(kili/rsf/hst) „Wenn es sich jemand verdient hat, dann er“, ist die einstimmige Meinung unter Freunden und Bekannten. Bereits seit 24 Jahren betreibt der Löffelsterzer Norbert Höchner Kickboxen. „Ich musste ihn nie antreiben, sondern ihn meist eher noch ausbremsen.“, verrät Trainer Harald Rögner. Auf Weltmeisterschaften in Florida, Schottland und Deutschland war Höchner dreimal auf dem Treppchen gelandet. Für die Krönung hatte es jedoch nie gereicht.
Auf der diesjährigen WM der WKA (World Kickboxing Association) in Orlando (Florida) hat es nun geklappt. Während Höchner in seiner ersten gemeldeten Klasse bereits in den Vorrunden ausschied, erkämpfte er sich bei den Veteranen über 45 Jahre bis 80 kg im Leichtkontakt die Goldmedaille. Endlich der erste Titel.
„Man wird nicht so einfach Weltmeister“, meint er rückblickend. In den Wochen vor dem Großereignis wurde das Training intensiviert. Statt dreimal in der Woche fand sich der 46-Jährige fast täglich in der Eberner Kampfsportschule Rögner für ein bis zwei Stunden ein. Harald Rögner, der auch das Amt des Bundestrainers für die deutschen Kickboxer bekleidet, bietet in seiner Einrichtung nicht nur Wettkampf-, sondern auch Konditionstraining. Da in der Kampfsportschule viele Teamkameraden bereits Weltmeister waren oder vordere Plätze belegten, entsprechen die Übungswettkämpfe nahezu den Bedingungen bei Meisterschaften. „Kleinere Blessuren eingeschlossen“, setzt Höchner mit einem Augenzwinkern hinzu.
Gut ist sein zeitintensives Hobby mit seinem Beruf vereinbar, da er in einem Büro der Schweinfurter Großindustrie arbeitet. Stets wird er auch von seiner Ehefrau Sabine unterstützt. In erster Linie bestimmen bei den Höchners Obst und Gemüse den Speisezettel, denn eine gesunde Ernährung ist Pflicht für Norbert Höchner. Sein Gewicht unter 80 Kilo zu halten, ist dann für ihn auch kein Problem.
Bei seiner Rückkehr aus Orlando wurde der frischgebackene Weltmeister gebührend gefeiert. „Willkommen zu Hause“ prangte in großen Lettern auf einem Plakat, das die gesamte Frontbreite des ersten Stockwerks am Haus des Ehepaares Höchner. Zusammen mit seiner Frau hatten Verwandte, Freunde und Bekannte eine Party organisiert.
Mit Blick auf sein Alter wird Norbert Höchner immer wieder gefragt, ob er nicht daran denke, seinen Kräfte und Zeit intensiven Sport aufzugeben. „Man hört nicht auf, man macht nur langsamer“, setzt er dem entgegen. Er möchte als Vorbild gelten, dass auch für Menschen im fortgeschrittenen Alter noch Sport sinnvoll ist.
Drei Mal Bronze für TV Hofheim
Damit war er jedoch nicht der einzige Teilnehmer der Kampfsportschule Rögner aus Ebern, der erfolgreich war. Auch Harun-Veysel Elkol aus Kleintettau (Landkreis Kronach) konnte im Karate bei den Herren bis 65 kg den Weltmeistertitel nach Deutschland holen und gewann zudem Bronze bei den Veteranen. Mit zwei Gold- und einer Bronzemedaille reihen sich die beiden Eberner Sportler in die Erfolgsserie des deutschen Leichtkontaktteams ein. Dieses holte sich unter der Leitung von Rögner zehn erste, elf zweite und zehn dritte Plätze.
Bronze holte sich wie bereits bei der WM 20122 auch die Niederwerrnerin Nadine Pohli, die für den TV Hofheim startet. Sie wurde Dritte in der Leichtkontakt-Gewichtsklasse bis 55 kg bei den Damen. In ihrem Halbfinalkampf fing sie sich kurz vor dem Ende der ersten Runde einen Kick zum Körper ein. Mit dem Resultat, dass eine Rippe brach und sie sich schweren Herzens zur Aufgabe entschloss.
Zudem gab es noch zwei weitere dritte Plätze für den TV Hofheim nach vielen Wochen schweißtreibender Vorbereitung, in denen Trainingswege bis nach Erlangen in Kauf genommen wurden. Manfred Ertl (Punktkämpfe Veteranen über 45 Jahre, über 85 kg) fand nach dem Erreichen des Halbfinals nicht richtig in den Kampf fand. Da im Punktkämpfen die Vorkämpfe nur über eine Runde (zwei Minuten) ausgetragen werden, reichte seine Aufholjagd im letzten Drittel des Kampfes nicht mehr, um den Rückstand von drei Punkten aufzuholen.
Ludwig Schmitt (Leichtkontakt Veteranen über 45 Jahre über 85 kg) lieferte sich im Halbfinale eine Neuauflage des WM-Finales zwischen ihm und einem deutschen Teamkollegen. Nach verhaltenem, respektvollem Beginn drehte Schmitt in der zweiten Runde zwar noch einmal auf, vermochte die Kampfrichter aber nicht ganz zu überzeugen, und man konnte ihm wie seinen Teamkollegen zu Platz drei gratulieren. Ebenfalls vom TV Hofheim dabei war als WM-Schiedsrichter Andreas Leidner.
Mit dem zweiten Rang der Damen-Mannschaft und Rang eins der Herren unter 1620 Kämpfern aus 32 Nationen gewann Deutschland auch die WM-Nationenwertung. Diesen Erfolg gilt es 2013 bei der Weltmeisterschaft in Kreta zu verteidigen.