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THÜNGERSHEIM: Trotz Rodungsstopp fallen fünf Hektar Wald

THÜNGERSHEIM

Trotz Rodungsstopp fallen fünf Hektar Wald

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    Statt zehn will die Firma Benkert erstmal nur fünf Hektar Wald bei Thüngersheim roden, um den Steinbruch zu erweitern.
    Statt zehn will die Firma Benkert erstmal nur fünf Hektar Wald bei Thüngersheim roden, um den Steinbruch zu erweitern. Foto: Herbert Ehehalt

    Aufatmen am Freitagmorgen. Im Thüngersheimer Wald wird nicht mehr gerodet. Die Nachricht davon macht schnell die Kunde. Dann wird für den Nachmittag eine Pressekonferenz des Landrats angesetzt. Wird er einen Rodungsstopp anordnen?

    In Thüngersheim (Lkr. Würzburg) ist die Firma Benkert gerade dabei, 9,8 Hektar Wald zu roden, um auch weiterhin Muschelkalk abbauen zu können. Der Kahlschlag des Waldes sorgt für großes Aufsehen.Thüngersheimer protestierten bereits dagegen.Naturschützern blutet das Herz. Am Samstag gibt es sogar eine Demonstration in Thüngersheim.

    Landrat: Jeder Baum ist wichtig für das Klimaziel

    Als Landrat Eberhard Nuß zum ersten Mal vor einigen Tagen in der Presse von den Rodungen in Thüngersheim gelesen hat, sei ihm das unter die Haut gefahren. „Wenn wir Klimaziele erreichen wollen, brauchen wir jeden Baum“, sagt er.

    Dann verkündet er, es sei eine Lösung für den Thüngersheimer Wald gefunden worden. Am Morgen habe er mit dem Bund Naturschutz (BN)-Vorsitzenden Armin Amrehn und den Besitzern der Baustoff-Firma Benkert gesprochen. Auch die stellvertretende Landrätin Karen Heußner (Bündnis90/Die Grünen) aus Thüngersheim saß mit am Tisch. „Eine Lösung wurde gefunden“, sagt Nuß.

    Zweiter Abschnitt wird in zehn Jahren gerodet – oder noch später

    Dann übernimmt Otto Benkert, der Juniorchef der Baustoff-Firma. „Erst einmal roden wir nur 50 Prozent des Waldes. Also fünf statt der vorgesehen 9,8 Hektar“, sagt er und erklärt sich bereit, nicht die komplette Fläche von 9,8 Hektar auf einmal zu roden, sondern in zwei bis drei Abschnitten. Mehr Abbaufläche werde im Moment auch nicht benötigt. Seit 65 Jahren betreibe seine Familie den Steinbruch in Thüngersheim. Das Rohstoffvorkommen würde sich jetzt dem Ende entgegen neigen, fügt er hinzu. Mit der Rodung des zweiten Abschnittes würde er dann in zehn Jahren, vielleicht noch später beginnen.

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    Foto: Jutta Glöckner

    Der Firmenchef verweist darauf, dass er eine bestandskräftige Genehmigung habe. Aber hat er auch eine Ausnahmegenehmigung nach Paragraf 45 des Bundesnaturschutzgesetz? Diese ist nach Ansicht des Bund Naturschutzes nötig, wenn besonders geschützten Tier- und Vogelarten zu Schaden kommen. „Eine solche Genehmigung liegt derzeit nicht vor“, sagt Mara Hellstern, die Leiterin des Umweltamtes. Als die immissionsrechtliche Genehmigung erteilt wurde, sei die zuständige Genehmigungsbehörde davon ausgegangen, dass eine solche nicht erforderlich sei, erklärt die Juristin. 

    Thüngersheimer protestieren gegen die Rodungen und wollen den Wald retten.
    Thüngersheimer protestieren gegen die Rodungen und wollen den Wald retten. Foto: Thomas Obermeier

    Naturschutzbehörde wurde bei den Verlängerungen nicht beteiligt

    Und bei den Verlängerungen 2012 und 2015? „Im Rahmen der Verlängerungsverfahren wurde die untere Naturschutzbehörde nicht beteiligt“, sagt Hellstern. Warum nicht? „Wahrscheinlich ist man davon ausgegangen, dass es keine Veränderungen im Wald gegeben hat“, sagt sie. Ob überhaupt eine Ausnahmegenehmigung nötig sei, werde gerade geprüft. Mitarbeiter der Naturschutzbehörde würden nun versuchen, sich einen Überblick über den Bestand und die Gefährdung der Tiere zu verschaffen.

    Naturschützer fordern weiterhin einen sofortigen Stopp der Rodungen

    Hat die Behörde einen Fehler gemacht? „Nein“, sagt Landrat Eberhard Nuß deutlich und ergänzt: „2009 wurden die geltenden Gesetze beachtet.“ Ob eine Ausnahmegenehmigung nach dem Bundesnaturschutzgesetz erforderlich ist, werde derzeit noch geprüft. 

    Steffen Jodl, Geschäftsführer des Bund Naturschutzes Kreisgruppe Würzburg, spricht von einer „Mogelpackung“ und fordert weiterhin einen sofortigen Stopp der Rodungen. „Es wird das erfüllt, was die Firma Benkert will – eine Erweiterung ihrer Fläche. Das tragen wir nicht mit, solange nicht klar ist, ob alles rechtens ist.“ Derweil laufen die Harvester im Wald wieder auf vollen Touren.

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