Heim-Komplex – das war einmal! Fußball-Drittliga-Aufsteiger FC Würzburger Kickers kann es auch im eigenen Stadion. Mit dem 1:0 (1:0) gegen den FSV Mainz 05 II feierten die Rothosen den zweiten Heimsieg in Serie und springen in der Tabelle auf den achten Platz.
Am Ende hatte Kickers-Trainer Bernd Hollerbach genau das richtige Näschen gehabt. Wer denn nun den Rotgesperrten Angreifer Elia Soriano ersetzen sollte, lautete unter der Woche die große Frage im Lager des Fußball-Drittligisten. Hollerbach entschied sich für einen Kapitän. Seit der Winterpause hatte Amir Shapourzadeh auf der Bank geschmorrt.
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Am Samstag gegen die Mainzer Erstliga-Reserve durfte er wieder einmal das Team als Spielführer aufs Feld führen. Und auch wenn nicht Shapourzadeh sondern Daniel Nagy in die Sturmspitze rückte, war es doch der Deutsch-Iraner, der für den letztlich entscheidenden Treffer. Und zwar per Elfmeter. Den Strafstoß hatte auch noch Shapourzadeh selbst herausgeholt, als er nach einem Seitenwechsel von Richard Weil den Ball fein verarbeitete, mit Tempo in den Strafraum hineinstürmte und dort, wie Gäste-Trainer Sandro Schwarz feststellte, „den Kontakt zum Gegenspieler suchte“.
Die Stimmen zum Spiel in Kickers-TV
Wie dem auch sei. Der Elfmeterpfiff durch den insgesamt etwas übereifrig wirkenden Schiedsrichter Justus Zorn (Freiburg) war zwar streng aber gewiss vertretbar. „Er hat mich oben festgehalten“, berichtete Shpourzadeh später. Der 33-Jährige verwandelte den Strafstoß sicher zum 1:0 (26.). Keine Selbstverständlichkeit. Schließlich hatten die Kickers in dieser Saison bis dahin drei von vier Elfmetern nicht verwerten können. „Die Bilanz konne ja fast nicht schlechter werden“, sagte Shapourzadeh, der zum ersten Mal in dieser Spielzeit zum Strafstoß angetreten war und mit nunmehr vier Saisontoren die interne Torschützenliste anführt.
Glück für die Kickers
Davor hatten die Kickers bei einer anderen Schiedsrichterentscheidung durchaus Glück gehabt. „Über Rot hätte ich mich nicht beschweren können“, sagte Abwehrmann Richard Weil auf jene Szene in der 15. Minute angesprochen, als er – nach eine Stockfehler von Royal-Dominique Fennell – den Mainzer Torjäger Lucas Höler mit einem Foul daran hinderte, alleine in Richtung Kickers-Tor zu starten. Schiedsrichter Zorn beließ es bei Gelb. Dies war freilich bis tief in die Schlussphase der Begegnung hinein die einzige Situation, in der es vor dem Gehäuse der Hausherren etwas kribbelig wurde. Ansonsten blieben die Gäste absolut harmlos.
Die Hausherren hatten die Partie im Griff und zeigten in den ersten 45 Minuten vor den 3557 Zuschauern eine durchaus sehenswerte Leistung. Der Ball lief recht flott durch die Reihen der Rothosen und vor allem Mittelfeld-Antreiber Nejmeddin Daghfous, der bereits in der sechsten Minute mit einem feinen Freistoß die Latte des Mainzer Tores traf, zeigte auch das eine oder andere technische Kabinettstückchen. Fennell per Kopf (20.) und Shapourzadeh (37.) vergaben weitere gute Gelegenheiten. Beim Halbzeitpfiff brandete berichtigter
Applaus in der sonnendurchfluteten Arena am Dallenberg auf.
Die Trainerstimmen aus der PK nach dem Spiel in Kickers-TV:
Die Zuschauer sollten freilich nach dem Seitenwechsel noch auf eine harte Probe gestellt werden. Denn mit fortlaufender Spieldauer wurde das Spiel zu einer sehr zähen Angelegenheit. Die weiterhin deutlich überlegenen Kickers fanden keinen Weg mehr, um an der nun besser organisierten Gäste-Defensive vorbei in Schussposition zu kommen. „Der Platz war auch tief und schwer. Das Spiel hat viel Kraft gekostet. Das hat man in der Schlussphase gemerkt“, begründete Shapourzadeh den deutlichen Qualitätsabfall in der Partie. Eine andere Begründung hatte der Mainzer Trainer Schwarz auf Lager: „Es gab gefühlt 843 Freistöße. Die größte Überraschung war doch, dass dem Schiedsrichter das Freistoßspray nicht ausgegangen ist.“
Verdienter Sieg
Die Kickers konnten trotz allem Bemühen die letzten Zweifel an ihrem dritten Heimsieg erst mit dem Schlusspfiff beseitigen. Unmittelbar zuvor hielt Torhüter Robert Wulnikowski beim einzigen halbwegs gefährlichen Mainzer Torschuss von Höler den Ball sicher in seinen Händen. „Wir haben dem Gegner nichts zugelassen“, stellte Shapourzadeh denn auch zufrieden fest. Daran, dass der Kickers-Erfolg verdient war, gab es nach 90 Minuten keinen Zweifel. „Wir mussten bis zum Schluss wachsam und konzentriert bleiben. Das hat die Mannschaft gut gemacht“, bilanzierte Hollerbach zufrieden. „Jetzt können wir uns kurz freuen und regenerieren und dann schauen wir, dass wir am Dienstag wieder drei Punkte holen.“ Dann steht für die Kickers schon wieder das nächste Auswärtsspiel auf e Programm. Um 19 Uhr ist das Hollerbach-Team beim Halleschen FC zu Gast.