Der Winzerverein Würzburg-Heidingsfeld, der älteste Verein dieser Art in Deutschland, bekommt an diesem Sonntag, 9. März, einen neuen Chef. Denn der bisherige Vorsitzende Hubert Wohlfart kandidiert nicht mehr. 18 Jahre lang lenkte er die Geschicke des Vereins, zuvor war er acht Jahre 2. Vorsitzender. „Ich bin nicht weg, sondern nur außer Funktion“, sagte er. Und: „Man sollte rechtzeitig Platz für Jüngere machen, die neue Ideen haben.“
Sein Ausscheiden als Vorsitzender kommt nicht überraschend, denn diese Entscheidung ist der Führungsmannschaft des Winzervereins schon längere Zeit bekannt. Wohlfart vergleicht seinen Schritt mit einer Unternehmensübergabe: „Es ist wichtig, rechtzeitig die Weichen zu stellen.“ Der Vollblutwinzer, aktuell technischer Betriebsleiter der Winzergemeinschaft Franken (GWF) und gelernter Diplom-Ingenieur für Weinbau und Oenologie, steht dem neuen Vorstand auch in Zukunft „in allen Belangen aktiv zur Seite“.
Jubiläum war Höhepunkt
Als „absoluten Höhepunkt“ seiner Amtszeit bezeichnete er 2009 die Geburtstagsfeier aus Anlass des 150-jährigen Bestehens des Winzervereins. Drei Jahre lang hatte ein Arbeitskreis das zwölf Monate dauernde Jubiläumsprogramm vorbereitet. Zu den arbeitsintensivsten Bestandteilen gehörten die Festschrift, der Internetauftritt des Vereins, die Neugestaltung des Wein- und Naturwanderweges in der Weinlage „Würzburger Kirchberg“ sowie die Informationsschriften zum Rundweg, dem Zehnthofkeller, Bacchusbrunnen in der Werkingstraße, der 1985 gebauten Weinbergskapelle sowie dem 2006 sanierten Kalkbrennofen am Kirchberg.
Unvergesslich ist für ihn aus dem Festprogramm die Schifffahrt mit Weinprobe auf dem Main nach Ochsenfurt – mit edlen Tropfen aus allen geruhsam an den Teilnehmern vorbeiziehenden Anbaugebieten.
Von 1987 bis in die Anfangszeit des neuen Jahrtausends gaben der spätere 2. Vorsitzende Günter Wohlfart und er den Winzern im Arbeitskreis Weinbau wertvolle Ratschläge. Nicht ganz ohne Stolz informierte er, dass dies einen „Quantensprung bei der Qualität“ zur Folge hatte. „Wir Jungspunde erklärten damals den ,älteren Semestern' zahlreiche wesentliche Details“, erinnerte sich Wohlfart.
1994 – damals noch 2. Vorsitzender – baute er als erster Heidingsfelder Winzer die Rebsorte „Grauer Burgunder“ an; inzwischen ist daraus ein Trio geworden.
Ältester deutscher Winzerverein
In den vergangenen Jahrzehnten feierte der Winzerverein viele Premieren: Einführung der Bocksbeutelbar auf dem Weinfest 1988; erste Trockenbeerenauslese mit einem Mostgewicht von 163 Grad Oechsle im Jahr 1988; Ausbau des Zehnthofkellers (1989/1990); erste Teilnahme am Kilianifestzug 1994; erster Freiluftgottesdienst auf dem Weinfest 1996.
Der 53-Jährige ist bekannt dafür, dass er den ältesten Winzerverein Deutschlands jederzeit in den Blickpunkt der Öffentlichkeit stellt. Einen Beleg dafür stellt die Abholung der Weinprinzessin zur Eröffnung des Weinfestes in der Werkingstraße dar, erstmals 1991. Wenn die Winzer und Gastvereine zu den Klängen der Laurentius-Musikanten die Weinprinzessin durch den Stadtteil begleiten, „weiß inzwischen jeder, das Weinfest beginnt“.
Trotz der Neuerungen steht der Winzerverein auch für Tradition und vergisst seine Wurzeln nicht. Schon Hubert Wohlfarts Großvater Michael war von 1929 bis 1933 Vorstand des Vereins. Da fällt der Träubel offenbar nicht weit vom Rebstock.
Weitere Ehrenämter von Hubert Wohlfart: Mitglied im Arbeitskreis Weinbau des Fränkischen Weinbauverbands seit 1988; Gründungsmitglied des Weinbaurings Franken 1989; Gründungsmitglied des Landschaftspflegeverbands für Mensch und Natur der Stadt Würzburg 2004 und seitdem Vorstandsmitglied; Mitglied der amtlichen badischen Qualitätsweinprüfung seit 2005.