Wir stehen vor einem Luxusproblem: Weil vergangenes Jahr die Erntemenge beim Wein so üppig ausgefallen ist, wissen die Winzer jetzt nicht, wohinein sie ihren Rebensaft füllen sollen: Die Weinflaschen werden knapp. Nicht so sehr bei uns in Franken, wo von den charakteristischen Bocksbeutelflaschen offenbar genügend vorbestellt wurden. Aber in anderen Landstrichen, wo, das erlaube ich mir jetzt mal schüchtern anzumerken, auch der eine oder andere trinkbare Tropfen produziert wird.
Verzagen darf man ob des Engpasses aber nicht. Wo ein Wille ist, ist auch ein Gefäß (oder so ähnlich). Natürlich steigert es den Reiz eines schönen Abendessens ganz ungemein, wenn der begleitende Wein in einer lieblich geschwungenen, mit sorgfältig gestaltetem Etikett beklebten Flasche präsentiert wird. Muss aber nicht sein. Man kann notfalls auch einfach gleich das ganze Fass kaufen und den Wein krugweise abzapfen.
Den Wein mit Pfefferminz-Aroma verfeinern
Von einer Zwischenabfüllung, beispielsweise in ausrangierte Thermoskannen oder Apfelsaftkanister, wird wohl eher abzuraten sein. Es sei denn, man möchte die edle Silvaner-Spätlese Trocken vom Bömmelsbacher Bommelberg mit einem abgestandenem Pfefferminz-Aroma verfeinern. Derartige Vorhaben dürften beim Winzer außerdem einen Blutsturz herbeiführen – und für den möchte vermutlich niemand verantwortlich sein.
Wir sehen also: Glasflaschen sind bei der Weinabfüllung eindeutig vorzuziehen, weil sie keine unerwünschten Fremdaromen in den Wein eintragen. Und Glasflaschen im Allgemeinen dürften ja wohl noch irgendwo aufzutreiben zu sein. Gibt's halt die Domina mal in einer gut ausgespülten Bierflasche – Korken drauf, fertig. Oder wir suchen Zuflucht in historischen Vorbildern. Die Amphore beispielsweise, ein Tongefäß, das schon in der Antike als Weinbehältnis Verwendung fand, könnte in Zeiten des Überflusses eine Renaissance erleben.
Wie auch der Weinschlauch. In der Antike aus Tierhaut bestehend, gibt es heute doch tatsächlich auch moderne Varianten aus Kunststoff, die wir aber aus Gründen der Plastikmüllvermeidung hier eher nicht vorrangig betrachten wollen. Leider ist die Tierhaut-Variante nicht bis in alle Ewigkeit wiederverwendbar, wie man in der Bibel nachlesen kann, beim Gleichnis vom neuen Wein in alten Schläuchen. Was uns aber nicht davon abhalten sollte, alten Wein in neue Schläuche zu füllen. Und im Zweifel kann der Wein doch sicher auch noch eine Weile im Fass bleiben. Für schlechte Zeiten, die ganz bestimmt auch mal wieder kommen.
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