
Dreijährige Jungen spielen normalerweise mit Legosteinen oder Modellautos. Wem das zu langweilig ist, der kann es so machen wie Lukas Paal: Kaum den Windeln entwachsen, setzte sich der junge Horhäuser auf ein Motorrad – anfangs noch durch einen Seitenwagen stabilisiert – und düste auf der familieneigenen Koppel umher. Papa Michael, selbst begeisterter Motocross-Fahrer, kaufte seinem Sprössling damals ein Mini-Motocross-Bike.
Sechs Jahre sind seitdem vergangen. Und so wie Lukas Paal in dieser Zeit an Körpergröße zulegte, wuchsen auch die Zweiräder, seine Begeisterung für den Motocross-Sport und der Ehrgeiz des mittlerweile Neunjährigen. Seit drei Jahren nimmt der junge Horhäuser, der für den MMC Schweinfurt an den Start geht, schon an offiziellen Rennen der „MSR-Motocross-Serie“ teil, in der abgelaufenen Saison gewann er sogar die Klasse „50 MINIs“.
Der „MSR“ (Motorsport-Ring) ist dabei nicht dem Deutschen Motorsport-Verband angegliedert, die MSR-Rennen können eher als privat organisierte Motorsport-Serie verstanden werden, die sich immerhin von Nordbayern über Hessen bis nach Baden-Württemberg erstreckt. In der „50-MINIs“-Serie waren heuer etwa 20 Fahrer am Start, Lukas Paal gewann sieben der neun ausgetragenen Rennen und holte sich damit überlegen den Titel. Einmal versagte am Start der Kickstarter an der 50ccm-KTM des jungen Horhäusers, am letzten Rennen nahm er gar nicht mehr teil, da sein Sieg in der Klasse bereits feststand.
In der kommenden Saison steigt Lukas Paal altersbedingt in die 65ccm-Klasse auf und ist dann auch ein bisschen mehr auf sich allein gestellt. Während er heuer noch nach einem meist glimpflich verlaufenen Sturz elterliche Hilfe beim Aufrichten der Maschine in Anspruch nehmen durfte, ist das nun nicht mehr möglich. Liegt das Motorrad künftig einmal auf der Piste, ist es an dem Neunjährigen, sie allein wieder auf die Räder zu bekommen.
Überhaupt die Stürze. Mama Danja verspürt da natürlich schon ein gewisses Herzklopfen. Sie weiß allerdings, dass ihr Sohn vernünftig genug ist, die Maschine auch mal „wegzuwerfen“, bevor er bei einem Sturz unter ihr begraben wird. Und mehr als ein paar blaue Flecken hat Lukas sich bislang auch noch nicht zugezogen. Dennoch werden für Mutter Danja die acht Minuten, die ein Rennen in der Regel dauert, am Streckenrand „sehr lang“, wie sie zugibt.
Wie vermutlich der Großteil seiner Altersgenossen liebt Lukas die Geschwindigkeit. Sich dabei aber nur auf asphaltierter Straße auszutoben, das kommt für den Viertklässler eher nicht in Frage: „Ich mag vor allem die Hügel und die Sprünge“, weiß der Neunjährige genau, was ihn am Motocross so fasziniert. Hemmungen kennt der junge Sportler dabei kaum. Sitzt er erst einmal im Sattel, gibt es nur noch das Ziel, „voll Stoff“ zu geben, um als Führender in die erste Kurve zu kommen. Wer hier den besten Start hinlegt, hat nicht nur größere Siegchancen, er sichert sich auch den „Milka-Holeshot-Award“. „Und wenn ich das einmal nicht schaffe, dann überhole ich so schnell wie möglich“, hat Lukas auch immer seinen „Plan B“ dabei.
Und auch, wenn ihr Sohn ein eher teures Hobby ausübt, der Stolz auf den „kleinen Flitzer“ ist den Eltern deutlich anzusehen. Dafür nehmen Danja und Michael Paal auch gerne weite Anreisen, hohe Kosten und das Herzklopfen in Kauf. Inzwischen hat sich die Familie sogar einen Wohnwagen zugelegt, damit man auch mal einen Tag eher zu den Rennen reisen kann. Denn es ist abzusehen, dass Lukas diesen Sport noch länger ausüben und sich seinen Traum erfüllen möchte: „Ich will mal Profi werden“, weiß der Neunjährige genau, was er für seine Zukunft auf zwei Rädern erwartet.
In den Wintermonaten ist Lukas übrigens ein ganz normaler Neunjähriger: im Mittelpunkt steht dann die Play-Station – natürlich mit einem Moto-Cross-Spiel...
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