Der Eindruck täuscht: Nicht der Rentner, der umständlich in seiner Geldbörse kramt, hält an der Supermarktkasse alles auf, sondern die bargeldlosen Typen, die ihr Kärtchen in das Lesegerät rammen. Glauben Sie nicht? Eine Studie hat aber genau das zutage gefördert. Sieben Sekunden schneller als mit Karte zahlt demnach derjenige, der das gute alte Bargeld aus dem Geldbeutel zaubert.
Nach menschlichem Ermessen kann der althergebrachte Bezahlvorgang jedoch nur dann schneller sein, wenn man einfach einen großen Geldschein zückt und sich herausgeben lässt. Aber Vorsicht: Klappt auch nur dann, wenn versiertes und geübtes Kassenpersonal am Werk ist. Ich selbst bin zugegebenermaßen ein Anhänger der Kleingeldfachbereinigung an der Kasse und damit ein potenzieller Gefährder des reibungslosen Einkaufs.
Blackout an der Kasse
Warum sollte man auch den Gegenwert von zweieinhalb Kilo in Münzen mit sich herum schleppen, wenn sich durch die Begleichung der Kaufsumme von 4,23 Euro in Gestalt von Ein-, Zwei- und Fünf-Cent Münzen eine spürbare Gewichtsreduktion herbeiführen lässt? Wer auf diese Weise sein Portemonnaie entlasten will, darf sich allerdings nicht von dem sich hinter ihm zusammenrottenden Lynchmob aus der Ruhe bringen lassen. Die sind nämlich im Grunde genommen harmlos. Die tun nur so, als wollten sie einem mit dem Barcode-Scanner die Gesichtshaut herunterschälen. Eigentlich sind es nichts weiter als gequälte Mitmenschen, die einfach lieber etwas zu Abend gegessen hätten, anstatt den Arbeitstag beim Warten im Supermarkt ausklingen zu lassen.
Doch auch das Bezahlen mit Karte kann so seine Tücken haben. Unglücksursache Nummer eins: vorübergehender Blackout an der Kasse aufgrund Kalorienmangels (weil der Kunde ganz vorne in kleinen Münzen zahlt) und damit einhergehendes Vergessen der Geheimzahl. Gern wird auch schlichte Inkompetenz im Umgang mit der Hardware dem Kunden zum Verhängnis ("Sie müssen die Karte andersrum reinstecken, der Magnetstreifen gehört nach oben"), dann heißt es nämlich "Vorgang abgebrochen, bitte Karte entnehmen".
Ein weiterer Klassiker ist der technische Defekt. Die Karte wird nicht akzeptiert. Selbst wenn das Kassenpersonal den Ruf des Kunden zu retten versucht ("liegt bestimmt an unserem Lesegerät, das spinnt heute schon den ganzen Tag"), so ist der entstehende Eindruck doch vernichtend: "Ach, guck mal an. Da vorne steht das Käuzle an der Kasse, und seine Karte wird nicht akzeptiert. Wird halt pleite sein." Wer solche Gerüchte in die Welt setzt, muss auf der Stelle bestraft werden. Denn das Käuzle kann auch anders. Nämlich bar bezahlen. In ganz kleinen Münzen.
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