G ott sei Dank kommt die Bibel mit zehn Geboten aus. Das Rauchen ist dabei nicht erwähnt worden. Doch wenn der Mensch einmal anfängt zu verwalten, dann richtig. Er beginnt Vorschriften zu erfinden, die sich wie Pyramiden stapeln. Ein gewaltiger Apparat ent- steht, und der hat sich jetzt auch in Würzburg des Rauchens bemäch- tigt, wo künftig in öffentlichen Ein- richtungen nicht mehr gequalmt werden darf.
Damit komme ich zu mir: Ich rauche gern. Es gibt kaum etwas Schöneres nach einem Tennis-Match als eine Zigarette, den Rauch einer Pfeife zu einem spannenden Roman oder den Duft einer teuren Zigarre als Zugabe zum Faulenzen. Dabei bin ich mir durchaus bewusst, dass sich manche Mitmenschen durch mei- nen blauen Dunst belästigt fühlen. Durch ein bisschen Rücksichtnahme lässt sich aber Ärger vermeiden. Es ist doch zum Beispiel normal, dass sich kein vernünftiger Kerl zu einem Lungenkranken ans Bett setzt und ihm Qualm ins Gesicht pafft.
I ch bin mir natürlich klar darüber, dass zuviel, wie bei jedem Genuss- Mittel, ungesund ist. Das beweise ich mir seit 15 Jahren immer aufs Neue. Ich rauche also ein Jahr und rauche ein Jahr nicht. Punkt 24 Uhr an Sil- vester ist für zwölf Monate Schluss. Das mache ich freiwillig. Da mag mich mancher für verrückt erklären. Aber kann der meine Belustigung verstehen, wenn ich in einem Nicht- raucher-Jahr wie heuer vor einem Schild "Rauchen verboten" stehen bleibe und grinse?
Wenn die Rauch-Verwalter mit Karl Valentin gehen, könnten sie in Bezug auf Vorschriften noch viel lernen. Der hat mal eine Nummer geschrieben, wie der Straßenverkehr in München besser zu bewältigen ist: Am Montag dürfen nur die Rad- fahrer fahren, am Dienstag die Motorräder, am Mittwoch die Straßenbahnen und so fort. Wäre das nicht ein weites Feld für das Verfassen von Rauch-Gesetzen: am Montag die Linkshänder, am Diens- tag die Polizisten, am Mittwoch nur im halbfertigen Hotelturm, am Donnerstag ausschließlich in den noch nicht begonnenen Bahnhofs- Arcaden, und so weiter.
Derweil halte ich es weiter mit dem berühmten Tabak-Forscher Wilhelm Busch: "Drei Tage war der Frosch so krank. Jetzt raucht er wie- der. Gott sei Dank."