Bayerns Gesundheitsminister Markus Söder (CSU) erwartet nach der Einigung zwischen Bund und Ländern auf ein neues „Versorgungsgesetz“ deutliche Verbesserungen für die Hausarztversorgung in Bayern.
„Das ist ein guter Wurf“, sagte der Minister am Donnerstag in München – und lobte ausdrücklich die Arbeit von Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP), mit dem er noch im Vorjahr mehrfach aneinandergeraten war.
Die geplante Neuregelung, die nach einer noch ausstehenden Zustimmung des Bundestags zum 1. Januar 2012 in Kraft treten soll, will den Ländern deutlich mehr Kompetenzen bei der ärztlichen Bedarfsplanung einräumen. „Wir müssen nicht mehr deutsch planen, wir können jetzt bayerisch entscheiden“, sagte Söder.
Regionale Defizite berücksichtigen
Zwar sei Bayern im Vergleich zu anderen Bundesländern mit Hausärzten nach wie vor „bestens versorgt“. Die neue Regelung ermögliche es nun aber unter anderem, innerhalb der sogenannten „Planungsbezirke“ bei der Zulassung von Ärzten „regionale Defizite“ zu berücksichtigen, erklärte der Minister. Dies soll vor allem die medizinische Versorgung in ländlichen Gebieten verbessern.
Allein in Unterfranken könnten nach Angaben des Vorsitzenden des Bayerischen Hausärzteverbandes, Dieter Geis (Randersacker), in den nächsten fünf Jahren 100 bis 150 Hausärzte fehlen (wir berichteten). Weil sich viele junge Ärzte dennoch lieber in den Städten niederlassen wollen, sollen zusätzliche Anreize die Mediziner aufs Land locken.
So wird die Residenzpflicht gelockert: Ärzte müssen künftig nicht mehr im selben Ort wohnen, in dem sie ihre Praxis betreiben. Der Betrieb von Zweitpraxen soll erleichtert werden. Auch finanzielle Anreize und zeitlich begrenzte Verpflichtungen soll es für Landärzte geben. „Man kann als Landarzt künftig mehr verdienen“, verspricht Söder.
Familienfreundlichere Zukunft
Verbessert werden soll für junge Ärzte und Zahnärzte auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf: So sollen weibliche Ärzte nach der Geburt eines Kindes künftig die Möglichkeit haben, sich ein Jahr in der eigenen Praxis vertreten zu lassen anstatt bisher sechs Monate.
Junge Väter wie Mütter können zudem bis zum dritten Lebensjahr des eigenen Kindes in ihrer Praxis einen Arzt als „Entlastungsassistenten“ einstellen, um mehr Zeit für die Familie zu haben. Diese Assistenten müsse man sich als eine Art „mobile Reserve“ vorstellen, erklärte Söder.
Vor allem in strukturschwachen Gebieten hofft der Gesundheitsminister zudem auf die Unterstützung von Kommunen oder Landkreisen, um die Ärzteversorgung sicherzustellen: „Wir würden uns wünschen, dass auch kommunale Träger Praxen oder Ärztezentren einrichten können, in denen Ärzte dann arbeiten.“