Linkshänder sind beim Handball eine besonders rare Spezies und deswegen gesucht. In Sebastian Triller hat der TSV Rödelsee seit dieser Saison einen Mann gefunden, der wegen der Liebe nach Franken gekommen ist. Die Freundin des 21 Jahre alten Thüringers, der zurzeit noch in Jena studiert, kommt nämlich aus Marktsteft und spielt dort als Torfrau in der Mannschaft des dortigen Landesligisten.
Kennen gelernt haben sich Triller und Theresia Lang durch ihr Hobby, den Handballsport. Vergangenes Jahr an Pfingsten spielten die beiden mit ihren Teams bei einem Beachturnier am Balaton in Ungarn, nun sind sie ein Paar. Der Wechsel als Handballer von Thüringen ins Unterfränkische, zum TSV Rödelsee, macht die Beziehung leichter. „Hätte ich in Thüringen weitergespielt, dann hätte ich sie noch seltener gesehen. Das war auch ein Grund, warum ich nach Rödelsee gewechselt bin“, sagt der Zweimetermann. Donnerstags macht er sich zumeist mit dem Auto auf seinen Weg nach Rödelsee. Er trainiert dort, spielt am Wochenende und fährt Sonntag oder Montag zurück zu seinem Studienort.
„Das geht schon. Ich habe zurzeit nicht den Riesen-Stundenplan“, sagt Sebastian Triller. „Mir fehlt ja nicht mehr viel bis zur Prüfung.“ Sein Studium der Sportwissenschaften an der Universität Jena hat sich um zwei Semester verlängert – weil der aus Weimar stammende Triller wegen einer Kreuzbandverletzung einige Zeit versäumte. So wird er nächsten Sommer den Bachelor-Studiengang beenden, der zum großen Teil aus Theorie, aber auch aus sportlicher Praxis besteht. Zu Bereichen wie Medizin, Motorik, Biomechanik oder auch Psychologie geht es in den Hörsaal. Aktiv werden kann man in alle Richtungen – von Schwimmen, über Turnen, Tennis bis hin zur Leichtathletik oder Skifahren. Trillers Sportart ist und bleibt Handball. Er belegt als Student an der Uni nicht nur einen Kurs, sondern betreut dort als Tutor auch einen Handball-Grundkurs.
Dabei musste Sebastian Triller längere Zeit mit Handball pausieren. Elf Monate fiel er in Folge eines Kreuzbandrisses aus – auch der Außenmeniskus und das Innenband hatten etwas abbekommen. „Das war heftig“, sagt er. Heute hat er den Schmerz einigermaßen überwunden, jedoch ist er mit seinem Leistungsstand längst nicht zufrieden. „Ich bin höchstens bei 70, 75 Prozent. Da fehlt noch einiges, es wirkt alles noch relativ steif. Das sagen auch Bekannte, die mich spielen sehen und mich schon länger kennen.“ Immerhin genügten seine 75 Prozent zuletzt beim Spiel in Rimpar zu vier Treffern. „Dort haben wir eigentlich eine gute Leistung gezeigt, auf die man aufbauen kann“, meint Triller.
Der Weg zum Handball wurde für ihn zeitig geebnet. Sein Vater spielte einst, auch der Bruder – also begann auch er mit diesem Sport. Das Talent und die Körpergröße halfen ihm bei seiner Laufbahn. Er gelangte über das Gymnasium in Eisenach zum ThSV, wo er in der A-Jugend in der höchsten Klasse, der Regionalliga, zum Einsatz kam. Es folgte ein kurzes Gastspiel in Weimar, ehe er zum HSV Apolda in die Landesliga Thüringen wechselte. „Dort habe ich dann zwei Jahre lang gespielt – einmal sind wir Thüringer Meister geworden. Wir stiegen in die Regionalliga auf, danach kam meine Verletzung.“
Bereits vorigen Winter ereilte ihn die Anfrage der Rödelseer. Sebastian Triller sagte aber nicht gleich zu. „Am Anfang konnte ich mir das nicht vorstellen, weil ich nicht wusste, wie es mit meinem Knie weitergehen würde.“ Im Sommer gab er sein Ja-Wort, was er bisher nicht bereut hat. Es mache ihm viel Spaß dort in „einer jungen Truppe mit einem jungen Trainer, der nahe an der Mannschaft ist.“ Ehrgeizig ist Triller, der gern eines Tages noch höher hinaus möchte als in die Bayernliga. „Das war immer mein Traum, aber ich muss erst einmal abwarten, was das Knie macht. Wie es beruflich weitergeht, ist noch offen.“ Möglich sei, dass er ein Studium anhängt.
Es könnte auch sein, dass Triller länger in Rödelsee Handball spielt, aber das lässt er sich offen. Zunächst will er an diesem Samstag den guten Start in die Runde mit einem Sieg über den ASV Auerbach fortsetzen. „Das soll ja eine starke Mannschaft sein, aber die haben wir auch. Zu Hause darf man auf keinen Fall verlieren“, verkündet der Handballer aus Leidenschaft sein Ziel. Rödelsees Trainer Dusan Suchy ist mit Triller bislang sehr zufrieden. „Er ist ein disziplinierter Spieler, bei dem man sieht, dass er was kann. Er ist manchmal zu ehrgeizig, Sebastian braucht noch etwas Zeit. Er verlangt viel von sich“, sagt der Slowake über den Neuankömmling, der in Rödelsee zumindest körperlich der Größte ist.
Das Rödelseer Heimspiel gegen den TSV Ottobeuren am Sonntag, 7. November, wird wegen einer Veranstaltung nicht in der Kitzinger Sickergrundhalle ausgetragen. Die Begegnung wird um 15 Uhr in der Karl-Knauf-Halle in Iphofen angepfiffen.