Beim traditionellen Neujahrsempfang des Berufsförderungswerks Würzburg (BFW) in Veitshöchheim stellte Bayerns Innenstaatssekretär Sandro Kirchner die vorbildliche Inklusion heraus, die in dieser mit 209 Ausbildungsplätzen bundesweit führenden Einrichtung gelebt werde. Als überregionales Kompetenzzentrum kümmert sich das BFW um die berufliche Bildung und Wiedereingliederung von blinden und sehbehinderten Erwachsenen sowie weiteren gesundheitlich eingeschränkten Menschen. Dass mehr als 70 Prozent der BFW-Absolventen nach der Ausbildung wieder einen festen Arbeitsplatz finden, ist für den Staatssekretär eine großartige Bilanz.
Judith Faltl, war die erste Frau, die zum 1. Januar 2022 als selbst Betroffene die Geschäftsführung eines Berufsförderungswerks übernahm, nach dem sie hier am BFW bereits von 2015 bis 2021 als Aufsichtsratsvorsitzende gewirkt hatte. Die BFW-Geschäftsführerin ist seit 20 Jahren auch ehrenamtliche Landesvorsitzende des Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbundes.
Die Pandemie als Digitalisierungsbeschleuniger
"Corona hat weiterhin unser Handeln dominiert, aber nicht beherrscht", sagte die 53-Jährige in ihrem Rückblick auf das Jahr 2022. Die Pandemie sei auch für ihr Haus ein Digitalisierungsbeschleuniger gewesen. "Wir haben unsere Lernplattform, die es seit 2004 hier barrierefrei gibt, weiter ausgebaut. Inklusive Wege 4.0 ist heute die digitale Basis und Plattform für unsere Angebote", sagte Faltl. Diese Neuerung habe das BFW bereits erfolgreich auf einer Tagung des Bundesarbeitsministeriums im März und auf der "SightCity" im Mai 2022 präsentiert.
Vorantreiben will die Geschäftsführerin nun die Planungen, das Sportgelände des BFW umzunutzen als Wohnstätte und Fördereinrichtung für 24 schwerst mehrfach beeinträchtigte Menschen und für die Errichtung einer barrierefreien Wohnanlage für Senioren. Vorhabensträger sowohl für die Wohnstätte als auch für das Seniorenprojekt ist die ESW-Bauträger GmbH (Evangelisches Siedlungswerk in Nürnberg), die vom BFW das gesamte Sportgelände erwirbt.

Bei der von der Politik geplanten Akademisierung der therapeutischen Gesundheitsberufe wie Masseur, Bademeister und Physiotherapeut befürchtet die Geschäftsführerin, dass dann ein Berufsfeld mit einer nahezu 100-prozentigen Vermittlungsquote für blinde und sehbehinderte Menschen wegzufallen droht. Sie fordert ein vollwertiges, anerkanntes und im System der gesetzlichen Krankenversicherung verankertes Berufsbild mit einem Zugang über einen mittleren Bildungsabschluss.
Vermittlungsquote von über 95 Prozent bei den ITlern
Klaus Meyer, dem Vorsitzenden des Aufsichtsrates, war es ein Anliegen, dass am BFW Behinderte an ihren Stärken gemessen und diese gefördert und verstärkt werden, damit sie nach ihrem Abschluss das BFW als selbstbewusste, selbstsichere und starke Menschen verlassen und ein wichtiger Teil dieser Gesellschaft im Beruf und im Privatleben werden können.
Christian Knobbe, Teamleiter IT-Ausbildung, präsentierte mit einer Live-Demo als neueste Entwicklung des BFW das hochmodern ausgestattete IT-Labor, mit dem seit Anfang des Jahres die angehenden Fachinformatiker während ihrer 24-monatigen Ausbildung ihre theoretischen Kenntnisse an praktischen Aufgaben erproben und so noch fitter für den Arbeitsmarkt gemacht werden können. Wie Knobbe unter dem Beifall der Gäste sagte, habe das BFW eine Vermittlungsquote von über 95 Prozent bei den ITlern.