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HETTSTADT: Wurzeln machen die Gräber kaputt

HETTSTADT

Wurzeln machen die Gräber kaputt

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    Ärgernis: Anton Löser ist einer der Betroffenen, die sich im Hettstadter Friedhof bei der Grabpflege über wuchernde Wurzeln ärgern müssen. »In Einzelfällen haben Bäume einen zu nahen Standort an den Gräbern«,  ist auch aus dem Landratsamt zu hören. Am Mittwochabend entschied der Gemeinderat die Beseitigung der Eschenallee.
    Ärgernis: Anton Löser ist einer der Betroffenen, die sich im Hettstadter Friedhof bei der Grabpflege über wuchernde Wurzeln ärgern müssen. »In Einzelfällen haben Bäume einen zu nahen Standort an den Gräbern«, ist auch aus dem Landratsamt zu hören. Am Mittwochabend entschied der Gemeinderat die Beseitigung der Eschenallee. Foto: Herbert Ehehalt

    Anton Löser wollte zu Allerheiligen das Grab seiner Schwiegereltern auf dem Gemeindefriedhof schön bepflanzen. Daraus wurde nichts. Das Wurzelwerk benachbarter Bäume ist so stark, dass er selbst mit schwerem Gartengerät nur schwer durchkommt. Eine Fehlplanung der Verwaltung, meinen Löser und andere Nutzer des Friedhofs. Und sie fühlen sich von der Gemeinde im Stich gelassen.

    76 Jahre ist Anton Löser alt, hat zwei Bandscheibenoperationen hinter sich. Zweimal im Jahr hat er das Grab seiner Schwiegereltern neu bepflanzt – im Frühjahr und im Herbst.

    Das Problem mit den Bäumen besteht seit Jahren, sagt er: „Aber ich habe es immer geduldet.“ Zuletzt waren immer häufiger Spaten, Beil und Weinberghacke zum Bereinigen der Pflanzfläche nötig.

    „Die Bäume wachsen schneller, als Schäden beseitigt werden können.“

    Anton Löser Grabbesitzer

    Jetzt sagt Löser zum ersten Mal: „Ich kann das nicht mehr machen.“ Zumal seine Frau ihm nicht helfen könne. Sie ist pflegebedürftig, sitzt im Rollstuhl. Auch andere Hettstadter sind betroffen, manche noch stärker als Anton Löser. Das zeigte ein Besuch auf dem Gemeindefriedhof am Mittwoch vor Allerheiligen. Die Wurzeln heben Gräber an, lassen Einfassungen platzen. Zwischen Grabsteinen und -platten bilden sich Risse. Manche Nutzer haben die Gräber ihrer Angehörigen deswegen auflösen lassen. Entlang der Baumallee häufen sich die unbelegten Plätze.

    Kurios: Dadurch, das die Hinterbliebenen die Gräber wässerten und die Erde lockerten, förderten sie das Wachstum der Bäume. An Stellen, wo das nicht geschah, sind sie deutlich kleiner, die Stämme schmaler.

    „Die Bäume wachsen schneller, als die Gemeindearbeiter die Schäden beseitigen können“, sagt Löser. Er habe Bürgermeister Eberhard Götz das Problem mehrfach geschildert. Passiert sei nichts. Nicht nur auf die Verwaltung sind Löser und seine Mitstreiter sauer. Auch das Landratsamt soll schuld an der Misere sein.

    Vor 16 Jahren wurden die Bäume gepflanzt. Damals habe man versprochen, dass es sich um Tiefwurzler handele, die die Gräber nicht angreifen. Das habe sich als falsch erwiesen.

    Bei den Bäumen handelt es sich um Eschen, sagt Günter Gerner vom Landratsamt auf Anfrage. Als sie gepflanzt wurden, seien sie ein Kompromiss gewesen. Denn die Birkenallee, die sie ersetzten, war ein Naturdenkmal. Es bestand also die Pflicht nachzupflanzen. Außerdem hätte Bäume auf Friedhöfen Tradition.

    Eschen wurzeln laut Gerner in der Tat meist tief. Außerdem bieten sie den Vorteil, dass sie im Herbst vergleichsweise wenig Arbeit machen, weil sie ihre Blätter schnell verlieren.

    Gerner gibt aber zu, dass Eschen – wie alle Bäume – sich mit ihren Wurzeln den Weg des geringsten Widerstands suchen. Und das war im Hettstadter Friedhof die flach gelegene und lockere Erde der Gräber.

    „Bei der Pflanzung der Allee war der Gemeinderat schlecht beraten.“ Dies sagte ganz aktuell dritter Bürgermeister Peter Schrenk in Übereinstimmung mit Hermann Freund ganz am Mittwochabend – in der Gemeinderatssitzung, in der die für Unmut sorgende Eschenallee des Friedhofes auf der Tagesordnung stand.

    „Die Bäume müssen so bald als möglich gefällt werden.“

    Mathilde Kees Gemeinderatsmitglied

    Deshalb plädierte Schrenk für „eine radikale Beseitigung wegen zu großer und ständiger Schäden durch das Wurzelwerk“. Mit der Feststellung alleine mochte es Mathilde Kees nicht bewenden lassen und beantragte „die Fällung der Bäume so bald als möglich.“

    Für nicht weniger Ärger als die derzeitige Allee aus Eschen hatten Birken gesorgt, die bis 1997 an gleicher Stelle standen. „Wegen des desolaten Zustands der Birken mussten die Bäume damals gefällt werden. Danach wurde auf Empfehlung von Günter Gerner, Fachberater für Gartenkultur und Landespflege am Landratsamt Würzburg die Eschenallee gepflanzt“, erinnerte Bürgermeister Eberhard Götz in der Sitzung. Nach dem anfänglichen Höhenwachstum der zwölf Bäume entwickelten sie mittlerweile allerdings auch ein bemerkenswertes Dickenwachstum. Schäden an Gräbern und Grabsteinen richtete allerdings das ausufernde Wurzelwerk der Bäume an. „Bisher entstanden der Gemeinde Kosten von etwa 6000 Euro für Schäden an Grabsteinen. Zuletzt hatte ein Steinmetzbetrieb sogar die Gewährleistung für die Reparatur verweigert“, so Götz.

    Deshalb habe man seitens der Verwaltung fachlichen Rat eingeholt durch Gerner vom Landratsamt. Dieser habe „in Einzelfällen einen zu nahen Standort der Bäume an den Gräbern“ bestätigt, berichtete Götz dem Gemeinderat. Durch die Untere Naturschutzbehörde wurde während der vegetationsfreien Zeit bis zum 28. Februar deshalb die Entfernung von sechs Bäumen gestattet.

    Weiteren fachlichen Rat holte das Ortsoberhaupt nach eigenem Bekunden ein durch ein Gutachten des Würzburger Baum-Sachverständigen Jürgen Köhler. Das Gutachten war durch die Verwaltung am 25. Oktober in Auftrag gegeben worden. Bei einem Ortstermin am 28. Oktober erfolgte die in Augenscheinname durch den Sachverständigen. Bereits zur Sitzung am Mittwochabend lieferte Köhler eine 23-seitige Stellungnahme. Darin heißt es, zwar sei die Eschenallee als prägendes Element und Schattenspender im Friedhof zu betrachten. An den Bäumen sei aber kein Erziehungsschnitt erkennbar. Gleichzeitig gefährdeten jedoch Wurzelverletzungen die Standsicherheit der Bäume. Die Empfehlung: die kontrollierte Auflassung von Gräbern und vereinzelte Entnahme von Bäumen. Nach Auffassung des Bürgermeisters aber ist durch die Bäume „Dauerärger-Potenzial gegeben“. Deshalb entschied sich der Gemeinderat einhellig am Mittwochabend für die Beseitigung der Eschenallee.

    Eine anderweitige Pflanzung, möglicherweise auf einer Ausgleichsfläche, will man prüfen.

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