Vor zwei Jahren hatte sich der langjährige Trainer Willi Barthelmes verabschiedet, die Handballer des TV Königsberg, gerade so am grünen Tisch dem Abstieg aus der Bezirksliga entronnen, waren auf Trainersuche. Und da lief der Abteilungsleitung ein junger Rückraumspieler der Ersten Mannschaft über den Weg, der verletzungsbedingt selbst nicht mehr auf dem Feld eingreifen konnte.
Der hieß Simon Schweßinger, war kaum der eigenen Jugend entwachsen und übernahm also recht spontan die Erste Mannschaft. Der Haßfurter begann parallel die Ausbildung zum Handbaltrainer, beendete diese aus zeitlichen Gründen allerdings nicht, die auf den Lehrgängen vermittelten Anregungen halfen ihm trotzdem bei seiner neuen Rolle.
Schwieriger Start
Gerade einmal 20 Jahre alt, sprang der Haßfurter ins kalte Königsberger Wasser, ohne allerdings größerem Druck ausgesetzt zu sein. Schweßinger bekam die Zeit, die er brauchte, um sich in die neue Aufgabe hineinzufinden. Und die war nicht einfach. Drei Spieler hatten den Verein in Richtung TV Gerolzhofen verlassen, "ich wollte in erster Linie die verbliebenen Spieler bei der Mannschaft halten", blickt der Rechtshänder auf seine damals größte Herausforderung zurück.
Die zweite Hürde: Mannschaft und Trainer spielten kurz zuvor noch zusammen, hatten ein "Kumpel-Verhältnis" aufgebaut. Da ist es nicht ganz so einfach, plötzlich zur Autoritätsperson aufzusteigen. "Klar musste ich auch mal laut und auch deutlich werden, aber das eher in den Auszeiten. Im Spiel auf die Spieler draufzuhauen, das geht eher nach hinten los", weiß Schweßinger, dass Lautstärke nicht unbedingt in Spielstärke umgesetzt wird.
Vom "Nullupunkt" auf Platz drei
Auch wenn alles neu war, der Trainer-Novize hat die anfänglichen Hürden augenscheinlich überwunden. Die Mannschaft startete "am Nullpunkt", wie es Schweßinger nennt, kletterte in der letzten Saison auf Platz sechs, aktuell steht sie - die drei Abgänge sind nach ihrem als gescheitert zu bezeichnenden Kapitel Gerolzhofen mittlerweile wieder an Bord - auf Platz drei. Und den würde der heute 22-Jährige auch gerne ins Ziel retten. Denn die beiden unterfränkischen Bezirksligen werden in der kommenden Saison zusammen gelegt, nur die vier Erstplatzierten der Nord- und Südstaffel bleiben in der dann eingleisigen Bezirksliga. Schweßinger will natürlich, dass sein TVK dann dabei ist.
Allerdings ohne ihn, denn nach nur zwei Jahren auf der Königsberger Kommandobrücke verschlägt es den Blondschopf nach Freising. Derzeit noch beim Forstamt in Ebrach in der Ausbildung zum Forstwirt, will Schweßinger mehr von seinem Beruf, studiert in Oberbayern künftig Forstingeneurswesen. Der TV Königsberg muss sich also erneut auf die Suche nach einem Trainer begeben.
"Wir müssen uns auch überlegen, wie wir wieder eine interne Lösung hinbekommen."
Simon Schweßinger, Trainer TV Königsberg
Und genau das könnte wieder einmal zum Problem werden in der Regiomontanusstadt. Königsberg ist neben Ebern der einzige Handballstandort im Landkreis, die Wege zu anderen Vereinen sind relativ weit, "da ist es nicht so einfach, einen Trainer zu bekommen", ahnt Schweßinger, dass diese Suche dem TVK noch Kopfschmerzen bereiten könnte. Dabei will man ganz bewusst nach der interen Lösung wieder von der Erfahrung von außen profitieren. Die allerdings muss auch bezahlbar sein.

"Wir müssen uns daher auch überlegen, wie wir wieder eine interne Lösung hinbekommen, falls alle Stricke reißen", arbeitet die Abteilungsleitung auch am "Plan B". Und der beinhaltet möglicherweise auch wieder eine zweite Mannschaft, durchaus ein Pluspunkt bei der Trainresuche.
Topspiel am Samstag
Mit den 70 bis 100 Zuschauern, die den Heimspielen in der Haßfurter Dreifach-Sporthalle beiwohnen, lässt sich ein auswärtiger Trainer allerdings kaum finanzieren. Wer aber auch immer der neue Übungsleiter beim TV Königsberg wird: Vorfinden wird er oder sie eine intakte Mannschaft, die taktisch für Bezirksligaverhältnisse gut ausgebildet ist, ihre 6:0-Deckung und vor allem schnelle Angriffe liebt.
Hilfreich wäre natürlich ein weiteres Jahr in der Bezirksliga. Um dem noch näher zu kommen, braucht es noch ein paar Siege in den ausstehenden fünf Partien. Am besten schon am Samstag, wenn um 18 Uhr der Titelfavorit MHV Schweinfurt zu Gast ist. "Das wird schwierig. Wir sind aber auf jeden Fall besser besetzt als im Hinspiel. Wenn die aber in voller Stärke antreten, dann schaut es nicht so gut aus. Wir müssen einen richtig guten Tag erwischen und Schweinfurt einen schlechten," hat Schweßinger trotz seiner Jugend auch schon den Griff in die Phrasenkiste verinnerlicht.