Spätestens seit Sonntagmittag wissen alle Würzburger, dass das 988. Kiliani-Volksfestbegonnen hat: Um kurz nach 12 Uhr haben die Böllerschützen "Julius Echter" nach altem Brauch am ersten Volksfest-Sonntag hörbar für die ganze Stadt auf dem Festungsberg ihr Böllerschießen zu Ehren des Heiligen Kilian veranstaltet. Zu diesem Zeitpunkt hatte Unterfrankens größtes Volksfest bereits zwei sehr erfolgreiche Auftakt-Tage hinter sich: Bei bestem Sommerwetter kamen die Besucher am Freitag und Samstag in Scharen auf die Talavera und ins Festzelt.
"Perfektes Wetter, super Stimmung, es war ein fulminanter Start", fasste Schausteller-Sprecher Heiner Distel Junior die ersten beiden Tage zusammen: "Auch die neuen Fahrgeschäfte werden gut angenommen, wir Schausteller sind mit dem Auftakt sehr zufrieden."
Allerdings wurden bei einem Unfall am Samstagabend im "Alpen Coaster" bei der Kollision von zwei Wägen vier Menschen leicht verletzt und mussten im Krankenhaus behandelt werden. Die Achterbahn blieb am Sonntag geschlossen. Sie wird von der Landesgewerbeanstalt und der städtischen Bauaufsicht untersucht, um einen technischen Defekt auszuschließen. Mit dem Ergebnis wird am Montag gerechnet. "Aktuell spricht aber alles für einen Bedienfehler", sagte der städtische Volksfest-Organisator Uwe Zimmermann.
Festzug der Trachtengruppen
Das Böllerschießen zum Start des dritten Volksfest-Tages ist nur eine von vielen Traditionen, die bei Kiliani gepflegt werden. Eine andere ist der Festzug der Trachtengruppen und Musikkapellen aus ganz Franken, bei dem sich am Samstag wieder über 2000 Teilnehmer von der Residenz durch die Innenstadt und die Alte Mainbrücke zur Talavera bewegten. Bei schönstem Sommerwetter standen in der Schönborn- und der Domstraße wieder mehrere tausend Zuschauer am Straßenrand und freuten sich über das gewohnt bunte Bild und die Musik.
Ein Zuschauer stand - nicht ganz in fränkischer Tradition - mit alpenländischem Hut, einer bayerischen Fahne und König Ludwig auf dem T-Shirt vor dem Dom: Michael Diermeier ist gebürtiger Münchner, lebt aber inzwischen seit über 30 Jahren in Würzburg. "So ziehe ich mich immer an, wenn ich in München beim Schützen- und Trachtenumzug vom Oktoberfest bin", sagte Diermeier: "Der Kiliani-Umzug macht mir auch Spaß, auch wenn er natürlich etwas kleiner ist."
Fester Bestandteil des Festzugs ist die Kutsche des Oberbürgermeisters, in der zusammen mit OB Christian Schuchardt wieder Landrat Eberhard Nuß, Domkapitular Jürgen Vorndran und Festwirt Michael Hahn saßen und den Zuschauern zuwinkten - für das Wetter bestens gerüstet mit Sonnenhüten. "Ein Platz im Schatten wäre heute aber auch nicht verkehrt gewesen", sagte Schuchardt. Der Landrat freute sich über die Begeisterung der Zuschauer, und Michael Hahn - er und seine Familie betreiben das Festzelt auf der Talavera inzwischen seit 2009 - war sich sicher, dass in den letzten zehn Jahren beim Festzug "nicht so viele Menschen an den Straßen standen".
Geschätzt 100 000 Besucher an den ersten drei Tagen
Auch andere erfahrene Festzug-Teilnehmer bestätigten den Eindruck, dass an diesem Samstag besonders viele Zuschauer gekommen waren. Einer von ihnen war Erich Weiß vom Heimat- und Volkstrachtenverein Würzburg, der sich in seiner Tracht aus dem Ochsenfurter Gau mit einem Schirm vor den Sonnenstrahlen schützte. So hatte er mit den Temperaturen trotz dicker Kleidung kein Problem: ""Es ist sehr schön, wenn das Wetter unter blau-weißem Himmel so passt wie heute."
Knapp zwei Stunden nach dem Start an der Residenz hatten alle 59 Gruppen die Talavera erreicht und ließen sich im Festzelt Hendl und Getränke schmecken - nicht ohne vorher gemeinsam das Frankenlied gesungen zu haben. Auf der Bühne war Eberhard Nuß voll in seinem Element: "Würzburg ist unser geistiges und kulturelles Zentrum, aber die Musik spielt draußen im Land", sagte der Landrat angesichts der zahlreichen Musikkapellen aus dem Landkreis.
Derweil war auch der Festplatz schon wieder gut gefüllt, und zwar nicht nur mit Besuchern aus Stadt und Landkreis: Auch eine gut 30-köpfige Gruppe der Kirmesgesellschaft Geroda aus dem Landkreis Bad Kissingen hatte sich das Kiliani-Volksfest als Ziel ihres jährlichen Vereinsausflugs ausgesucht.
Großes Angebot an Fahrgeschäften
"Wir machen ein- bis zweimal im Jahr so einen Ausflug, bei Kiliani sind wir zum ersten Mal. Es ist sehr schön hier", sagte Marcel Schirmer von der Kirmesgesellschaft. Mit dem süffigen Festbier der Würzburger Hofbräu waren die jungen Leute ebenso zufrieden wie mit dem Angebot an Fahrgeschäften - am besten fanden sie die Fahrgeschäfte mit Adrenalin-Kick wie Skyfall, Höhenrausch und Parkour.
Schon beim offiziellen Volksfest-Auftakt am Freitagabend mit dem Bieranstich durch den Oberbürgermeister - Schuchardt benötigte dieses Mal vier Schläge - herrschte volles Haus im Festzelt und auf dem Festplatz. "Am Auftaktabend waren wahrscheinlich noch nie so viele Leute da", so Uwe Zimmermann, der inklusive Sonntag von rund 100 000 Kiliani-Besuchern ausgeht.
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