Mit Oberbürgermeister-Wechseln hat die Stadt Würzburg Erfahrung: In vier Wahlperioden wird sie ab Mai 2014 den vierten Rathaus-Chef erleben. Weber (WL), Beckmann (CSU), Rosenthal (SPD) – und dann? Die Parteien tun sich schwer bei der Suche nach geeigneten Kandidaten. Charismatisch, führungsfähig und fachlich versiert sollen sie sein.
Dabei gehört es zum politischen Geschäft, eine Not als Tugend zu verkaufen. Glaubt man Aussagen von CSU und SPD, dann stünden die Bewerber Schlange vor den Nominierungsversammlungen. Wohl eher das Gegenteil ist der Fall. Auf keiner Seite hat sich in den vergangenen Jahren der (oder die) „geborene“ Anwärter(in) für die Rosenthal-Nachfolge herauskristallisiert oder gar aufgedrängt, weder kommunalpolitisch aus den eigenen Reihen noch durch kompetente Quereinsteiger. Erstaunlich, dass das Potenzial in einer Universitäts- und Verwaltungsstadt mit 135 000 Einwohnern so überschaubar sein soll. Fehlt den Parteien der Zugang zu respektablen Persönlichkeiten, auch ohne Parteibuch? Suchen sie ihn überhaupt?
Jedenfalls müssen Kandidatur-Kandidaten jetzt aus der Deckung kommen. Wer Oberbürgermeister werden will, sollte Ambitionen mit Rückgrat in der Partei und vor Wählern vertreten. Die Parteien wiederum sollten niemanden deshalb abstrafen, weil er offen und selbstbewusst Interesse anmeldet. Der Wähler ist mündig – und wird Ehrlichkeit mehr honorieren als Taktieren.