Mit Start der Sommervorlesungen am 2. Mai verdoppelt die Julius-Maximilians-Universität ihren Campus am Hubland. Die Umwandlung von 39 Hektar aus dem Kasernengelände der Leighton Barracks macht es möglich. Am Dienstag kommt Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch zur Eröffnung.
Auch ein neues Praktikumsgebäude und das neue Hörsaalzentrum auf dem Altgelände werden eingeweiht. Viel Platz ist entstanden: Drei Hörsäle mit 1041 Sitzplätzen, 23 Seminarräume für eben so viele Studenten. Allein das neue Hörsaalzentrum hat laut Uni 16,7 Millionen Euro gekostet. Das neue Praktikumsgebäude für Naturwissenschaften mit 273 Arbeitsplätzen für Studenten wurde ebenfalls noch auf dem alten Hubland-Campus, südlich der Chemie, gebaut. Kosten hier: 11,5 Millionen Euro.
Dagegen sind Neubauten auf dem Erweiterungscampus Nord aktuell nicht in Sicht – bis auf eine geplante Mensateria (zur Entlastung der bestehenden Hubland-Mensa) und eine Fußgänger- und Radlerbrücke über die Straße am Galgenberg, die das Staatliche Bauamt möglichst schnell zur Verbindung beider Campus-Areale errichten will. Man hofft, dass der Freistaat die Mittel über den neuen Doppelhaushalt freigibt und die Brücke bis Ende 2012 steht. Neben dem Ankauf des Geländes vom Bund hat der Freistaat für Erschließung, Infrastruktur und Sanierung bis dato 28,5 Millionen Euro bereit gestellt.
Ehemalige Wohnungen umgebaut
Rund 60 Firmen und 15 Ingenieurbüros haben seit einem guten Jahr am Umbau von neun Gebäuden gearbeitet. In sieben waren Wohnungen der Amerikaner untergebracht, je vier in einem Stockwerk. Nun wurden Wände herausgerissen, Aufzüge eingebaut, Leitungen installiert, Sanitärbereiche geschaffen – alles behindertengerecht. Entlang der zentralen Gänge reihen sich Büros und Seminarräume. Bedingt durch den Bologna-Reformprozess für die Studiengänge braucht die Uni viele kleinere Lehreinheiten. Immerhin: 10 000 Quadratmeter zusätzliche Nutzfläche wurden so geschaffen. Ein Neubau, sagt Ralf Drewing vom Staatlichen Bauamt, wäre doppelt so teuer gewesen.
Die Uni will auf dem erweiterten Campus teils quer durch die Stadt ausgelagerte Institute bündeln. Als eines der ersten wird das Sprachenzentrum in die ehemalige Middle School umziehen. „Die Sachen sind gepackt“, sagt Uni-Sprecher Georg Kaiser. Im Juni soll auch das neue Studentenwohnheim bezugsfertig sein. Das Studentenwerk hat hierfür einen Wohnblock der Amis umgebaut.
Neben dem Freistaat hat die Würzburger Uni auch in ihre eigene Tasche bzw. Etat gegriffen: Rund zwei Millionen Euro wurden für kleinere Maßnahmen ausgegeben, um gut erhaltene Bauten umgehend nutzen zu können. Aus Klassenzimmern in der Middle School wurden Seminarräume, ebenso in der früheren Elementary School. Weitere 10 000 Quadratmeter stehen damit zur Verfügung. Nach ursprünglicher Planung hätten es mehr sein sollen. Dennoch: Die Würzburger Uni fühlt sich gut gerüstet für den doppelten Abiturjahrgang.
Neue Straßennamen
Mit dem Einzug der Uni in die ehemaligen Leighton Barracks verschwinden dort auch die ersten US-amerikanischen Straßennamen. Ein Überblick: • Jackson-Avenue ⇒ Emil-Fischer-Straße (Chemiker, Nobelpreisträger) • Jefferson Street ⇒ Oswald-Külpe-Weg (Psychologe) • Madison Street ⇒ Josef-Martin-Weg (Wiederaufbaurektor der Uni) • Monroe Street ⇒ Klara-Oppenheimer-Weg (erste weibliche Studierende der Uni, Ärztin, NS-Opfer) • Marne Lane ⇒ Beatrice-Edgell-Weg (erste promovierte Frau an der Uni) • Marne Lane (b) ⇒ Matthias Lexer-Weg (Germanist, Mediävist) • Skyline Drive ⇒ Emil-Hilb-Weg (Mathematiker) • Adams Avenue ⇒ Gerda-Laufer-Straße (SPD-Politikerin, Ehrenbürgerin)