Schach
Es war ein echter Showdown und gleichzeitig ein eigenartiger Anblick, der sich am letzten Spieltag der oberfränkischen Schach-Meisterschaft in der Frankenakademie auf Schloss Schney dem Betrachter bot: Gerald Löw (TSV Bindlach) nahm entspannt neben dem noch um den Turniersieg kämpfenden Ralf-Michael Großhans (SK Weidhausen) Platz und verfolgte das Geschehen auf dessen Schachbrett.
Das Kuriose dabei: Es ging um ihn selbst. Verlöre Großhans, würde das Löws Sieg bedeuten. Bald überschlugen sich die Ereignisse, denn Großhans bekam Initiative und machte Gewinnabsichten klar. Sein Kontrahent Kevin Mühlbayer (TSV Bindlach) mit den schwarzen Steinen aber verteidigte sich ein ums andere Mal umsichtig. Bis, ja bis Großhans zu hohes Risiko einging, überzog und verlor. Jetzt strahlte Turnierfavorit Löw, der gegen den Titelverteidiger seine einzige Niederlage kassiert und nun doch den Titel des oberfränkischen Schachmeisters errungen hatte. Durch seinen Sieg wurde Mühlbayer sogar noch Zweiter vor Großhans.
Die von Sonntag bis Mittwoch ausgetragenen Schachtage in Schney waren spannend, boten kompromissloses Schach, aber sind nun Geschichte. Doch sie bestehen wie immer auch aus vielen kleinen Geschichten und Aspekten. Halten wir Rückschau auf ein heimatlich-sportliches Alljahres-Highlight in der Frankenakademie.
Gute Nachwuchsarbeit
Die Schachvereine des Landkreises Lichtenfels können offenbar auf gute Nachwuchsarbeit verweisen. In den vier Altersklassen für Kinder und Jugendliche errang der für den SV Seubelsdorf startende Tobias Kolb den U12-Titel, bei der U16 wurde der aus demselben Verein stammende Sebastian Werner Dritter. Die U18 gewann mit Benjamin Zerr, eine Nachwuchshoffnung des SK Michelau, und in der U8 räumte Sebastian Quidenus vom SSV Burgkunstadt ab. Sie alle gehören zu den Erfolgreichen der insgesamt 15 Wettbewerber aus Turnier- und Blitzschach.
Doch zog es die Jugend auch immer wieder in den Turniersaal der Erwachsenen. Dorthin, wo die Ruhe und das Flair eines Schachturniers besonders spürbar waren. Auch weil Spannung in der Luft lag. Sollte es dem Favoriten Gerald Löw vom TSV Bindlach gelingen, das Turnier für sich zu entscheiden? Der 52-Jährige spielt Bundesliga, der Mann trägt den Titel eines FIDE-Meisters (FM) des Internationalen Schachverbands, liegt also nach Internationalem Meister (IM) nur zwei – zugegeben nicht kleine – Schritte von einem Großmeister (GM) entfernt.
Ein Kampf ohne Fouls
Unserer Redaktion verriet er, was für ihn, der kaufmännischer Angestellter ist, die Faszination des Schachs ausmacht: „Ein Wesentliches ist der reine Kampf ohne Fouls. Da treten Pläne gegeneinander an, und niemand kann hinterher sagen, der Schiri war schuld oder der Platz war schlecht", so Gerald Löw gut gelaunt. Einen Tag vor Turnierbeginn habe er sich angemeldet, ohne große Vorbereitung. Und er verweist auf ein Alleinstellungsmerkmal: „Ich habe alle oberfränkischen Titel gewonnen, Einzelschach, Mannschaftsschach, Einzelblitz, Mannschaftsblitz, sogar Fernschach.“ Viel trainiert habe er in seiner Jugend. Besonders von John Nunns (GM) Buch „Wie schlage ich sizilianisch“ habe er profitiert. Ob er 2017 seinen Titel verteidigt, hält er offen.
Wie immer hielt die „Oberfränkische“ auch diesmal Anekdotisches parat. Einem Spieler verstarb die Schwiegermutter, aber sie wachte wieder auf. Die Wirren und Aufregungen ließen ihn nur zwei Stunden Schlafzeit finden. Nicht genug für einen guten Turnierstart.
Schiedsrichter kommt zu spät
Oder Schiedsrichter Ingo Thorn. Im vergangenen Jahr musste er einen Spieler „nullen“, seine Partie für verloren erklären, da er die 15-minütige Karenzzeit zum Erscheinen am Brett überschritten hatte. Diesmal kam er selbst zu seiner Amtsausübung zu spät.
Am letzten Tag sollten noch einmal neue Spieler hinzukommen. Das traditionell die Veranstaltung beschließende Blitzturnier stand an und lockte aus ganz Oberfranken Spezialisten dieser Disziplin. Hierbei setzte sich am späten Abend nach 26 Runden Mark Lorenz vom FC Marktleuthen durch und darf sich oberfränkischer Blitzmeister nennen. Zweiter und Dritter wurden Peter Krauseneck und Kurt-Georg Breithut vom SC 1868 Bamberg. Danach waren die Schachtage vorüber.
Ergebnisse, Tabellen, Berichte und weitere Fotos von den oberfränkischen Schachtagen gibt's im Internet unter www.schney.schachbezirk-oberfranken.de/include.php
Die Bezirksmeister
Turnierschach Erwachsene: Gerald Löw (TSV Bindlach). Blitzschach Erwachsene: Mark Lorenz (FC Marktleuthen). Blitz U20: Lukas Schulz (SC Höchstadt). Turnier U18: Benjamin Zerr (SK Michelau). Blitz U18: Elias Pfann (SC Höchstadt). Turnier U16: Oliver Mönius (SC Höchstadt). Blitz U16: Pablo Wolf (SC Bamberg). Turnier U14: Lukas Köhler (SC Bamberg). Blitz U14: Lukas Köhler (SC Bamberg). Turnier U12: Tobias Kolb (SV Seubelsdorf) Blitz U12: Tobias Kolb (SV Seubelsdorf). Turnier U10: Daniel Heinrich (Oberlauter) Blitz U10: Vincent Wolf (SC Bamberg). Turnier U8: Seb. Quidenus (Burgkunstadt). Blitz U8: Kilian Ebel (TSV Bindlach).