Würzburg Lieblingswerke hat sie viele. Doch die Skulptur "Square Forms" der britischen Bildhauerin Barbara Hepworth fasziniert sie besonders. Glenys Schindler hat beruflich nichts mit Kunst zu tun. Dennoch hält sie einen Vortrag im Würzburger Kulturspeicher. Das Thema: ihr Lieblingswerk.
Die Bronze-Skulptur ist etwa 1,30 Meter groß. Sie ist grün und braun und besteht aus zwei Säulen. Jeweils vier Rechtecke sind übereinander angeordnet. Sie steht im ersten Stock des Kulturspeichers in der Sammlung von Peter C. Ruppert. Vor dem Kunstwerk sitzen zwölf Frauen und zwei Männer auf Hockern und lauschen gespannt einem Vortag in englischer Sprache. Es sind keine Touristen, sondern Würzburger, die etwas über das Werk der Künstlerin Barbara Hepworth erfahren möchten.
"Ich komme öfter her und bringe Freunde mit, um ihnen dieses Werk zu zeigen. Diese Skulptur berührt mich", erzählt Glenys Schindler. Die ehemalige Lehrerin präsentiert ihr Lieblingswerk im Kulturspeicher. Die neue Veranstaltungsreihe des Museums steht unter dem Motto: "Würzburger Bürger stellen vor".
Die Idee dazu hatte Margit Kirchner. Sie betreut die 120 Volunteers, die ehrenamtlichen Helfer, im Kulturspeicher. "Wir wollen die Würzburger noch mehr an dieses Haus binden und dazu bringen, auch unter der Woche ins Museum zu gehen", sagt Kirchner. Die Veranstaltungen kommen gut an. Etwa 20 Besucher finden sich jedes Mal ein, wenn ein Würzburger über sein Lieblingswerk spricht. Glenys Schindler hält den dritten Vortrag dieser Reihe. Sie redet Englisch, obwohl sie auch perfekt Deutsch spricht.
"Ich komme aus West Yorkshire - wie Barbara Hepworth. Wahrscheinlich bin ich deswegen so von ihrer Arbeit fasziniert", erklärt Glenys Schindler. Die Britin lebt seit 1967 in Würzburg. Sie beschreibt die Landschaft von West Yorkshire, den Kontrast von Industrie und Kultur und welchen Einfluss dies alles auf das Schaffen der Bildhauerin hatte.
Die Zuhörer erfahren, dass Barbara Hepworth 1903 in Wakefield geboren wurde, mit dem Maler Ben Nicholson verheiratet war und 1975 bei einem Brand in ihrem Studio auf tragische Weise ums Leben kam. Die Referentin spricht mit viel Begeisterung. Man merkt, dass sie sich sehr für die Künstlerin und deren Biografie interessiert. Immer wieder bleiben Museumsbesucher stehen und hören dem Vortrag kurz zu.
Glensy Hepworth macht ihr Publikum auf die beiden Löcher in der Skulptur aufmerksam. Die "pierced form", die durchdrungene Form, sei typisch für den Stil der britischen Bildhauerin. "Ihre Skulpturen wirken dadurch weit und offen", erklärt Schindler. Sie erzählt, dass ihr diese Löcher zuerst aufgefallen seien. Dann fordert sie die Zuhörer auf, sich das Kunstwerk von allen Seiten anzuschauen: "Man kann die Skulptur nicht richtig sehen, wenn man sich nicht bewegt", sagt sie.
Die Damen und Herren erheben sich von ihren Plätzen und nehmen das Kunstwerk näher in Augenschein. Sie sind begeistert von Glenys Schindlers Vortrag. Vor allem, weil sie Englisch gesprochen hat. Auch Beate Reese, stellvertretende Museumsleiterin, hat die Veranstaltung gefallen: "Auf diese Weise erfährt man nicht nur mehr über unsere Kunstwerke, sondern kann auch noch seine Fremdsprache aufbessern."
Am 16. Mai um 16 Uhr stellt Hans- Georg Walter zwei Gemälde von Karl-Georg Pfahler vor (auf Deutsch). Wer auch einen Vortag über sein Lieblingswerk im Kultur- speicher halten möchte, kann sich unter Tel. (09 31) 3 22 25 12 melden.