40 bis 60 Meter unter der Oberfläche hat der Boden in der Schweinfurter Straße eine Konsistenz wie Kaugummi: nur Matsch und Sand. Wahrscheinlich ist der Kaugummi auch noch durchlöchert: Wie in der hinteren Sanderau durchziehen Gipsschichten den Untergrund, die ausgespült wurden und Hohlräume hinterlassen haben.
Keine guten Voraussetzungen für die Verankerung eines 150 000 Tonnen schweren Hochhauses mit zwei Tiefgaragen-Ebenen. Deshalb hat Architekt Stefan Buttler vor drei Jahren eine besondere Konstruktion bauen lassen: Unter der Bodenplatte des Turm wurde mit 103 Bohrungen Beton ins Erdreich gepresst, um die Standfestigkeit des Turms zu sichern. Damals erklärte Buttler, dass so garantiert sei, dass der Turm sich nicht verzieht. Im Herbst 2004 führte der Architekt Presse und Kollegen stolz durch den Bau. "Der Turm hat sich bislang drei Zentimeter gesenkt und neigt sich bei Wind an der Spitze um 35 Zentimeter. Alles ganz normal," sagte der Chef des Architekturbüros Planwerk. Mittlerweile will sich Buttler nicht mehr dazu äußern.
Die Statik des 57-Meter-Hauses hat die Landesgewerbeanstalt (LGA) geprüft. Laut dem Würzburger LGA-Ingenieur Dr. Karl-Peter Linke ist die Gründung an die besondere Beschaffenheit des Bodens angepasst worden. Dass sich das Hochhaus neigen könnte, glaubt er nicht: "Es wurde nichts gebaut, was nicht geprüft worden ist." Informationen über die Statik habe der Käufer des Turms bei der LGA nicht eingeholt.
Liebhauser, Geschäftsführer der "Würzburg Estate S.A.", hat bis 25. April ein Rücktrittsrecht vom Kaufvertrag. "Wir lassen ein geologisches Gutachten anfertigen, um zu untersuchen ob der Turm sich senken könnte, wenn er erst einmal voll ausgestattet ist", erklärt Liebhauser, der für Turm und Nebengebäude 10,2 Millionen Euro bezahlt hat.
Ein anderes Problem des Turms macht der Grünen-Stadträtin Karin Miethaner-Vent Sorgen: "Wo kommt das Wasser her, das sich in den letzten Monaten angesammelt hat?" Wie berichtet ließ Insolvenzverwalter Bruno Fraas im Januar aus der Tiefgarage Wasser abpumpen, das in die benachbarte Garage unter dem Siemensgebäude zu laufen drohte. Während Fraas davon ausgeht, dass dies Regenwasser sei, das von oben eindringt und bis in die Tiefgarage läuft, gibt es für Miethaner-Vent auch die Möglichkeit, dass es sich um Grundwasser handelt. "Schließlich steht der Turm mitten in der Grundwasserzuleitung der Bahnhofsquellen," sagt die Stadträtin.
Wo kommt das Wasser her?
Deshalb steckt der unterirdische Teil des Gebäudes in einer auftriebssicheren Betonwanne, die so dicht sein soll, dass kein Wasser eintritt. Miethaner-Vent fordert aufgrund des Wassers in der Tiefgarage die Fachbehörden auf, zu überprüfen, ob die Wanne wirklich dicht ist. "Falls Grundwasser in das Gebäude läuft, kann das für das Trinkwasser problematisch werden," so Miethaner-Vent.
"Die Bauaufsicht hat das Gebäude regelmäßig untersucht," sagt dazu Stadtbaurat Christian Baumgart. "Es gibt keine Hinweise, dass es sich nicht um Oberflächenwasser handelt." Die WVV will nach Informationen der MAIN-POST Wasserproben untersuchen lassen, wenn der Turm erst mal fertig ist: Dann könnten dort geparkte Autos eine Gefahr für das Trinkwasser sein.
Weitere Informationen über den
Hotelturm im Internet unter:
www.mainpost.de/3346614