Herzlichen Glückwunsch! Der gebürtige Würzburger Stefan Forster, 1995 Ruder-Weltmeister und 1998 Vize-Weltmeister im Achter sowie 1996 Olympia-Neunter im Vierer, feiert am heutigen Samstag seinen 31. Geburtstag. Der jetzt in Henningsdorf im Norden von Berlin lebende Chemie-Ingenieur wurde vor kurzem zum Vorsitzenden des fünfköpfigen Aktiven-Beirats des Deutschen Sport-Bundes (DSB) gewählt. In diesem Gremium sitzt übrigens auch Fecht-Weltmeisterin Claudia Bokel aus Tauberbischofsheim. Forster ist verheiratet und Vater eines knapp zweijährigen Sohnes namens Linus.
Herr Forster, sind Sie denn noch als Ruderer aktiv?
Stefan Forster: Nur noch ganz selten. Letzthin bin ich mal bei einer Langstrecken-Regatta hier in Berlin eingesprungen, habe sogar gewonnen. Aber eigentlich lässt mir mein Job so gut wie keinen Spielraum. Wenn einem noch Zeit für die Familie bleiben soll, dann muss der Sport eben hinten anstehen.
Welchen Job üben Sie denn aus?
Forster: Ich arbeite als Chemie-Ingenieur beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt am Bahnhof Zoo in Berlin.
Und was machen Sie da genau?
Forster: Ich leite ein eigenes Projekt Düsenentwicklung, das sich hauptsächlich mit Lärm-Minimierung beschäftigt. Darauf will ich auch promovieren.
Dann wird wohl auch in Zukunft wenig Zeit für sportliche Aktivitäten bleiben.
Forster: Leider ja, aber so um die zehn Stunden Sport pro Woche treibe ich schon. Meistens fahre ich die 40 Kilometer zu meiner Arbeitsstelle hin und zurück mit dem Rad, manchmal jogge ich auch einen Teil.
Dann hat der Titel "Aktivensprecher" ja doch seine Berechtigung.
Forster: Wenn Sie so wollen. Aber im Ernst, als aktiver Leistungssportler könnte man so ein Amt gar nicht ausüben. Die Aufgaben sind so vielfältig, da hätte man keinesfalls die Zeit, um sie alle zu bewältigen. Aber den Kontakt zu den richtig Aktiven habe ich ja nach wie vor.
Die vertreten Sie als Aktiven-Sprecher im Deutschen Ruder-Verband und seit kurzem auch als Vorsitzender im Aktiven-Beirat des Deutschen Sport-Bundes. Vor allem als Letzterer stehen Sie im Interesse der Öffentlichkeit. Wie muss man sich denn Ihre Aufgabe vorstellen?
Forster: Vielfältig, sehr interessant und sehr sinnvoll.
Etwas konkreter bitteschön.
Forster: Gerne. Zwei von uns - meistens bin ich einer davon - sind bei jeder Sitzung des Nationalen Olympischen Komitees dabei, beraten, arbeiten und entscheiden dort mit. Auch im Sportausschuss des Deutschen Bundestages war ich schon, wurde dort als Sachverständiger für Spitzensport gehört. Wir arbeiten auch in den Führungsgremien von DSB und Deutscher Sporthilfe mit. Und die bislang wohl aufregendste und wichtigste Aufgabe ist unsere Teilnahme an der Evaluierungs-Kommission für die Olympischen Spiele 2012.
Auf gut Deutsch, Sie sind also vor kurzem durch die Republik gereist und haben die Bewerber-Städte für Olympia 2012 geprüft?
Forster: Genau. Die Evaluierungs-Kommission besteht aus elf Mitgliedern, drei davon kommen aus der Ecke der Aktiven - zwei aus dem Beirat und dazu der ehemalige Ruderer Roland Baar als Mitglied der Athleten-Kommission des Internationalen Olympischen Komitees.
Erzählen Sie doch einmal aus dem Nähkästchen.
Forster: Das darf ich leider nicht. Einzelheiten über die Beurteilung der einzelnen Kandidaten müssen unter Verschluss bleiben.
Aber Sie dürfen verraten, was Sie beurteilt haben. Zum Beispiel die Wettkampfstätten?
Forster: Die gerade nicht, das machen die Fachverbände. Aber es gibt zehn Themenkomplexe - zum Beispiel Infrastruktur, Sicherheit, Unterkunft -, die wir beurteilen. Das Programm ist exakt vorgegeben, in jeder Stadt identisch. Wir geben Anregungen und fordern mitunter auch massive Änderungen ein. Wir wollen keine Luftschlösser bauen, aber helfen, konstruktive Lösungen im Sinne unserer Klienten - der Athleten - zu finden.
Das nimmt doch eine Menge Zeit in Anspruch, oder?
Forster: Allerdings, alleine im November war ich zehn Tage unterwegs. Aber es war total interessant und wir haben wirklich viel erreicht.
Bleibt da noch Zeit, mal wieder in die Heimat zu kommen?
Forster: Leider nur noch ganz wenig, zumal ich ja für meine Aufgaben als Athletensprecher Urlaub nehmen muss. Aber an Weihnachten möchte ich meine Eltern in Würzburg besuchen. Die wollen ja schließlich mal wieder ihr Enkelkind zu Gesicht bekommen.