Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) sieht das Reformationsjubiläum als Chance für eine weitere Annäherung von Katholiken und Protestanten. Vor dem offiziellen Beginn der Feiern zum 500. Jahr von Martin Luthers Thesenanschlag an diesem Montag in Berlin sprach sich der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm für eine „versöhnte Verschiedenheit“ beider Konfessionen aus. Selbst Papst Franziskus benutze mittlerweile diesen Begriff.
Eine „offene Wunde“ bleibe die Trennung beim Abendmahl, so der evangelische Theologe. Doch in dieser Frage sowie im Amtsverständnis der Geistlichen sei man sich theologisch nähergekommen, sagte der Ratsvorsitzende am Freitag im Gespräch mit Journalisten.
Auch der Papstbesuch beim Lutherischen Weltbund im schwedischen Lund an diesem Montag werde ein starkes ökumenisches Signal aussenden. „Ich hoffe, dass es diejenigen ermutigen wird, die in Zukunft den Tisch des Herren teilen wollen“, sagte Bedford-Strohm. Die Unterschiede seien „nicht kirchentrennend“.
Allerdings müssten sich Katholiken und Protestanten zum Schmerz bekennen, den sie sich über die Jahrhunderte in konfessionellen Auseinandersetzungen gegenseitig zugefügt hätten. „Wir wollen das auf den Tisch legen“, sagte der EKD-Ratsvorsitzende.
Bis zum Reformationstag im kommenden Jahr wollen die Protestanten mit Hunderten von Veranstaltungen weltweit an Luthers Thesenanschlag 1517 in Witterberg erinnern.
Schon zur Eröffnung in der Berliner Marienkirche an diesem Montag will die EKD das Verbindende betonen. Neben Bischof Bedford-Strohm und der EKD-Botschafterin für das Lutherjahr, Margot Käßmann, werden Berlins katholischer Erzbischof Heiner Koch und der griechisch-orthodoxe Metropolit Augoustinos Lambardakis den Gottesdienst gestalten.
Dabei soll erstmals ein Katholik die Luther-Medaille bekommen: Der Mainzer Bischof und frühere Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, soll für seine Verdienste um die Ökumene geehrt werden. Bei einem anschließenden Festakt im Berliner Konzerthaus wird Bundespräsident Joachim Gauck die Festrede halten. Der Gottesdienst (15.00 Uhr) wird live von der ARD übertragen, das ZDF sendet live (17.10 Uhr) aus dem Konzerthaus.