Andreas Tam soll dagegen vor allem der Defensive des Aufsteigers Stabilität verleihen. Die war in den bisherigen Spielen nicht immer gegeben. Die Rot-Weißen kassierten in den acht Begegnungen im Schnitt über 29 Gegentreffer: "Meine Aufgabe wird es sein, die jungen Spieler in der Abwehr zu führen und die verschiedenen Auffassungen unter einen Hut zu bekommen", gibt der 35-Jährige als Tätigkeitsbeschreibung beim HSC an. Der aus Zehdenick in Brandenburg stammende Tam begann seine Handballkarriere bei Vorwärts Neubrandenburg. Nächste Station war ASK Vorwärts Frankfurt/Oder. Mit Letzterem gewann Tam 1988/89 die Meisterschaft der DDR und stieß ins Finale des IHF-Pokals vor, verlor allerdings die Finalspiele gegen TURU Düsseldorf.
Ein halbes Jahr später schloss er sich den Rheinländern an. Für TURU, den HSV Düsseldorf und den OSC Rheinhausen war Tam insgesamt sieben Jahre in der Bundesliga am Ball, ehe er zum Zweitligisten HG Erlangen wechselte. Dort übernahm der 1,98-Meter-Mann zur Saison 2001/02 das Traineramt der Bayernliga-Mannschaft. Nach der Fusion der beiden Erlanger Handballvereine HG und CSG zum HC vor dieser Spielrunde war Tam als Coach des Zweitligisten vorgesehen, doch nach Differenzen mit dem Verein sagte er ab. Nach eineinhalb Jahren Wettkampfpause sucht Tam nun beim HSC eine neue Herausforderung.
Dienstags und donnerstags trainiert der Neuzugang mit der Mannschaft, die körperliche Fitness holt sich der in Bubenreuth bei Erlangen wohnhafte und beim ADAC, die auch die "Gelben Engel" stellen, in Nürnberg tätige Bürokaufmann in Eigenregie. Olaf Schimpf wusste Tam bei den bisherigen Trainingseinheiten schon zu überzeugen. Der Trainer hält große Stücke auf seinen neuen Abwehrchef: "Andreas soll der ruhende Pol der Abwehr sein. Wenn er spielberechtigt ist, dann steht er am Samstag gegen Dormagen in der Anfangsformation."
Der Kontakt zu Tam kam über dessen früheren Mannschaftskameraden bei der HG Erlangen, Holger Lührs, zu Stande. Der HSC-Linksaußen berichtete Tam von den aktuellen Sorgen beim Zweitliga-Aufsteiger und erkundigte sich, ob "Tammi" nicht an einer Fortsetzung seiner Laufbahn Interesse habe. "Es gab dann eine vernünftige Anfrage des Vereins, die ich angenommen habe. Denn zum einen ist das Engagement vereinbar mit meinem Beruf, zum anderen ist die Spielkonstellation günstig", berichtet Tam.
Der Zeitpunkt der Verpflichtung ist gut gewählt. Die im Kampf um den Klassenerhalt wichtigen Spiele stehen dem HSC in den nächsten Wochen noch bevor. Ein Neuzugang Ende Dezember oder Anfang Januar hätte da wenig Sinn gehabt: "Mit der Verpflichtung von Tam wollen wir klar machen, dass wir nicht nur ein Jahr in der 2. Bundesliga bleiben wollen. Wir sind davon überzeugt, dass mit Tam der Klassenerhalt besser zu erreichen ist", macht Michael Weinhardt, stellvertretender Vorsitzender des HSC, klar.
Daher ist dieser Schritt auch als Signal für anstehende Vertragsverhandlung zu sehen. Die finanzielle Konsolidierung des HSC sei davon nicht betroffen. Andreas Tam und der Rest der Mannschaft haben nun zwei Spiele Zeit, an der Feinabstimmung zu feilen, ehe mit der Partie gegen den HC Erlangen am 23. November für den HSC die Wochen der Wahrheit beginnen.