„Maria, du musst das Dach neu machen lassen. Es regnet rein“, fordert Sergeant Gonzales seine verehrte Senorita auf – und sorgt mit dieser Improvisation beim Publikum sowie seinen Kollegen für Lacher. Ein wenig Galgenhumor war beim Auftakt der 20. Clingenburger Festspiele dringend nötig. Denn zu diesem Zeitpunkt regnete es bei der Europapremiere des Broadway-Musicals „Z – The Musical of Zorro“ seit mehr als einer halben Stunde.
Kurz nach der Pause musste Intendant Marcel Krohn die Aufführung aufgrund des immer stärker werdenden Regens sogar abbrechen. „Es hatte keinen Sinn“, bestätigte Harry Maskallis, Pressechef der Clingenburg-Festspiele, nach dem Abbruch. „Die Mikrofone funktionierten nicht ordentlich, und für die Darsteller war die Situation schlicht nicht mehr zumutbar.“ Wirklich schade, denn bis dahin hatten die Zuschauer ein solide inszeniertes, abwechslungsreiches Musical gesehen.
Intendant Kohn bringt das von dem Komponisten Robert W. Cabell geschriebene Stück elegant auf die imposante Naturbühne, als eine interessante Mischung aus Musik und klassischem Theater. Die Handlung spielt zu Beginn des 18. Jahrhunderts und erzählt die Geschichte von Diego de la Vega. Der bei der Premiere von Karl Grunewald verkörperte junge, arrogante Aristokrat kommt nach mehreren Jahren in Spanien zurück in seine kalifornische Heimat.
Die dortige Kolonie mitsamt ihren Einwohnern ist durch die Gewaltherrschaft des raffgierigen, brutalen Gouverneurs Juan Carlos verkümmert. Das will Don Diego ändern und macht sich auf, die Armen und Schwachen zu rächen – er wird Zorro. Dem Darsteller gelingt es in der rund 90 Minuten langen ersten Hälfte, einen – tagsüber – überheblich-snobistischen Taugenichts und einen – nächtens – starken, risikofreudigen Zorro zu spielen.
Der Rächer sieht sich einem teuflischen Trio gegenüber: Der von Daniel Coninx gespielte Gouverneur tritt als herzloser, aggressiver Wüstling auf, der von seinen unterwürfigen Handlangern Capitan Ramirez und Sergeant Gonzales Zorros Tod verlangt. Richtig schwungvoll wird die Inszenierung, als Zorro mit seinem braunen Ross gekonnt auf die Bühne reitet und seiner geliebten Carlotta Mendez, gespielt von der schönen Judith Peres, die Befreiung des Dorfes verspricht.
Das mit 15 Musikern besetzte Orchester, geleitet vom erfahrenen Ralph Scheiner, spielt die größtenteils eingängigen, lockeren Latin-Pop-Melodien souverän. Die Hauptdarsteller bekommen zudem Unterstützung von einem 20-köpfigen Chor. In dieser Hinsicht ist Krohn die Aufteilung der rund zwei Dutzend Darsteller und Sänger auf der Bühne besonders gut gelungen. Das Ensemble agiert verteilt auf den drei Ebenen der Burgruine, dennoch bleiben die wichtigen Szenen stets im Fokus.
Nach Abbruch des Stücks verblieb bei den Zuschauern im ausverkauften Freilufttheater auch etwas Wehmut darüber, nicht erfahren zu haben, ob Zorro das Dorf letztlich befreit. Die nächste Aufführung findet heute, Samstag, 15. Juni, statt – weitere 19 folgen bis zum 4. August.
Vorverkauf: Tel. (0 93 72) 30 40 oder 92 12 59. www.clingenburg-festspiele.de