Für Otto ist es das erste Mal. Leidenschaftslos kniet der 20-Jährige vor der Toilettenschüssel und folgt den Anweisungen des Experten. „Immer von außen nach innen putzen und die Reinigungsmittel ein bis zwei Minuten einwirken lassen.“ Otto lässt es über sich ergehen: „Wem gefällt so was schon? Zuhause hab ich immer nur mein Zimmer sauber gemacht, die Toiletten putzt Mama“, gesteht der junge Mann offen.
Otto nimmt zusammen mit seinem Chef, einem Automobilhändler und drei weiteren Auszubildenden beim Putzkurs für Männer teil. „Wenig begeistert“ war auch sein Kollege Alberto, als er von der Idee seines Chefs erfuhr, außerhalb der Arbeitszeit einen Putzkurs zu besuchen. Zu dem hatte die Gebäudereiniger-Innung eingeladen. Als Belohnung gab es nach zwei Kursstunden ein „Putzdiplom“ und ein T-Shirt der Aufschrift: „Wahrer Saubermann“. Doch zuerst hieß es zuhören und zwar den Ausführungen von Markus Pinsel, Obermeister der Gebäudereiniger Nordbayerns und Kursleiter.
„Wer hat Essigreiniger zu Hause“ fragt der 45-Jährige in die Runde, und ein paar Herren heben den Finger. „Ab in die Tonne damit“, fügt er sogleich hinzu. „Essig verätzt alles.“ Seit 22 Jahren putzt der 1,80 Meter große, kräftige Blonde hauptberuflich und gibt zu, dass sein Beruf immer noch belächelt werde. Das die Damenwelt ihm manchmal mit Komplimenten wie „ich wäre gern mit ihnen verheiratet, dann wäre immer alles perfekt sauber“ aufwarte, schmeichle ihm doch.
Oskar Klein ist seit sechs Tagen in Rente. Zuvor arbeitete er 35 Jahre in einem Lebensmittelunternehmen. Von dem Putzkurs hat er aus der Zeitung erfahren und sich selbst angemeldet. „In einer Partnerschaft muss man sich immer gegenseitig unterstützen, das gilt auch beim Putzen“, sagt der 61-Jährige. „Meine Frau war auch nicht überrascht, als ich ihr von dem Kurs erzählte“, sagt er und wischt den Boden in imaginären Achterbewegungen – genauso, wie es Profi Pinsel vorgemacht hat.
Zuletzt stellt Pinsel das „Fleckenlexikon für Männer“ vor: „Wissen Sie, wie man Make-up-Flecken von dunkler Kleidung wegbekommt?“ Nun spitzt auch der letzte Teilnehmer die Ohren: „Mit weichem Brot wegwischen“, verrät der Obermeister seiner erstaunten männlichen Zuhörerschaft. Und dann gibt er noch ein paar Tipps für die wahren Männer: „Chrom kriegen Sie blitzblank, indem sie einen feuchten Lappen in Mehl tauchen und dann polieren.“
Für Radkappen empfiehlt er so beispielsweise Backofenreiniger, und um Fliegendreck von der Autoscheibe zu kratzen, eine frisch aufgeschnittene Zwiebel. Auch Cola, Speiseöl und sogar Kondensmilch sind als Putzmittel brauchbar. Mit Kaffee, aufgetragen auf ein Tuch, entfernt „Mann“ schnell und einfach winterliche Salzspuren auf Stiefeln und Schuhen. Nur für Knutschflecken hat auch Pinsel noch kein Rezept gefunden.