Seit Februar testet das Kommunalunternehmen (KU) des Landkreises Würzburg ein neues Fahrkarten-Abo für die Mitarbeiter von Firmen. Die Erfahrungen mit dem Pilotunternehmen eReasearch Technology (eRT) in Estenfeld, wo bereits knapp 50 Mitarbeiter auf das bezuschusste Angebot zurückgreifen, waren so gut, dass die Planer nun in die nächste Runde gehen und um weitere Unternehmen werben. Voraussetzung für ein Firmenabo ist, dass mindestens zwanzig Mitarbeiter die Verkehrsmittel des öffentlichen Nahverkehrs nutzen. Der Standort muss sich im Landkreis Würzburg befinden.
An einem Gespräch beim Unternehmerfrühstück im Rathaus Kürnach beteiligten sich Vertreter besonders personalintensiver Firmen aus den rasch wachsenden Gewerbegebieten von Estenfeld und Kürnach. Schon heute arbeiten am Kürnacher Wachtelberg etwa 800 Menschen, im Industriepark Nord sind es bis zu 500, in Estenfeld nochmals etwa 800.
Es wurde rasch klar, dass bei den anwesenden Vertretern prinzipiell großes Interesse an einer guten Anbindung über das öffentliche Nahverkehrsnetz besteht. Auch sind die Firmen ohne weiteres dazu bereit, die Fahrkarten ihrer Mitarbeiter zum Teil sogar weitgehend zu bezuschussen. „Es wird immer wichtiger, dass unsere Mitarbeiter gute Anbindungen an die Stadt haben“, sagte einer der Anwesenden, der für ein großes, besonders arbeitsintensives Logistik-Unternehmen sprach. Eine gute und kostengünstige Erreichbarkeit der Firmen entwickele sich zunehmend zum Plus im Wettstreit um motivierte Arbeitskräfte.
Als Zielgruppe kommen in erster Linie Zeitarbeiter oder Lehrlinge, die sich ein eigenes Auto sparen, aber auch Familien, die etwa auf einen teuren Zweitwagen verzichten wollen, in Frage. Problematisch sind jedoch die in manchen Firmen übliche Schicht- und Nachtarbeit.
Gegenüber einem über das bestehende Angebot hinausgehenden Ausbau der Fahrzeiten oder der Linienführung ist das KU zögerlich. „Die Busse müssen natürlich auch entsprechend ausgelastet sein und können nicht leer durch die Nacht fahren“, betonte KU-Vorstand Alexander Schraml.
Die Firmenvertreter wünschen sich dagegen möglichst breite und zeitlich flexible Angebote. Der Kürnacher Bürgermeister Thomas Eberth bezeichnete aus Erfahrung eine halb- oder einstündige Vertaktung als ideal. „Die Busse werden dann am besten angenommen, wenn sich die Leute nicht lange organisieren müssen und der Bus regelmäßig fährt.“ Das KU ist derzeit dabei, in allen drei Gewerbegebieten eigene Bushaltestellen einzurichten.
Monika Mützel von der Nahverkehrsgesellschaft Würzburg-Mainfranken (NWM) hat beobachtet, dass sowohl bei den Unternehmern als auch den Mitarbeitern verbreitet Unkenntnis über die Angebote im öffentlichen Nahverkehr bestehen. Sie fasste nochmals die Vorteile des Firmenabos für die Mitarbeiter zusammen: deutliche günstigere Dauerfahrkarten, die auch in der Freizeit, einen weiteren Erwachsenen und alle Kinder inbegriffen, im gesamten Gebiet des Verkehrsverbundes Mainfranken (VVM) gültig sind. Dazu gehören neben 119 Buslinien auch die Würzburger Straßenbahnen und acht Eisenbahnlinien.