Brüssel Friedlich, so schien es, hatte Brüssel die pikante "Affäre Verheugen" ausklingen lassen. Doch das ist vorbei. Schon am Montagabend sickerte in Brüssel durch, dass es neue Fotos vom gemeinsamen Liebesurlaub des deutschen EU-Kommissars und Vizepräsidenten der Kommission, Günter Verheugen (62), und seiner Kabinettschefin Petra Erler (48) gebe. Seit gestern steht fest: Beim Nacktbaden an einem litauischen Strand hatte ein Fotograf das Paar im August beobachtet. Verheugen lediglich mit einer Baseball-Mütze bekleidet, seine Mitarbeiterin trug nicht einmal diese. Ein deutsches Nachrichtenmagazin prüft, ob die "Dokumente" nächste Woche veröffentlicht werden sollen.
Ein Politikum
Zum Politikum war der gemeinsame und nie bestrittene Urlaub erst dadurch geworden, dass Verheugen seine langjährige Mitarbeiterin aus Potsdam Mitte des Jahres zur hochdotierten Kabinettschefin gemacht hatte. Die Vorwürfe, dabei hätten andere als berufliche Motive eine Rolle gespielt, hat EU-Kommissionschef José Manuel Barroso vom Tisch gewischt. Er hatte den Fall prüfen lassen: Sowohl die geltenden Beförderungsrichtlinien wie fachlichen Anforderungen seien beachtet worden, hieß es. In Berlin stellten sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und SPD-Chef Kurt Beck hinter Verheugen und Erler.
Doch die Bilder vom gemeinsamen Nackt-Bad bringen die bereits beendet geglaubte Affäre neu in Schwung. Erler und der verheiratete Verheugen hatten den gemeinsamen Urlaub bislang als Ergebnis einer "tiefen Freundschaft" dargestellt und ein weitergehendes Verhältnis strikt zurückgewiesen. Die neuen Fotos machen diese Aussage schwer glaubhaft.
Hinzu kommt, dass politische Gegner wie Parteifreunde gestern auf das EU-Dokument SEK 1487/2 verwiesen: den so genannte Verhaltenskodex für Kommissionsmitglieder. In diesem Papier heißt es: "Das allgemeine Wohl gebietet, dass sich die Kommissionsmitglieder in der Öffentlichkeit und im Privatleben der Würde ihres Amtes gemäß verhalten." Davon könne aber in diesem Fall keine Rede sein, sagt beispielsweise die CSU-Europa-Abgeordnete Gabriele Stauner und forderte die Bundesregierung auf, Verheugen als Kommissar zurückzuziehen.
"Bitte nicht veröffentlichen"
Doch der Bundeskanzlerin sind die Hände gebunden. Keine vier Wochen vor dem Beginn der deutschen Ratspräsidentschaft kann sie auf den "wichtigsten Mann in der EU-Kommission" (Merkel über Verheugen) nicht verzichten.
So sieht man in Brüssel mit gemischten Gefühlen dem Montag entgegen, wenn die pikanten Bilder von der Ostsee-Küste wohl veröffentlicht werden. CSU-Politikerin Stauner jedenfalls bat gestern öffentlich inständig darum, von einer Publikation Abstand zu nehmen: "Aus Gründen der Ästhetik bitte nicht veröffentlichen. Herr Verheugen nackt mit Baseball-Mütze: Schon im Interesse meiner Tochter im Teenageralter und aller jungen Mädchen ein deutliches 'Nein danke'."