Die erste Bürgerversammlung im neuen Amt war ein Heimspiel für Oberbürgermeister Georg Rosenthal. Er wohnt selbst in Heidingsfeld und kennt die Probleme vor Ort besonders gut. „Gegen den Güterverkehr der Bahn ist die Autobahn fast eine Flüsterstrecke“, weiß Rosenthal. Eingeladen war Franz Poschenrieder von der „DB Projektbau GmbH“, die für den Lärmschutz entlang der Bahnstrecken zuständig ist. Was er den 300 Bürgern zu sagen hatte, sorgte nicht gerade für gute Stimmung im voll besetzten Radlersaal. Selbst wenn alles optimal läuft, wird es wohl noch bis zu sieben Jahre dauern, ehe die geplanten „aktiven Lärmschutzmaßnahmen“ in die Tat umgesetzt werden. „Ziemlich schlechte Nachrichten. Es ist unbefriedigend, was sie uns vorgestellt haben“, sagte Rosenthal.
„Es liegt an den Bürgern“
Geplant sind Lärmschutzwände auf rund neun Kilometer Länge in Heidingsfeld sowie am Mittleren Ring im Bereich Sanderau und Frauenland. Über 18 Millionen Euro will der Bund in die bis zu vier Meter hohen Wände investieren. Passive Maßnahmen wie Schallschutzfenster an betroffenen Gebäuden sind in der Planung zweitrangig und werden nur bei Häusern gefördert, die vor dem 1. April 1974 gebaut wurden. Das Geld für die Lärmschutzwände steht bereit, bis zu dem für einen Förderantrag notwendigen Planfeststellungsbeschluss werden laut Poschenrieder aber noch mehrere Jahre ins Land gehen. Wie lange es dauert, „das liegt letztlich an den Bürgern, die mit uns streiten wollen“, so der DB-Vertreter. Vor allem Höhe und Gestaltung der Lärmschutzwände könnten zu Einwendungen im Planfeststellungsverfahren führen. OB Rosenthal positionierte sich bereits eindeutig: „Mit einer meterhohen Mauer teilen wir unsere Stadt in zwei Teile. Passive Maßnahmen wären der richtige Ansatzpunkt.“ Rosenthal will auch Möglichkeiten suchen, die Umsetzung des Lärmschutzes „politisch zu beschleunigen“.
Drei Jahre sind vergangen, seit die erste Planfeststellung für den Ausbau der A3 im Bereich Heidingsfeld und Heuchelhof an 3500 Einwendungen scheiterte. Auch mit dem Kompromiss eines Tunnels unter dem Katzenberg sind nicht alle Bürger einverstanden. Vor allem einige Heuchelhöfer glauben nicht an die von der Autobahndirektion Nordbayern vorgestellten Lärm-Grenzwerte. Ein Tunnel unter dem Heuchelhof wurde erneut ins Spiel gebracht.
Die aktuelle Variante bringe Verbesserungen für alle Betroffenen, betonte Wolfgang Würker, stellvertretender Präsident der Autobahndirektion. Rosenthal betonte, dass der Katzenbergtunnel mit 150 Millionen Euro fast ein Drittel teurer ist als die Ursprungs-Planung. Ein Tunnel unter dem Heuchelhof würde fast 200 Millionen Euro kosten. Viele Bürger sind zufrieden mit dem Kompromiss: „Die verbesserte Planung hat mir mein Vertrauen in das politische System zurückgegeben“, sagte ein Heidingsfelder und erhielt Applaus.
Zu Beginn der Versammlung stand die Situation der Heidingsfelder Jugend im Mittelpunkt. „Wir haben keinen Platz, wo wir hin können. Wir werden überall vertrieben“, sagte die 16-jährige Tanja stellvertretend für über 600 Jugendliche im Alter zwischen 14 und 18 Jahren, die sich von der Stadt ein Jugendzentrum wünschen. Räume für die offene Jugendarbeit wurden schon vor Jahren in Privatinitiative geschaffen. Was fehlt, ist ein Sozialarbeiter zur Betreuung der Jugendlichen.
Auch die Heidingsfelder Vereine sind bereit, Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen. Sozialreferent Robert Scheller verwies auf die gute Jugendarbeit in den Vereinen und stadtteil-übergreifende Angebote. Die Bürgerversammlung verabschiedete mit einer Gegenstimme und wenigen Enthaltungen einen Antrag auf Einstellung eines Heidingsfelder Sozialarbeiters und die Schaffung einer Anlaufstelle für die Jugendlichen. Das Thema muss innerhalb von drei Monaten im Stadtrat behandelt werden.
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