Wenn Fische schreien könnten...“ – so war ein Standpunkt überschrieben. Ein verärgerter Leser wirft dem Autor nun Einseitigkeit vor. Der Beitrag dazu (18.6.: „Fischer zeigen Stromerzeuger an“) sei komplett vom Fischereiverband übernommen.
Alle weiteren Unterstellungen des betroffenen Kritikers – der Kraftwerksbetreiber ist – habe ich überlesen. Aber in der Sache, speziell in dem Bericht über die Stromerzeuger, erkenne auch ich journalistische Einseitigkeit. Fast alle Aussagen richten sich gegen Betreiber von Wasserkraftwerken. Das, obwohl der Text natürlich nicht vom Fischereiverband übernommen ist, wie der erzürnte Kritiker unterstellt. Aber der von ihm kritisierte Standpunkt, „Wenn Fische schreien könnten…“, der ist als Meinungsbeitrag journalistisch sauber.
Alles dreht sich im Bericht darum, dass der Landesfischereiverband (LFV) fünf Betreiber von Wasserkraftwerken angezeigt hat, weil sie nach seinen Ermittlungen Flussläufe zu ihrem Vorteil und zum Schaden der Fische zu stark entwässern. Es gibt nur einen Satz, der einen unterfränkischen Kraftwerksbetreiber an der Sinn entlasten kann: Dem Wasserwirtschaftsamt sind an diesem Flüsschen keine Grenzüberschreitungen bekannt.
Das geht aber im weiteren Artikel unter. Am Ende bleibt der Eindruck, dass schwere Pflichtverletzungen vorliegen. Man könnte das mit einer Vorverurteilung gleichsetzen, schließlich hat der Verband mit seiner Anzeige bei der Staatsanwaltschaft den Rechtsweg angetreten.
Ich habe der Redaktion empfohlen, den Kraftwerksbetreibern wenigstens im Nachhinein die Chance zu geben, Stellung zu nehmen. Das würde für mehr Ausgewogenheit sorgen. Denn auch in den Leitlinien für die Redaktion dieser Zeitung heißt es: „Alle Betroffenen anhören: Wird Nachteiliges über eine Person, eine Unternehmung, ein Amt oder eine Organisation verbreitet, müssen sich die Betroffenen im selben Kontext dazu äußern können.“
Der Autor des Beitrages erklärt, er habe bewusst auf eine Stellungnahme der Kraftwerksbetreiber verzichtet. Aber nicht um sie unterzubuttern. Er sah sich vom LFV beeinflusst, der die angezeigten Betreiber aus Datenschutzgründen nicht genannt hat. Mittlerweile sieht der Autor selbst in diesem unnötigen Verzicht auch einen Fehler.
Ich halte vorbeugend fest, dass es sich hier um die journalistische Bewertung eines Beitrages handelt. Ich habe damit weder für noch gegen den Fischereiverband oder die Kraftwerksbetreiber Stellung genommen.
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