesetzt? "a abgearbeitet, b 150 oder c 50 Millionen Euro." Auch hier war Antwort c die richtige.
Die folgenden Fragen beschäftigten sich mit weiteren kommunalpolitischen Themen, welche die ÖDP teils vehement ablehnt. Die Subventionen für Kickers-Stadion und Multifunktionsarena in dieser Größenordnung, den Bau von noch mehr Ampeln, die aktuelle Stellenmehrung im Rathaus. "Sie war einer der Gründe, warum wir den Haushalt erstmals abgelehnt haben", betonte Binder. Apropos: Wie hoch ist eigentlich der gesamte Haushalt der Stadt? Auch das war eine der Quizfragen. "Rund 561,3 Millionen", klärte der 55-Jährige auf. "Das ist eine Zahl, an die wir uns noch nicht gewöhnt haben."
Doch die ÖDP will nicht nur die Finger in die Wunden legen, sondern auch selbst gestalten. So ging es in einer der Fragen um die Busspur in der Ludwigstraße, die sie im Sommer 2018 als erste Fraktion beantragt hatte. "Es kann doch nicht sein, dass diejenigen, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren, genausolang im Stau stehen müssen wie Autofahrer", so Binder. Als weiteres Beispiel für gelebte ÖDP-Politik führte man die avisierte Einbahnstraßenregelung am Zeller Berg an.



Die eigene OB-Kandidatin Dagmar Dewald ergriff das Wort, als es in einer Quizfrage um die Bürgerinitiativen ging. Die ÖDP sei vorangegangen beim Erhalt des Mozartareals, dem grünen Platz am Theater und dem Bau eines A3-Tunnels. "Bei letzterem waren wir nicht erfolgreich, beim Rest schon", sagte Dewald, die ihre Partei auch als einzige komplett hinter der Verkehrswende stehen sieht.
Fünf Kandidaten sollen in den Stadtrat
Die ÖDP wird bei der Stadtratswahl mit 25 Frauen und 25 Männern antreten. "Wir sind stolz darauf, dass wir in allen Stadtteilen vertreten sind", unterstrich Binder. Ein Kandidat aus dem Dürrbachtal ist Thomas Lang (Listenplatz 5). Er saß zuletzt im Stadtrat von Hof – für die CSU. "Nach meinem Empfinden kann man in der Partei wenig gestalten, weil viel von München aus vorgegeben ist", erklärte Lang, der 2016 mit seiner Frau nach Würzburg zurückkehrte. Bei der ÖDP gebe es dagegen keinerlei Fraktionszwänge.
Der vierfache Vater und Pensionär ergriff das Wort, bevor es zur nächsten Tanzrunde überging. Lang dankte Binder sowie seinen beiden Fraktionsmitstreitern Kerner und Heinz Braun für ihr Engagement und wünschte sich eine Vervielfältigung der Mandate. "Unser Ziel ist es, diesmal fünf Kandidaten in den Stadtrat zu bringen", konkretisierte Binder. 2014 kam die ÖDP auf immerhin 3,84 % der Stimmen – mehr als FDP, Linke und Bürgerforum.
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