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RANDERSACKER: Saure Milch und ein Spaziergang für zwei Zicklein

RANDERSACKER

Saure Milch und ein Spaziergang für zwei Zicklein

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    Mirko und Dragana – die Zicklein sind eine Mischung aus Anglo-Nubier und deutschen bunten Edelziegen – sind besonders geeignet für die Milchproduktion.
    Mirko und Dragana – die Zicklein sind eine Mischung aus Anglo-Nubier und deutschen bunten Edelziegen – sind besonders geeignet für die Milchproduktion. Foto: Foto: Traudl Baumeister

    Kamerunschafe, Hühner, Sittiche, Hund, Katze und sogar Bienen – Jens Hörl und sein Lebensgefährte kümmern sich um viele Tiere. Trotzdem war der Krankenpfleger an der Würzburger Kinderpsychiatrie der Meinung, es fehle ihm noch etwas. „Ich wollte schon immer Ziegen haben“, gesteht er. Man mag es kaum glauben, wenn man sieht, was er in den Volieren in der Kleintierzuchtanlage in Randersacker, auf der Bienenweide am Marsberg, auf der Schafweide in Winterhausen und mit Hund und Kater in Lindelbach sowieso schon zu tun hat.

    Aber, Arbeit hin oder her, seine Geschwister haben dafür gesorgt, dass Jens Hörls großer Wunsch in Erfüllung ging. Zu seinem 31. Geburtstag schenkten sie ihm zwei Zicklein. Die beiden Ziegenbabys, erst zwei und drei Wochen alt, stammen von einem Ziegenhof im Odenwald, der sich auf Milch und Käseproduktion spezialisiert hat. Bei 150 Ziegen, die dort bereits leben (und ernährt werden wollen) sind viele der im Frühjahr geborenen Osterzicklein schon aus Platzgründen schlicht Überschuss und werden daher nach der Geburt so schnell wie möglich verkauft.

    Junge Böcke sind quasi Ladenhüter

    Weil die meisten Menschen lieber künftige Milchziegen, also weibliche Tiere wollen, würden die jungen Böcke quasi als Ladenhüter übrig bleiben. „Deshalb“, erläutert Hörl, „verkauft der Besitzer seine Ziegen immer nur paarweise.“ Wer also eine Ziege will, bekommt noch einen Bock dazu. Gerade mal 15 Euro kostet der. Was auch an der Rasse liegt. Denn die Kreuzung aus Anglo-Nubier und bunter deutscher Edelziege ist eine Milchziegenart mit relativ wenig und eher zäherem Fleisch. Da Zickleinfleisch in Deutschland ohnehin wenig gefragt ist, lassen sich die überzähligen Böcke also auch auf diese Weise nicht vermarkten, werden nirgends gebraucht.

    Glück für Mirko – so heißt das Böcklein, das gerade mit seiner Cousine Dragana in der Kleintierzuchtanlage von Jens Hörl herumspringt. „Auf die Namen sind wir gekommen, weil wir beim Abholen des Duos im Auto die Musik von Dragana Mirkovic gehört haben“, erzählt Hörl. Auto fahren gehört für die jungen Ziegen derzeit zu ihrem Leben dazu. Weil sie dreimal täglich eine große Flasche Milch (etwa 300 Milliliter) verabreicht bekommen, werden sie kurzerhand immer dahin mitgenommen, wo sich ihre Besitzer gerade aufhalten – zur Kleintuerzuchtanlage, zur Schafweide – und am Abend eben nach Hause nach Lindelbach. Damit die Kuhmilch den Zicklein besser bekommt, wird sie mit Ameisensäure vermischt, also quasi künstlich sauer gemacht. Ein Tipp, den die Lindelbacher von dem Ziegenfachmann erhielten.

    Her mit der Milch: Jens Hörl mit Mirko (links) und Dragana (rechts).
    Her mit der Milch: Jens Hörl mit Mirko (links) und Dragana (rechts). Foto: Foto: Traudl Baumeister

    Quirlige Begleiter in der Wohnung

    Über Nacht kommen sie daheim in eine große Box. „Der Plan, ihnen in der Wohnung Windeln anzuziehen, ist nicht wirklich aufgegangen“, berichtet Jens Hörl lachend. „Die Windeln waren alle zu klein und Mirko und Dragana außerdem zu quirlig.“ In Sachen Neugier, Bewegungsdrang und Hunger hat die kleine Ziege eindeutig die Nase vorne. Ihr ein Wochen älterer, männlicher Artgenosse mit den schwarzen Beinen ist um einiges ruhiger und geduldiger.

    Allerdings steht er Dragana in Nichts nach, wenn es ums Herumknabbern an allem geht, was so herumliegt: vom trockenen Blatt eines Busches bis hin zu Papier. Im Alter von höchstens zwei Monaten wird das Duo voraussichtlich entwöhnt sein und auf die Schafweide in Winterhausen umziehen. Dort werden die Ziegen die Herde Kamerunschafe komplettieren und all das Gestrüpp fressen, was die naschhafteren Schafe verschmähen.

    Schutz vor Verbuschung

    Vor den neugierigen Ziegenbabys ist auch Terrier Hermann nicht sicher.
    Vor den neugierigen Ziegenbabys ist auch Terrier Hermann nicht sicher. Foto: Foto: Traudl Baumeister

    Bis es aber soweit ist, können sich Jens Hörl und sein Partner noch über lustige Spaziergänge am Morgen amüsieren, wenn zwischen Hund und Katze zwei Zicklein umherspringen. Die gehen offenbar gerne mit. „Ich habe festgestellt, dass die Beiden eigentlich recht zuverlässig kurz nach dem Flasche-Trinken das große und kleine Geschäft erledigen. Mit dem Morgenspaziergang ist das dann also erst mal erledigt.“

    In Winterhausen freut man sich schon auf den Herdenzuwachs, der die Obstwiesen noch besser vor der Verbuschung schützt. Und Jens Hörl hat für diese Zeit einen neuen Traum: „Im nächsten Jahr selbst einen Wurf Osterzicklein zu haben und danach mit zwei Milchziegen für uns selbst Käse zu machen, das fände ich toll.“

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