Es ist Dienstagvormittag, Jutta Braun ist auf dem Weg in die Arbeit. An der Bushaltestelle unweit der Augsburger City Galerie wartet sie auf ihren Bus der Linie 35 – wie jeden Tag eigentlich. Doch diesmal ist etwas anders: Im Vergleich zu den vergangenen Wochen muss sie länger warten. Zwar "nur" fünf Minuten, aber immerhin. Grund ist ein Schritt der Stadtwerke Augsburg, der seit diesem Dienstag greift: Weil Fahrerinnen und Fahrer fehlen, sind die Busse tagsüber außerhalb der Stoßzeiten nur noch im 20-Minuten- statt im 15-Minuten-Takt unterwegs. Wie kommt das bei den Fahrgästen an?
Jutta Braun sagt, die etwas längeren Wartezeiten störten sie eigentlich nicht. "Darauf kann ich mich einstellen." An Sonntagen, an denen die Busse nur halbstündlich fahren, sei das allerdings anders. "Nur zweimal in der Stunde fahren zu können, schränkt mich schon ein." Mehr als die Umstellung der Fahrpläne stören die 57-Jährige die jüngsten Streiks im öffentlichen Nahverkehr. "Die Streiks sind ein großes Problem für mich, da ich ohne Bus und Straßenbahn nicht zur Arbeit komme", sagt die Augsburgerin. "Ich muss mir dafür einen Tag Urlaub nehmen." Worauf sie allerdings Hoffnungen setze, sei das 49-Euro-Ticket: Da ihr aktuelles Abo deutlich teurer sei, würde sie sich darüber "sehr freuen".

Neuer Busfahrplan in Augsburg: Fahrgäste nehmen es gelassen
Das empfindet Aron Stangel aus Augsburg genauso. Er hofft ebenfalls auf eine baldige Einführung des Deutschlandtickets, da er auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen ist und das neue Ticket eine Erleichterung wäre. Das derzeitige Abomodell ist seiner Meinung nach "gerade noch bezahlbar". Der 25-Jährige sieht Fahrgäste ohne Abonnement im Nachteil: "Wenn ich kein Abo hätte, wären mir die Preise zu teuer", sagt er." Mit Blick auf die längeren Wartezeiten bei Busfahrten reagiert er gelassen. "Diese Einschränkung kann ich gut akzeptieren – vor allem, weil sich aktuell bei den Straßenbahnen nichts geändert hat", sagt er.
Josef Mieslinger ist auch einer derjenigen, die auf den Bus angewiesen sind. Aus der Ruhe bringen ihn die neuen Fahrpläne aber nicht. "Ich muss zum Glück nicht mehr immer pünktlich sein. Die längeren Wartezeiten sind deswegen für mich in Ordnung", sagt er. Eine "kleine Umstellung" sei es aber trotzdem für ihn. Größeren Handlungsbedarf sieht er, ähnlich wie Jutta Braun und Aron Stangel, bei den Fahrpreisen. "Ich finde die Preise sind schon hoch", betont der 69-Jährige und ergänzt: "Ich finde das Angebot einfach unübersichtlich." Welches Ticket man für eine Fahrt brauche, sei nicht immer klar. Ein Abonnement, das dem entgegenwirken würde, lohne sich für ihn aber nicht. "Dafür nutze ich den Bus nicht oft genug."

Ausgedünnter Takt: Augsburger hoffen auf günstigere ÖPNV-Alternativen
Auf das Fahrrad als Alternative zum ÖPNV setzt Philipp Kerler – gerade jetzt, da der Frühling kommt. "Die öffentlichen Verkehrsmittel nutze ich eigentlich eh nur im Winter", sagt der 24-Jährige aus Augsburg. Er denke dabei auch an die Umwelt: "Vielleicht schaden ein paar Fahrten weniger am Tag gar nicht." Die Umstellung der Fahrpläne sei für ihn deshalb eher unproblematisch.
Bei manchen ist die Fahrplan-Ausdünnung noch gar nicht angekommen. Bran Cicek, 26, ist verwundert, als er auf die veränderten Abfahrtszeiten angesprochen wird. "Das ist mir noch gar nicht aufgefallen", sagt er. Ein Problem entstehe dadurch nicht für ihn. "Das wird keinen Einfluss auf mein Fahrverhalten haben. Aber man hat ja auch keine andere Wahl", sagt er.
