Das Werk des Künstlers und Designers Rolf Sachs wird ab 18. Juli bis 15. Oktober in der Kunsthalle Schweinfurt und der Sparkassengalerie zu sehen sein. Im Interview gibt er vorab schon einmal Einblicke in sein ambitioniertes Ausstellungsprojekt.
JULIA WEIMAR UND CLAUDIA LINDENLAU-SAUER: Herr Sachs, Ihre Ausstellung wird im gesamten Erdgeschoss der Kunsthalle zu sehen sein. Was erwartet die Besucherinnen und Besucher?
ROLF SACHS: Es erwartet sie ein Ausschnitt meiner kreativen Arbeit der letzten 35 Jahre. Es werden Werke meiner verschiedenen Disziplinen zu sehen sein – Design, Fotografie, Skulptur, Installation und Malerei. Die Arbeiten sind nicht chronologisch angeordnet, sondern jeweils in verschiedenen Werkgruppen.
Die Ausstellung trägt den Titel „be-rühren“. Was bedeutet dieser Titel für Sie, und welche Rolle spielt Berührung in Ihrer Kunst?
ROLF SACHS: Jeder Künstler hat ein Credo, etwas, das ihm wichtig ist. Bei mir ist es das Empathische, das Menschliche, das Miteinander. Diese Themen beeinflussen meine Arbeit von Anfang an und ich möchte den Betrachter „be-rühren“. Das ist sicherlich nicht offensichtlich, wie so oft in der Kunst. Ich versuche, ihm Unkonventionelles näher zu bringen, damit mehr Verständnis zu schaffen und etwas Toleranz und Respekt zu sähen. Direkt spielt der Titel der Ausstellung darauf an, dass ich in der Malerei meist mit meinen Fingern die Leinwand berühre und so male. Mit dem Pinsel könnte ich die Sensibilität nicht auf dieselbe Weise auf die Leinwand übertragen.
Ihre Werke bewegen sich zwischen Kunst und Design. Wie definieren Sie selbst Ihre kreative Praxis, und wo ziehen Sie die Grenze – oder gibt es diese für Sie gar nicht?
ROLF SACHS: Manche meiner Werke haben eine Funktion, andere sind rein künstlerische Auslegungen. Beide sind dadurch klar dezidiert, haben aber eine Verwandtschaft in ihrem Grundkonzept und ihrer Botschaft. Die Möbel sind meist dekonstruiert und frei. Die Fotografie ist nicht statisch und in der Malerei male ich abstrakt, was mein Inneres mir sagt. Oft entstehen die Werke mit einer gewissen Zufälligkeit, wie auch wir Menschen Zufallsprodukte sind.
Ihre Arbeiten spielen oft mit Materialität und haptischer Erfahrung. Welche Materialien faszinieren Sie besonders, und wie wählen Sie sie aus?
ROLF SACHS: Ich pflege zu sagen, dass ich mit Materialien arbeite, die eine Seele haben. Dazu gehören Filz, Holz, Bronze, aber auch Wachs, Haare und in einem Werk sogar Kuhmist. Oberflächen können Emotionen auslösen; Materialität gibt dem Objekt oft Charakter. Das Unperfekte ist auch wichtig: Ein Kratzer trägt eine Schönheit und Einzigartigkeit in sich; Abnutzungserscheinungen sind essenziell, damit etwas nicht steril wirkt und eine Seele erhält.
Warum sollte man Ihre Ausstellung unbedingt besuchen?
ROLF SACHS: Das sollte ich nicht beantworten, dennoch hoffe ich natürlich, dass Besuchende zum Schluss kommen, dass die Ausstellung sehenswert ist. Einen besonderen Aspekt stellen sicherlich die verschiedenen Disziplinen Design, Fotografie und Malerei dar, die es selten aus einer Hand und gleichzeitig zu sehen gibt.
Gibt es ein Werk in der Ausstellung, das Ihnen persönlich besonders am Herzen liegt? Wenn ja, warum?
ROLF SACHS: Es liegen mir viele Werke am Herzen. Natürlich habe ich Lieblinge. Manchmal empfinde ich ein Werk als einen „Wurf“, ein schöner deutscher Ausdruck, den man in anderen Sprachen nicht findet. Meist eine einfache Idee, woraus etwas Spannendes geboren wird. Zum Beispiel der in Bronze gegossene Tannenzweig „Bodenständig“, die zwei fusionierten Schlitten „Inseparable“ oder auch meine Fotoserie „Tenderly“, wo Toilettenpapier in dynamisch abstrakten Bildern belichtet wird.
Ihr Urgroßvater Ernst Sachs war der Erbauer der Kunsthalle Schweinfurt. Welche Bedeutung hat es für Sie, nun genau an diesem Ort auszustellen?
ROLF SACHS: Es ehrt mich natürlich, in der Kunsthalle Schweinfurt ausstellen zu dürfen. Ich kannte das Gebäude noch als Hallenbad, allerdings empfand ich es in meinen Kindheitserinnerungen als düster und es ist eine große Freude zu sehen, was für ein lichtdurchflutetes, architektonisch sauber strukturiertes Museum entstanden ist. Ich kann mir wirklich kaum ein anderes Haus vorstellen, wo ich lieber ausstellen würde. Darüber hinaus hat Andrea Brandl über die Jahre dem Museum auch eine neue Note gegeben.
Was inspiriert Sie aktuell. Gibt es bestimmte Themen oder Einflüsse, die Ihr Schaffen gerade prägen?
ROLF SACHS: Mein Schaffen ist, wie schon erwähnt, vom menschlichen Sein geprägt – dem Miteinander. Ein Thema, das in unserer aktuellen Zeit immer wichtiger wird. Anstelle von Harmonie, polarisiert sich die Welt. Ich habe das Gefühl, das Rad unserer Zivilisation wird zurückgedreht. Es fehlt an Toleranz und Respekt. Das stimmt mich nachdenklich.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden