Er hat schon einiges erlebt. Seit über drei Jahrzehnten organisiert Karl-Heinz Wolfstädter das Kiliani-Boxen und seit nunmehr sieben Jahren den Vergleichswettkampf auf dem Frühjahrsvolksfest. Doch das es während einer Veranstaltung schon einmal zu einem plötzlichen Wintereinbruch kam, daran kann sich der 71-Jährige nicht erinnern. Trotz aller widrigen Umstände zeigten sich hinterher sowohl Ausrichter als auch Publikum zufrieden.
Der Höhepunkt kam – als hätte es Wolfstädter geplant – zum Schluss. Im letzten von neun Kämpfen lieferten sich Fidaim Brahimi und Jeremy Bursalioglu vom BoxTeam Tommy einen spannenden und abwechslungsreichen Schlagabtausch. „So muss das sein. Das ist guter Boxsport“, freute sich Wolfstädter über den krönenden Abschluss, den Brahimi mit einem krachenden K.o.-Schlag setzte. Und damit auch das Publikum nochmals verzückte.
Zwar war dieses nicht wie erhofft in großer Zahl in das Festzelt auf der Talavera geströmt, bildete aber dennoch einen würdigen Rahmen für die Traditionsveranstaltung, die seit mittlerweile sieben Jahren am zweiten Volksfestsonntag stattfindet. „So etwas habe ich noch nie erlebt. Von dem plötzlichen Wetterumschwung sind alle überrascht worden“, gesteht der nimmermüde Organisator.
Auch diesmal wieder hatten Kämpfer – vor allem aus den eigenen Reihen – kurzfristig abgesagt. Das ist mittlerweile schon zur traurigen Routine geworden. Dass aber das Wetter der Veranstaltung einmal einen Strich durch die Rechnung machen könnte, hätte auch Wolfstädter nicht geglaubt.
Immerhin auf die baden-württembergischen Gäste konnte er sich verlassen, die – wenn auch etwas verspätet – fast komplett in Würzburg eintrafen. Lediglich ein Boxer musste aufgrund eines Autounfalls am Sonntagmorgen passen. „Natürlich hat die Anreise wesentlich länger gedauert. Wir haben zwei Stunden länger gebraucht. Aber für uns war es selbstverständlich zu kommen“, sagte Witali Tarassow, der baden-württembergische Landestrainer und Betreuer der Gästemannschaft aus Villingen/Schwenningen. Schließlich sei es, selbst wenn drei seiner Boxer am Vortag noch in der Bundesliga in den Ring gestiegen waren, immer etwas Besonderes, auf dem Rummel zu kämpfen.
In Würzburg überzeugte Tarassows Team beim deutlichen 15:3- Erfolg gegen die gastgebende Auswahl der Würzburger Kickers auf ganzer Linie. Nur den Kampf im Halbweltergewicht der Frauen ging an die Gastgeber. Nach einem heißen Gefecht siegte Jaqueline Hatcher (Box-Team Tommy) knapp gegen Andrea Lamos nach Punkten. Gegen die baden-württembergische Landesmeisterin überzeugte die 24-Jährige mit flinken Bewegungen und schnellen Fäusten. „Sie hat mir alles abverlangt, weil sie immer wieder nach vorne gegangen ist und attackiert hat“, war Hatcher zufrieden mit ihrer Leistung. Sie habe es genossen, das besondere Flair unter dem Zeltdach. Zudem sei es immer etwas Spezielles, wenn Familie und Freunde zuschauen. „Da strengt man sich dann noch mehr an und die Nervosität ist deutlich größer“, sagte die Boxerin, die bisher von schwereren Treffern verschont geblieben ist.
Lediglich im Training mit ihren männlichen Kollegen trug sie schon einmal eine dicke Nase oder ein blaues Auge davon. Aber Hatcher ist hart im Nehmen, schließlich liebt sie die Herausforderung. Um ihrem Traum, bei den olympischen Spielen zu boxen, Stück für Stück näher zu kommen, boxt sie nach ihren Worten auch meist gegen stärkere Gegnerinnen. Wie Andrea Lamos, die sie diesmal besiegte. „Ich möchte niemand hervorheben, aber sie hat schon eine starke Leistung gezeigt“, befand Wolfstädter, der, wie die junge Boxerin, gut gelaunt das Festzelt verließ.
Ergebnisse
W. Kickers – Vill./Schwenningen 3:15 Kazem Kazemi – Rudolf Hoffmann 0:2 Shadab Mohammad – Manuel Propp 0:2 Jaqueline Hatcher – Andreas Lamos 2:0 Kris Bushi – Christoph Wunn 0:2 Andreas Keil – Alexander Hofmann 0:2 Jefferson Wycisk – Christian Fischer 0:2 Joshua Schuhmacher – Nino Kolicic 1:1 Shidaev Rakhim – Baran Akbuga 0:2 Jeremy Bursalioglu – Fidaim Brahimi 0:2