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NÜRNBERG: Entlarvt: Mythos von der ältesten Taschenuhr der Welt

NÜRNBERG

Entlarvt: Mythos von der ältesten Taschenuhr der Welt

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    Die angebliche Henlein-Uhr steht im Zentrum einer Ausstellung im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg.
    Die angebliche Henlein-Uhr steht im Zentrum einer Ausstellung im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg. Foto: Foto: dpa

    (epd/jk) Nürnberg muss sich von einem Superlativ verabschieden: Die berühmte Henlein-Uhr stammt nicht aus dem Jahr 1510 und ist damit auch nicht die älteste Taschenuhr der Welt. Außerdem wurde sie nicht in der Werkstatt des berühmten Uhrmachers Peter Henlein (um 1480 bis 1542) gefertigt.

    Das hat ein zweijähriges Forschungsprojekt des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg zusammen mit verschiedenen Partnern zutage gebracht, wie der Historiker Thomas Eser am Dienstag in Nürnberg sagte. Die angebliche Henlein-Uhr hatte das Germanische Nationalmuseum im Jahr 1897 im Kunsthandel gekauft. In Fachkreisen war ihre Herkunft aber immer schon umstritten gewesen, sagte Eser. In der populären Literatur und in Schulbüchern wurde sie aber seither als älteste Taschenuhr angepriesen.

    Das Forschungsprojekt hat ergeben, dass die auf Peter Henlein hinweisende Inschrift im Deckel der dosenförmigen Uhr „mit krimineller Energie“ angebracht worden sei. Die Uhr selbst ist aus verschiedenen Teilen zusammengesetzt, die zum Teil aus industrieller Fertigung des 19. Jahrhunderts stammen. „Das ist kein glückliches Ergebnis, aber wir hatten das erwartet“, sagte Eser.

    Den Titel der ältesten existierenden Taschenuhr könnte nach den Ergebnissen der modernen Scans durch Computertomografen und der Experten-Gutachten nun die Melanchthon-Uhr erhalten, sagte Eser. Der kugelförmige Zeitmesser aus dem Besitz des Walters Art Museum in Baltimore erhielt der Reformator Philipp Melanchthon (1497 bis 1560) als Geschenk der Stadt Nürnberg.

    Ebenfalls am Dienstag stellte ein privater Sammler in Nürnberg in einem Hotel eine angebliche Henlein-Uhr vor: Sie soll aus dem Jahr 1505 stammen. Das Forschungsteam hatte diese Uhr aber für sein Projekt nicht als Objekt zur Verfügung.

    Die Ergebnisse der zweijährigen Untersuchungen fließen in die Sonderausstellung mit dem Titel „Die älteste Taschenuhr der Welt?“ ein, die von diesem Donnerstag an im Germanischen Nationalmuseum zu sehen sein wird. Dort wird neben anderen frühen Zeitmessern auch die Melanchthon-Uhr gezeigt.

    In der Ausstellung ist auch die Würzburger Türmeruhr zu sehen, eine Leihgabe aus dem Mainfränkischen Museum. Die ältesten Teile des prinzipiell funktionsfähigen Zeitmessers datieren ins 14., die jüngsten ins 17. Jahrhundert.

    Öffnungszeiten: „Die älteste Taschenuhr der Welt?“, 4. Dezember bis 12. April 2015 im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg. Dienstag bis Sonntag 10-18, Mittwoch 10-21 Uhr.

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