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RÖTTINGEN: Wenn Tauberschwarz weiß ist

RÖTTINGEN

Wenn Tauberschwarz weiß ist

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    Die ehemalige Fränkische Weinkönigin Marion Wunderlich und Udo Engelhardt stoßen auf 20 Jahre Tauberschwarz in Franken an. Beim Weinfest am 13. Mai gibt's dazu eine besondere Tauberschwarz-Probe.
    Die ehemalige Fränkische Weinkönigin Marion Wunderlich und Udo Engelhardt stoßen auf 20 Jahre Tauberschwarz in Franken an. Beim Weinfest am 13. Mai gibt's dazu eine besondere Tauberschwarz-Probe. Foto: Foto: N. Hohler

    Als sich Udo Engelhardt Mitte der 1990er Jahre daran machte, die Rebsorte Tauberschwarz nach Franken zurückzubringen, hielten ihn vermutlich Viele für einen Spinner: Die Trauben sind klein und dünnhäutig, neigen zum Aufplatzen. Die starke Ausbildung von Geiztrieben macht viel Arbeit, ebenso die Eigenart der Rebe, sich an Drähten und Gittern festzuklammern. Die Lese ist ebenfalls ein zähes Geschäft.

    „Ich fand den Bezug zur Region interessant, wollte mich mit Tauberschwarz positionieren. Heute bringt jeder unser Weingut damit in Verbindung“, sieht sich der Röttinger bestätigt. Seit 1991 ist er sein eigener Herr, hat mit Selbstausbau begonnen – zuvor war der Betrieb Traubenlieferant für die Genossenschaft.

    Bis 1996 die erste Tauberschwarz-Rebe gepflanzt werden konnte, waren drei Jahre Vorarbeit nötig. „In Württemberg wurde die zwischenzeitlich für ausgestorben gehaltene Sorte wieder angebaut, ab 1994 mit offizieller Zulassung. Doch Bayern verlangte einen Nachweis der Reblausfreiheit, den es nicht gab, der nebenan in Weikersheim oder Laudenbach schlicht nicht nötig war.“

    Der Kompromiss 1996: Stockveredelung in Franken, den Anbau als Versuch deklarieren. Engelhardts ersten Tauberschwarz gab es 1998. Weiß gekeltert wird bei ihm aus der roten Traube ein Blanc Noir: Ein Tauberschwarz in Weiß ist wieder etwas, was Kunden überrascht, was zieht.

    Heute wird die Rebsorte, die erstmals 1726 in einem Dekret von Graf Karl Ludwig von Hohenlohe (Schloss Weikersheim) erwähnt wurde, in der Region von mehreren Betrieben auf insgesamt rund 15 Hektar angebaut, knapp einem Prozent der Rebfläche.

    „Ich finde Tauberschwarz genial, halte nie eine Weinprobe ohne ihn. Tauberschwarz ist ein Stück Heimat und Identität“, sagt Marion Wunderlich, die aus dem nahen Tauberrettersheim kommt und 2013/14 Fränkische Weinkönigin war.

    Die Nebenerwerbs-Winzerin hat für Engelhardt einen Tauberschwarz der Tauberrettersheimer Lage „Königin“ dabei, der Teil einer Spezial-Verkostung wird: Zum Auftakt des Röttinger Weinfestes über Pfingsten (13. bis 16. Mai) gibt es zu 20 Jahre Tauberschwarz sieben dieser Weine am Stück zu probieren – vom Pinot Noir über Rosé bis zu mehreren roten Varianten.

    Josef Herrmann, Leiter der Analytik der Veitshöchheimer Landesanstalt (LWG), wird die Weine vorstellen und hat bestimmt die ein oder andere Anekdote dabei. „Es ist ja echt ein Glücksfall, dass man seinerzeit in Ebertsbronn 400 Rebstöcke gefunden hat und dann in Weinsberg und Lauda durch züchterische Auslese die Wiederbelebung gelungen ist“, findet Engelhardt.

    Offenbar gibt es nirgendwo sonst in Deutschland eine Rebsorte, die nach einem Fluss benannt ist. „Es gab früher den Mainriesling, aber der wurde 1963 in Rieslaner umbenannt“, erzählt Marion Wunderlich. Grund sei die Verwechslungsgefahr mit dem Rhein-Riesling gewesen.

    Die Organisation Slow Food hat den Tauberschwarz als „Arche-Passagier“ aufgenommen, was bedeutet, dass die Rebe schützenwert ist: Der Name der seit dem 16. Jahrhundert im Taubertal angebauten Rebsorte trage maßgeblich zur Identität der Region bei. Ebenso deren spezielle Anpassung an den Standort durch Frosthärte.

    Der oft fruchtige Rotwein mit Zartbitter- und Weichseltönen könne durch Maßnahmen wie Ertragsbegrenzung und speziellen Ausbau „zu einem wirklich großen, sehr markanten Wein werden“, urteilt Slow-Food: „harmonischer, eleganter, mit stärkeren Wildkirsche-Aromen“. Klingt klasse, wobei die Devise bleibt: Hauptsache, er schmeckt.

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