Krebstherapie: individualisierte Ernährung gegen Mangelerscheinungen
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Krebstherapie: individualisierte Ernährung gegen Mangelerscheinungen

Krebstherapie: individualisierte Ernährung gegen Mangelerscheinungen

Nach und während einer intensiven Chemotherapie sollten sich Patienten ernährungsmedizinische Beratung einholen, denn eine individualisierte und gesunde Ernährungstherapie mit frischem Obst und Gemüse kann eine Mangelernährung verhindern. FOTO: SERGEI GNATIUK, GETTY IMAGES

Eine keimarme Ernährung in der Behandlung von Krebspatientinnen und Krebspatienten ist aus Sicht der Wissenschaft mit erheblichen Risiken verbunden und sollte nicht länger praktiziert werden. Diese dringende Empfehlung der Arbeitsgemeinschaft Prävention und Integrative Onkologie (PRIO) in der Deutschen Krebsgesellschaft, des Arbeitskreises Ernährung in der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie, der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin, des Verbandes der Diätassistenten – Deutscher Bundesverband e.V. (VDD) und des BerufsVerban des Oecotrophologie e.V. weist auf eine wesentliche Fehlversorgung bei Patientinnen und Patienten mit Krebs hin. Stattdessen fordern die Organisationen eine individualisierte Ernährungstherapie, um Mangelernährung zu verhindern.

Keimarme Ernährung birgt deutlich mehr Risiken

Lange galt es als Standard, bei onkologischen Patientinnen und Patienten mit intensiver Chemotherapie und/oder Stammzelltherapie auf eine sog. „keimarme Ernährung“ zu achten, bei der die Auswahl der Nahrungsmittel stark beschränkt ist und beispielsweise frisches Obst und Gemüse sowie nicht erhitzte Lebensmittel und Gewürze tabu sind.

In einer aktuellen evidenzbasierten Stellungnahme weisen die Organisationen jetzt auf die wissenschaftlichen Fakten hin: Mit der bisher durchgeführten keimarmen Ernährung (KE) sind deutlich mehr Risiken als Vorteile für die Patientinnen und Patienten verbunden. Zu den Kooperationspartnern und Unterzeichnern der Stellungnahme gehört auch die Arbeitsgemeinschaft Prävention und Integrative Onkologie (PRIO) in der Deutschen Krebsgesellschaft.

Die Evidenzlage gibt demnach keine Anhaltspunkte dafür, dass die Infektionshäufigkeit durch die KE geringer ausfällt als durch eine normale Ernährung. Im Gegenteil zeigen verschiedene Metaanalysen sogar eine erhöhte Infektionsanfälligkeit bei Einhalten einer KE. Problematisch ist vor allem das hohe Risiko einer Mangelernährung bei dieser Ernährungsform.

Das Robert Koch-Institut rät seit 2021 von der keimarmen Ernährung für immunsupprimierte Patienten explizit ab, weist aber auf die Einhaltung von Küchenhygiene im Umgang und der Verarbeitung von Lebensmitteln hin. Zudem gibt es orientierende Hinweise zur Vermeidung von nahrungsmittelassoziierten Erkrankungen (z.B. nur durchgegartes Fleisch, mind. pasteurisierte Milchprodukte). Die unterzeichnenden Fachgesellschaften und Arbeitsgruppen fordern in ihrer Stellungnahme deshalb, Patienten unter und nach intensiven Chemotherapien umfassend ernährungsmedizinisch zu beraten.

Jeder Gewichtsabnahme müsse durch geeignete ernährungsmedizinische Maßnahmen begegnet werden. Dabei stehe die qualifizierte Ernährungsberatung mit der Schulung der Patienten bzgl. Einhaltung von Küchenhygiene an erster Stelle. Deutsche Krebsgesellschaft

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