Seit einem Jahr ist der Würzburger Internist Josef Schuster Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland und damit deren höchster Repräsentant. In den letzten Tagen wurde er sehr gelobt wegen seines besonnenen Umgangs mit der kommentierten Neuausgabe von Adolf Hitlers „Mein Kampf“. Ob er auch für seine Anmerkungen beim Neujahrsempfang der Stadt Würzburg am Sonntag ungeteilten Beifall erhält, wird sich zeigen. Denn angesichts der Flüchtlingsströme nach Deutschland forderte er eine stärkere staatliche Regulierung, „sonst könnte die Akzeptanz der Bevölkerung schwinden“. Schuster sprach auf Einladung von Oberbürgermeister Christian Schuchardt vor etwa 750 Gästen im Rathaus. Angesichts des Terrors in Frankreich lebten viele Deutsche in Angst, sagte er. Bisher hätten sie sich noch nicht einschüchtern lassen, und daran müsse man auch festhalten, so Schuster. „Wir dürfen unsere freiheitliche Grundordnung nicht von Terroristen kaputt machen lassen!“ Dafür gab es starken Applaus.
„Integration muss besser gelingen“
Allein in Würzburg hätten im letzten Jahr 1000 freiwillige Helfer rund 2400 Flüchtlinge betreut, so Schuster. Das sei beachtlich. Dennoch sei aber 2015 deutlich geworden, dass Deutschland an seine Grenzen stoße, wenn die Zahl der Flüchtlinge so hoch bleibe wie im Vorjahr. 2015 sei erst der Anfang gewesen.
Schuster glaubt, dass die überwiegende Zahl der Neuankömmlinge in Deutschland bleiben werde. Dann gehe es nicht mehr um Notunterkünfte und Erstversorgung, sondern um Arbeitsplätze, Deutsch- und Integrationskurse sowie den regulären Schulbesuch der Kinder.
„Es muss unser Ziel sein, diese Menschen besser in unsere Gesellschaft zu integrieren, als uns das in den zurückliegende Jahrzehnten mit den Migranten gelungen ist“, stellte er kritisch fest. In deutschen Großstädten gebe es bereits Parallelgesellschaften, Gettoisierung und sogar eine Paralleljustiz. „Solchen Entwicklungen müssen wir entgegenwirken“, sagte Schuster unter starkem Beifall.
Der Rechtsstaat müsse mitsamt den Werten, auf denen er basiert, verteidigt werden. Zu diesen Werten gehörten weder Mord noch Ehrenmord. Die Menschenwürde komme allen Menschen zu, selbstverständlich auch Frauen. Und Religionsfreiheit bedeute nicht nur das Recht zur Ausübung des Glaubens, sondern auch, jeglichen Glauben ablehnen zu dürfen.
Religionsfreiheit als Grundwert
Das alles sei hierzulande selbstverständlich, „in Syrien, Irak oder Afghanistan ist es das nicht“, so der Präsident des Zentralrats. Die Flüchtlinge müssten diese Grundwerte erst lernen und er spreche ihnen die Bereitschaft dazu auch nicht ab. Und mahnend fügte Schuster an: „Wir sollten aber auch nicht denken, dass die gesellschaftliche Integration von selbst gelingt.“