Birgit Kober ist eine der bekanntesten deutschen Sportlerinnen mit Behinderung. 2012 holte sie in London bei den Paralympics zwei Goldmedaillen. Zu diesem Erfolg gehört jedoch auch eine lange Krankengeschichte. Kober spricht an diesem Donnerstag an der Uni Würzburg über die Kraft des Willens: „Aufgeben gibt's nicht.“ Der Vortrag wird gemeinsam vom Lehrstuhl Sonderpädagogik II/Körperbehindertenpädagogik, der Kontakt- und Informationsstelle für Studierende mit Behinderung und chronischer Erkrankung (KIS) und dem Sportzentrum der Universität Würzburg veranstaltet. Die kostenfreie und öffentliche Veranstaltung beginnt um 18.30 Uhr im Hörsaal 2 der Uni am Wittelsbacherplatz. Als Kind griff die heute 42-Jährige erstmals zum Speer und feierte schnell erste Erfolge. Dann erkrankte sie jedoch an Epilepsie und konnte keinen Leistungssport mehr betreiben. Die körperlichen Einschränkungen hielten sich zu dem Zeitpunkt noch in Grenzen. 2007 ändert sich ihr Leben jedoch schlagartig: Ein Behandlungsfehler in einem Münchener Krankenhaus zieht weitreichende Konsequenzen nach sich. Die Ärzte verabreichen Kober die 25-fach erhöhte Dosis eines Epilepsie-Medikamentes, sie überlebt nur knapp. In der Folge kommt es zu einer Ataxie. Diese Erkrankung ist durch starke Bewegungs- und Koordinationsstörungen gekennzeichnet; die Studentin ist von da an auf einen Rollstuhl angewiesen. Vom Leben eines Sportstars ist Birgit Kobers Realität weit entfernt. Sie lebt in München in einer Zwei-Zimmer-Wohnung, die nicht einmal ein behindertengerechtes Bad hat. Zum Duschen fährt sie mit ihrem Rollstuhl in das benachbarte Fitnesscenter. Ihr Einkommen bestreitet sie durch Hartz-IV. Auch in dieser Zeit geht sie täglich trainieren. Nebenher trägt sie einen kräftezehrenden Rechtsstreit mit dem Klinikum Rechts der Isar um die Zahlung von Schmerzensgeld aus. Nach einer insgesamt sieben Jahre dauernden Auseinandersetzung stimmt sie 2013 einem Vergleich zu. „Ich habe mich dazu entschieden, es an diesem Punkt zu beenden. Ich möchte damit abschließen“, sagt Kober. Ihr nächstes sportliches Ziel sind die Paralympics 2016 in Rio de Janeiro. Und auch beruflich hat sie sich eine neue Perspektive eröffnet: Sie absolviert seit Herbst 2013 eine Ausbildung zur Heilpraktikerin.
Vortrag